Leaders Club: Politik muss Relevanz der Branche anerkennen

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Seit Mitte Mai dürfen gastronomische Betriebe in Deutschland wieder eingeschränkt Gäste empfangen. Für die meisten bedeuten die Infektionsschutzauflagen, laut einer Umfrage des Leaders Club, allerdings einen Umsatzrückgang von im Schnitt 67 Prozent.

„Die Kosten verändern sich dagegen kaum oder steigen im Verhältnis sogar“, erklärt Leaders Club-Präsident Michael Kuriat. „Ohne einen Rettungsschirm bleibt es deshalb dabei: Ein großer Teil der Restaurants wird die nächsten Monate nicht überleben. Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz der Branche mit ihren 224.000 Betrieben und 2,4 Millionen Mitarbeitern muss jetzt endlich von der Politik berücksichtigt werden!“

Die deutsche Gastronomie erlebt wegen des Corona-Lockdowns und der für die Wiedereröffnung der Betriebe geltenden Regularien seit Monaten drastische Umsatzeinbrüche – laut einer Umfrage des DEHOGA haben die meisten Restaurants seit dem Re-Start Mitte Mai 50-70 Prozent weniger in der Kasse als im Vorjahr. Auch der Leaders Club hat seine Mitglieder bundesweit nach ihren Erfahrungen in den ersten Tagen befragt. Die Ergebnisse bestätigen die düsteren Erwartungen. Nur ein sehr geringer Anteil von 7,14 Prozent der Befragten kann demnach unter den aktuellen Auflagen kostendeckend arbeiten. Gerade einmal 21,4 Prozent halten es unter den gegebenen Umständen für sinnvoller, ihre Restaurants zu öffnen als sie geschlossen zu halten.

Umsätze sinken, Kostenbelastung steigt

Der Vorstandsvorsitzende des Leaders Clubs, Patrick Rüther, verweist auf die typischen Kostenstrukturen in der Gastronomie, die einen wirtschaftlichen Betrieb eines Restaurants mit im Schnitt nur 30-50 Prozent der bisherigen Umsätze unmöglich machen. „Nicht nur, dass ein Großteil der Fixkosten wie Miete, Tilgung und Versicherungen konstant bleibt. Die Auflagen des Infektionsschutzes wirken sich auch negativ auf die variablen Kosten wie Personal und Wareneinsatz aus.“ Heißt: Einerseits werden mehr Mitarbeiter und Material gebraucht, um die Hygiene-Regeln umzusetzen. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Küche sind die Mitarbeiter dagegen oft nicht voll ausgelastet, weil weniger Gäste kommen.

Die Umfrage des Leaders Clubs bestätigt dies: Um 43 Prozent ist die Mitarbeiterproduktivität gesunken, während im Schnitt rund 60 Arbeitsstunden und etwa 2.500 Euro zusätzlich pro Betrieb aufgewendet werden mussten, um Pandemie- und Hygienepläne zu erstellen, die Mitarbeiter zu schulen und beispielsweise Desinfektionsmittel anzuschaffen.

Unbürokratische und gerechte Hilfen

„Um das Überleben der Restaurants – ohne Gewinn! – und damit 1,1 Millionen sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zu sichern, brauchen wir deshalb dringend einen Rettungsschirm mit unbürokratischen, gerechten und nicht zurückzuzahlenden finanziellen Hilfen, mit denen wir die höhere Kostenbelastung kompensieren können“, fordert Rüther. „Diese Gelder dürfen nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, sondern müssen denjenigen Betrieben zugutekommen, die in den vergangenen Jahren steuerehrlich gearbeitet haben.“

Rüther erinnert außerdem nachdrücklich an die Bereiche der Branche, für die es nach wie vor keine Perspektive gibt, ihren Geschäftsbetrieb wieder aufzunehmen. „Barbetreiber, Diskotheken, Clubs und Event-Caterer werden derzeit völlig alleingelassen! Und auch bei unseren Partnern aus der Zulieferindustrie ist diese Krise längst angelangt.“

„Die Gastronomie ist in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, resümiert Rüther und schließt mit dem eindringlichen Appell: „Damit sie es bleibt, muss die Politik jetzt endlich handeln!“

Die Umfrage

Der Leaders Club hat vom 18. Bis 25. Mai seine Mitglieder zu ihren Erfahrungen in den ersten Tagen der Wiedereröffnung ihrer Restaurants befragt. 40 Unternehmen aus ganz Deutschland haben sich daran beteiligt, sie repräsentieren 187 gastronomische Betriebe. Im Schnitt mussten sie die Zahl ihrer Sitzplätze auflagenbedingt um 56 % reduzieren. Bei 58 Prozent der Befragten hat sich die Verweildauer verringert, die Ausgaben pro Gast sanken im Schnitt um 26 Prozent. Der durchschnittliche Umsatzrückgang liegt bei 67 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

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