Mehr als 100 Gastronomen, Hoteliers und Caterer haben in Koblenz mit der Aktion «Leere Stühle» auf die Not ihrer Branche in der Corona-Pandemie aufmerksam gemacht. Redner sprachen am Freitag im Freien vor vielen Hundert Stühlen am Deutschen Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel. Der Präsident des Dehoga Rheinland-Pfalz, Gereon Haumann, hatte schon vorher betont, es gelte «stellvertretend für die 13 500 Gastgeber» im Land Flagge zu zeigen, «um auf die prekäre Situation hinzuweisen, in die unsere Betriebe unverschuldet
durch die angeordnete Schließung gebracht wurden».
Ende Dezember würden die meisten Restaurants und Hotels in diesem Jahr insgesamt viereinhalb Monate komplett geschlossen haben. «70 Prozent unserer Gastgeber sehen sich aufgrund der erheblichen Umsatzverluste von bis zu 50 Prozent in diesem Jahr in ihrer Existenz akut gefährdet.» Die bisherige finanzielle Unterstützung von maximal 10 000 Euro sei für viele Betriebe nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es gehe um 150 000 Jobs: «Wie sollen unsere Betriebe die Löhne und Gehälter im Dezember zahlen, wenn die Kassen leer sind?» Noch vor Weihnachten müssten weitere finanzielle Hilfen fließen.
Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Jutta Blatzheim-Roegler, erklärte, angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen komme eine Wiedereröffnung von Gaststätten gegenwärtig nicht infrage. Daher müsse ihnen geholfen werden. «Dass die angekündigten Novemberhilfen noch nicht geflossen und noch nicht einmal zu beantragen sind, ist eine Zumutung und ein bundespolitisches Armutszeugnis», kritisierte Blatzheim-Roegler. Mit der Aktion «Leere Stühle» machen auch in anderen deutschen Städten Gastronomen auf ihre prekäre Lage aufmerksam.
«Leere Stühle» in Rostock: Gastronomiebranche fordert Klarheit
Vor zwei Wochen hat mit der Aktion «Leere Stühle» hat die Gastronomiebranche Mecklenburg-Vorpommerns in Rostock ebenfalls auf ihre prekäre Situation aufmerksam gemacht. Nach einem lautstarken Autokorso durch die Innenstadt stellten die Teilnehmer auf dem Neuen Markt der Hansestadt mehr als 40 Stühle auf. Es gehe nicht nur um die Gastronomie selbst, sagte die Sprecherin der Initiative, Stephanie Maass. Auch andere Branchen wie etwa der Lebensmittelhandel, Reinigungsbetriebe oder Veranstalter mit Tausenden Beschäftigten seien betroffen.
Für die Gastronomen bestehe das ganze bisherige Jahr 2020 aus Hoffen und Bangen. «Wir sind hier, um einen Fahrplan zu erhalten», sagte Maass. Das permanente Hickhack um Krankheitshäufigkeiten mit Schließungen, Vertröstungen auf neue Termine müsse aufhören. Auch nach dem Treffen von Bund und Ländern am vergangenen Mittwoch gebe es keine Möglichkeit zur Planung, um beispielsweise für das Jahresende und darüber hinaus Vorbereitungen zu treffen. Die Branche schaue nun auf das Treffen der Landesregierung mit den Spitzenvertretern verschiedener Verbände am Samstag.
Dabei müsse es klar sein, dass eine Öffnung nur über die Feiertage keinen wirtschaftlichen Sinn ergebe. Für Maass gehe es auch um Tausende Mitarbeiter, die ebenfalls kaum eine Perspektive haben. Die Branche fordere bei einer anhaltendenden Schließung eine finanzielle Entschädigung. (dpa)