Streetfood in Zeiten von Corona: Aufgeben oder weitermachen?

| Gastronomie Gastronomie

Wenn sich Jochen Manske an den Beginn der Coronakrise erinnert, kommt er immer noch ins Schaudern: «Plötzlich stand man da, alle sind davon ausgegangen, das wird ein super Jahr - aber dann wurde plötzlich alles abgesagt», sagt der Marketing- und Vertriebsleiter vom Hamburger Spielbudenplatz. Streetfood war vor Corona aus der Hansestadt nicht wegzudenken. Egal, ob Musikfestivals, Straßenfeste oder in der Mittagspause - Gastronomen boten aufwendige Snacks aus ihren Foodtrucks. Und das kam richtig gut an. Ob das auch noch nach Corona so sein wird - da ist sich Jochen Manske unsicher.

«Die Lage ist angespannt», betont er. Das Geschäftsmodell «Foodtruck» beruhe auf Großveranstaltungen, Caterings und dem Geschäft zur Mittagszeit. «Durch Corona sind diese wichtigen Säulen stark beziehungsweise komplett weggebrochen», so Manske. Hinter den meisten Foodtrucks stünden Einzelunternehmer. Kaum einer von ihnen habe sich für die Coronakrise ausreichend Reserven zurücklegen können.

Im Sommer 2020 sollten auf dem Spielbudenplatz in der Nähe der Reeperbahn eigentlich mehrere Streetfoodfestivals stattfinden. Im vergangenen Jahr boten dabei 40 mobile Küchen vielfältige Gerichte aus aller Welt. Dieser Tage ist das große Areal im Herzen Hamburgs mit Absperrungen umzäunt. Wie zu Corona üblich, müssen Gäste ihre Kontaktdaten am Eingang hinterlegen. Ein Schild erinnert sie unter anderem an den Mindestabstand und das regelmäßige Händewaschen. Unter diesen Bedingungen seien Veranstaltungen wie im Vorjahr schlicht nicht möglich gewesen, bedauert Manske.

Arbeitslosengeld oder neuer Job

«Wir bringen Menschen zusammen, die zusammen eine schöne Zeit haben wollen. Das ist in Anbetracht der aktuellen Hygienemaßnahmen eine denkbar schlechte Idee», analysiert Manske. Er berichtet von Fällen, bei denen Foodtruckbetreiber Arbeitslosengeld beantragen mussten oder notgedrungen sich einen neuen Job gesucht haben.

Nur wenige hätten auf dem bisherigen Höhepunkt der Coronakrise weitergemacht, sagt Manske. Einer von ihnen: Roland Schmidt. Sein feuerroter Imbisstruck steht an diesem Tag auch auf dem Spielbudenplatz. Statt der geplanten 40 stehen nur noch drei Foodtrucks auf dem Platz. Als Schmidt gegen späten Nachmittag seinen Truck aufbaut, ist der Spielbudenplatz noch leer. Das richtige Geschäft beginne ohnehin erst in ein paar Stunden, versichert er. Hinter ihm brutzeln verschiedene Bratenkreationen. Während er aufbaut, rührt immer mal wieder in einem großen Topf mit Currywurst, Zwiebeln und Paprika - seine ganz eigene Interpretation der «Schaschlikcurrywurst».

In der Hamburger Streetfoodszene gehöre er noch zu den Neulingen, sagt Schmidt. «Ja, das war eine Art Feuertaufe», erinnert er sich lachend. Der 57-Jährige lebte lange auf Mallorca, wo er ein Cateringunternehmen führte. Dann ist er der Liebe wegen in die Hansestadt gezogen. Die Grillerei in seinen feuerroten Truck betreibe er erst seit etwas mehr als einem Jahr.

Guter Ausblick, dann kam Corona

Im Sommer 2019 seien er und sein Team für 50 Einsätze gebucht worden. Dazu gehörten Veranstaltungen wie die «Cruise Days» und verschiedene Streetfoodfestivals. Bei dem Heavy-Metal-Festival in Wacken gingen damals laut Schmidt in fünf Tagen 1,2 Tonnen Fleisch über seine Theke. Der Ausblick für 2020 sah nach eigenen Angaben zunächst verlockend aus: 140 Veranstaltung waren demnach geplant. Doch dann kam Corona. Viele Veranstaltung wurden abgesagt. «Bei dem Rest werden wir es jetzt sehen», sagt Schmidt hoffnungsvoll.

«So langsam fangen wieder kleine Caterings an, das hätte im letzten Jahr niemand gemacht, das sind jetzt die kleinen Hoffnungsschimmer», sagt auch Jochen Manske. Neben seinem Job beim Hamburger Spielbudenplatz betreibt er die «Lunch-Karawane». Das Unternehmen vermittelt Streetfood-Angebote an Veranstalter. Manske berichtet, dass zurzeit Foodtrucks ansässige Gastronomen in Ferienregionen unterstützten. «Da konnten wir fünf Standplätze vergeben, die sich jetzt in der Ferienzeit rechnen. Für alle Hamburger Foodtrucks ist das sicherlich nicht die Lösung», so Manske.

Foodtruck-Besitzer Roland Schmidt ist Optimist, sagt er. Der 57-Jährige habe sich an das Auf und Ab in der Gastronomie gewöhnt. Er hoffe nun, dass er seinen feuerroten Foodtruck in ein paar Monaten auf den Weihnachtsmarkt stellen könne. «Wenn der nicht stattfindet, dann wird es sehr, sehr eng», befürchtet er. «Dann droht die Pleitewelle erst recht.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

18 Nachwuchsköchinnen und -köche lieferten sich beim INTERNORGA Next Chef Award 2024 zwei Tage lang ein spannendes Rennen und verblüfften die Jury sowie das Live-Publikum mit ihren kulinarischen Kreationen. Über den Award durfte sich der 23-jährige Niklas Herrmann von Aramark in Frankfurt freuen.

Pressemitteilung

Im Rahmen des diesjährigen „Lokaltermins“ zur Interrnorga wurden wieder drei prominente Preisträger mit dem Gastro-Stern-Award geehrt. Den Gala-Abend des 17. Lokaltermins eröffneten traditionell die beiden Gastgeber Peter Hack und Frank Remagen im Namen der diesjährigen Marken-Partner.

Das neue Konzept für das zweistöckige Pressecafé am Alexanderplatz nimmt Gestalt an. Die Umbauarbeiten, die aus der historischen Location einen modernen Ort des Genusses machen sollen, werden wie geplant am 15. Mai 2024 enden.

Woher stammen die besten vegetarischen Speisen? Und welche Restaurants bevorzugen die Menschen aus Zürich, Luzern oder Bern, wenn sie Essen nach Hause bestellen? Just Eat hat in 20 Kategorien die Restaurant Awards-verliehen.

Ein Gastronom aus Waiblingen geht einen außergewöhnlichen Weg, um gegen die Mehrwertsteuererhöhung zu protestieren. In seinem Wirtshaus bietet er seine Gerichte aktuell zu einem Einheitspreis von 6,90 Euro an.

Fünf junge Gastro-Konzepte aus Deutschland und Österreich traten bei der Internorga in Hamburg gegeneinander an, um im Live-Voting durch rund 300 Zuschauer einen Hauptgewinner zu ermitteln. Food Trucks United gewinnt Deutschen Gastro-Gründerpreis 2024.

Das Essener Restaurant „Löwe“ ist von Cyberkriminellen erpresst worden. Gastronom Lars Becker erhielt per E-Mail ein Erpresserschreiben, in dem eine kriminelle Gruppe – angeblich aus Russland – 2.000 Euro fordert.

Deutschlands 100 führende Unternehmen der Gastronomie haben 2023 mit 17 Milliarden Euro Nettoumsatz 14,2 Prozent mehr umgesetzt als 2022. An der Spitze stehen McDonald’s, Burger King und Tank & Rast.

Der Kochboxen-Versender Hellofresh erwartet für das laufende Jahr einen Ergebnisrückgang. Gründe dafür seien höhere Investitionen und Marketingkosten sowie ein geringeres Volumen für die Kochboxen.

Die Concept Family Franchise AG (ehemals Enchilada Gruppe) präsentiert gemeinsam mit Franz Leibinger, einem renommierten Experten der Schlager-Musikbranche mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung vor sowie hinter der Kamera, den Start des neuen Gastro-Konzeptes „Schlager Café”.