Corona-Krise: Unternehmen verzichten auf Weihnachtsfeiern in der Gastronomie

| Gastronomie Gastronomie

Knapp drei Monate vor Weihnachten rechnet die deutsche Veranstaltungsbranche angesichts der Corona-Pandemie mit massiven Einbußen im Weihnachtsgeschäft. «In diesem Jahr geht die Zahl der Weihnachtsfeiern in den meisten Unternehmen gegen Null», sagt der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Veranstaltungsorganisatoren (VDVO), Bernd Fritzges, der Deutschen Presse-Agentur. Der Verband vertritt rund 600 Veranstaltungsplaner aus großen und mittelständischen Unternehmen, die Meetings und Firmenevents planen und zu denen auch Weihnachtsfeiern zählen.

Weihnachtsfeiern hätten in der Regel einen langen Vorlauf. In größeren Unternehmen begönnen die Planungen dafür im Frühjahr oder Sommer. «Der Ausbruch der Pandemie ist also in die Hauptplanungszeit für Weihnachtsfeiern gefallen», sagte Fritzges. Viele Unternehmen hätten sich daher gar nicht erst an die Planungen gesetzt. Wo Feiern schon gebucht oder geplant wurden, liefen nun meist Gespräche mit Caterern und Locations über Stornierungen oder Umbuchungen.

Das beobachtet auch der Caterer-Verband LECA. «Die Nachfrage für Weihnachtsfeiern ist fast nicht vorhanden», sagte LECA-Sprecher Georg Broich. Rund 90 Prozent der Buchungen für Weihnachtsfeiern seien bei den Verbandsmitgliedern bereits storniert. «Die Auswirkungen sind für unsere Branche dramatisch», sagte Broich. Üblicherweise mache das Jahresendgeschäft - je nach Betriebsgröße - 5 bis 20 Prozent des Jahresumsatzes aus.

1000 Gäste oder sogar mehr «corona-konform» zu bewirten, sei dabei durchaus möglich. «Viele der LECA-Mitglieder verfügen über ausreichend große Locations», erklärte Broich. Dazu gebe es zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen wie etwa eine Sitzplatzverfolgung, Desinfektionsmaßnahmen und Tanzverbote. «Was uns Caterern Angst macht, ist die Verunsicherung unserer Gäste durch die Politik», sagte Broich. Es müsse mehr Ruhe und Sachlichkeit in die Diskussion um steigenden Infektionszahlen kommen. Panikmache sei verfehlt.

Diese Einschätzung teilt auch die Agentur Hirschfeld aus Erfurt, die sich auf die Vermittlung von Firmenevents wie Weihnachtsfeiern spezialisiert hat. «Viele Firmen trauen sich in der aktuellen Lage einfach nicht zu buchen», sagte Geschäftsführer Nils Hirschfeld. Die ungewisse Entwicklung der Pandemie halte viele Unternehmen zurück. Außerdem sei die Sorge zu spüren, eine Weihnachtsfeier könnte sich zu einem möglichen Corona-Hotspot entwickeln. «Dieses Risiko wollen viele Arbeitgeber, viele Mittelständler mit 200 Beschäftigten und mehr nicht eingehen», sagte Hirschfeld.

Verglichen mit dem Vorjahr seien bislang lediglich 40 Prozent der Anfragen für Weihnachtsevents bei der Agentur eingegangen. Nur ein Bruchteil der Firmen, meist eher kleinere Betriebe mit 15 bis 20 Beschäftigten, buche dann auch ein Event.

Nachgefragt würden etwa mobile Outdoor-Weihnachtsmärkte, die auf den Firmengeländen aufgebaut werden und für die die Veranstalter eigene Hygienekonzepte entwickelten. «Da ist dann ausreichend Platz zwischen den Buden und die Menschen kommen sich etwa beim Glühweintrinken nicht zu nah», erklärte Hirschfeld. Darüber hinaus seien von Anbietern zuletzt auch Konzepte für Online-Feiern erarbeitet worden. Mitarbeiter träfen sich dabei vor dem Bildschirm, etwa um online gemeinsam Escape-Games zu spielen oder Plätzchen zu backen.

Aus Sicht von Hirschfeld ist dies nur ein Behelf - nicht alles könne online gelöst werden. «Viele Firmen schärfen gerade auch ihr Bewusstsein dafür, wie wichtig persönliche Begegnungen sind.»

Darauf setzt auch Mittelstandspräsident Mario Ohoven: «Gerade nach den corona-bedingten Einschränkungen, beispielsweise durch Homeoffice, ist es wichtig, das Wir-Gefühl im Betrieb wieder zu stärken. Das geht nicht digital», sagt Ohoven. Der Präsident des Mittelstandsverbands BVMW spricht sich daher für Weihnachtsfeiern aus. «Und wenn es im eigenen Betrieb nicht möglich ist, bleibt als bewährte Alternative die Weihnachtsfeier in einem Restaurant.»

In welchem Ausmaß das Weihnachtsgeschäft im Hotel- und Gaststättengewerbe betroffen sein wird, ist nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga noch nicht absehbar. Wie sich das Geschäft entwickele, hänge etwa von den jeweiligen Corona-Auflagen in den Ländern und den geltenden Hygienekonzepten für Veranstaltungen ab, so der Verband. «Die Advents- und Weihnachtszeit gehört für viele Gastronomen und Hoteliers zu den wichtigsten Wochen des Jahres», sagt eine Dehoga-Sprecherin. Zu dem Geschäft gehören nicht nur Firmenweihnachtsfeiern, sondern auch Zusammenkünfte im privaten Bereich oder Weihnachtsessen mit der Familie in Restaurants.

Der Dehoga-Landesverband Hessen ging zuletzt von sinkenden Gästezahlen in der Winterzeit aus. Es gebe bereits Absagen von Weihnachtsfeiern von Firmen, sagte der Hauptgeschäftsführer Julius Wagner. In Mecklenburg-Vorpommern wurden laut Landesverband dagegen zuletzt Jahresendveranstaltungen gebucht. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Eine mutmaßliche Schleuserbande soll über Jahre mehr als 20 Menschen als Köche ausgebeutet haben. Nun schlugen die Behörden mit einer großangelegten Razzia in Berlin und Brandenburg zu.

Der Siegeszug der Köchinnen aus Lateinamerika in der Spitzengastronomie reißt nicht ab. Bereits zum fünften Mal in Folge ist mit der Brasilianerin Janaína Torres eine Latina zur «besten Köchin der Welt» gekürt worden. Dabei leitet Torres nicht nur die Küche des beliebten Restaurants "A Casa do Porco" in ihrer Heimatstadt São Paulo.

Wer demnächst in Schwabing eine Pizza essen möchte, der sollte unbedingt das passende Kleingeld dabeihaben. Denn ein neues Lokal in der Herzogstraße will künftig die wohl teuerste Pizza der Stadt servieren. Die „Ho Lee Shit“-Pizza soll 79 Euro kosten. Dafür gibt es erlesene Zutaten wie Miyazaki Wagyu-Fleisch aus Japan und Kaviar.

Das Finale des Kochwettbewerbs Bocuse d'Or findet 2025 in Lyon ohne deutsche Beteiligung statt. Der für Deutschland ins Rennen geschickte Marvin Böhm, Sous-Chef im Restaurant Aqua in Wolfsburg, erreichte im Europa-Finale nur den 18. Platz von 20 Plätzen. Auf dem Treppchen finden sich Dänemark, Schweden und Norwegen.

Auch die Gastro-Marke Pottsalat hatte Hans-Christian Limmer, der zu einem rechten Treffen mit eingeladen haben soll, als Investor. Nach der Trennung wurde unter anderem eine „Bunt-ist-besser-Bow" ins Menü genommen. Deren Gewinne gehen nun an CORRECTIV.

Das kulinarische Aushängeschild des Fünf-Sterne-Resorts Schloss Elmau ist das mit zwei Michelin-Sternen und fünf schwarzen Kochhauben im Gault&Millau ausgezeichnete Restaurant Luce d’Oro, das ab sofort den japanischen Namen IKIGAI​​​​​​​ trägt.

Nach dem Erfolg des Restaurants Circolo Popolare in London, will der neuste Zuwachs der Big Mamma Group in Madrid die italienische Authentizität ehren. Und das als erstes Restaurant im Picasso Tower.

Der Sandwich-Gigant Subway hat eine Vereinbarung mit McWin Capital Partners getroffen, um das Management der Marke in Frankreich, der Tschechischen Republik, Luxemburg und Belgien zu übernehmen. McWin soll in den nächsten zehn Jahren weitere 600 Standorte entwickeln. McWin hatte zuletzt die Mehrheit bei Sticks'n'Sushi übernommen.

Anja Hirschberger, langjähriges Mitglied des Aufsichtsrats des Leaders Club Deutschland, tritt aus der Vereinigung aus und legt ihren Aufsichtsratsposten nieder. Zuvor waren bereits Gründungspräsident Thomas Hirschberger und Vorständin Kerstin Rapp-Schwan aus dem Leaders Club ausgetreten.

Der Guide Michelin​​​​​​​ hat seine aktuelle Restaurantauswahl für Frankreich vorgestellt. Der Jahrgang 2024 umfasst zwei neue Drei-Sterne-Restaurants, acht neue Zwei-Sterne-Restaurants, 52 neue Ein-Stern-Restaurants und neun neue Michelin Green Star-Restaurants.