Bislang keine großen Public-Viewing-Veranstaltungen zur EM geplant

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Hunderttausende Fußballfans auf engem Raum ohne Masken und Abstand, sie jubeln lautstark und herzen sich: Szenen, die einem nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie fast einen Schrecken einjagen. Vieles, was bei den vergangenen großen Fußball-Turnieren Normalität war, wird bei der diesjährigen Europameisterschaft, die am Freitag (11. Juni) beginnt, anders sein. Bleibt die Frage, wie Fußball-Begeisterte ohne Stadion-Tickets das Turnier in diesem Jahr stimmungsvoll verfolgen können.

FANMEILE UND CO: Das Rudelgucken im ganz großen Ausmaß wird es nach aktuellem Stand in diesem Jahr in Folge der weiter geltenden Corona-Maßnahmen wohl kaum geben. Zu einer möglichen Fanmeile vor dem Brandenburger Tor in Berlin, wo bei vergangenen Turnieren Menschenmassen Jogis Jungs die Daumen drückten, sagte eine Sprecherin des üblichen Veranstalters der Deutschen Presse-Agentur: «Die Situation hat keine Planungssicherheit erlaubt.» Ein Sprecher des zuständigen Bezirksamtes Mitte erklärte, dass es keine Anträge für Public Viewing gegeben habe. Auch in Hamburg wird es das normalerweise übliche große Public Viewing auf dem Heiligengeistfeld nach Angaben der Wirtschaftsbehörde nicht geben. Ob kleinere Optionen in den einzelnen Bezirken genehmigt werden, liege in der Hand der jeweiligen Bezirksämter.

München, einziger deutscher Spielort bei dieser EM, hat sich dazu entschlossen, die Vorbereitungen für die geplante «Fan Zone» im Olympiapark nicht weiter zu verfolgen. Immerhin rund 14 000 Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen zu den Spielen in die Allianz Arena.

In Mecklenburg-Vorpommern sind bisher keine großen Public-Viewing-Veranstaltungen in Rostock und Schwerin angemeldet. Aus dem Ordnungsamt der Stadt Schwerin hieß es: Vermutlich lasse sich die momentan zulässige Zahl von Gästen bei den Veranstaltern wirtschaftlich nicht darstellen. Dem niedersächsischen Innenministerium sind keine Veranstaltungen im «außerhalb von Pandemiezeiten üblichen Rahmen» bekannt.

Ähnlich sieht es in Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen-Anhalt und Sachsen aus. Die Unsicherheit ist vielerorts noch groß. Weil sich die Pandemie-Lage derzeit merklich entspannt, ist aber nicht ausgeschlossen, dass bei Großveranstaltungen in den kommenden Wochen mehr möglich wird.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sprach sich für Public Viewing in geregeltem Rahmen aus. Denkbar wären aus seiner Sicht auch Modellprojekte, die sich an den bereits bekannten Regelungen für Profi-Sportveranstaltungen orientieren könnten. «Ich denke da vor allem an unsere Stadien, Plätze und Parkanlagen.»

BIERGÄRTEN UND RESTAURANTS: Profitieren vom Ausbleiben der ganz großen Events könnte die durch die Pandemie arg gebeutelte Gastronomie. Biergärten und Restaurants heißen zunehmend wieder Gäste willkommen. Die Regeln sind dabei bundesweit je nach Inzidenzzahlen unterschiedlich: Teilweise hat bisher nur die Außengastronomie geöffnet, an anderen Orten wird auch drinnen schon wieder bewirtet. In einigen Regionen muss man einen negativen Test oder einen Impf- oder Genesenen-Nachweis mitbringen. Zusätzlich gelten Abstands- und Hygieneregeln sowie Kapazitätsgrenzen.

Axel Hüpkes, Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes in Sachsen, rechnet etwa damit, dass gerade in Gebieten mit niedriger Inzidenz Gastronomen die Spiele in ihren Außenbereichen übertragen werden. «Die Leute lechzen danach, mal wieder mit einem Bier draußen auf der Terrasse zu sitzen und den Sonnenschein zu genießen», sagte er. In Hessen sagt der dortige DEHOGA-Hauptgeschäftsführer Julius Wagner: «Das kommt goldrichtig zur richtigen Zeit.»

Doch auch bei vielen Gastronomen herrscht noch Unsicherheit. «Irgendwas machen wir auf jeden Fall», sagte etwa Ulrich Bittner, Geschäftsführer vom Biergarten «Mückenwirt» in Magdeburg. Aber in welcher Art und Weise und welcher Form und Größe, müsse noch geklärt werden.

Bei aller Vorfreude erklärt auch Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des DEHOGA-Bundesverbandes: «Von Normalumsätzen sind wir aufgrund der geltenden Abstandsgebote und Kapazitätsbegrenzungen noch weit entfernt. Wie erfolgreich die Fußballwochen sein werden, hängt auch davon ab, ob uns der Wettergott hold ist.» Insbesondere Gaststätten mit Gärten oder Terrassen bereiten sich laut Hartges derzeit darauf vor, ihren Gästen, soweit es die geltenden Verordnungen und Abstandsgebote erlauben, attraktive Fußball-Erlebnisse zu bieten. Wie in den vergangenen Jahren würden Fernseher und Großleinwände aufgestellt.

EM DAHEIM: In den eigenen vier Wänden lässt sich die EM sicherlich mit dem geringsten Planungsaufwand verfolgen. Wer einen Balkon oder Garten hat, kann bei gutem Wetter vielleicht sogar an der frischen Luft schauen. Ansonsten muss die Couch im Wohnzimmer herhalten. Auch daheim geht es aber mitunter nicht ganz ohne coronabedingte Einschränkungen. Denn auch wenn die Kontaktregeln vielerorts deutlich gelockert wurden: Ganz große Grillpartys zum Fußball sind bisher nicht ohne weiteres möglich. Weiterhin gibt es Grenzen dafür, wie viele Menschen aus wie vielen Haushalten im privaten Raum zusammenkommen dürfen. (dpa)


 

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