Booking.com-Urteil: Wie Hoteliers sich jetzt verhalten sollten

| Hotellerie Hotellerie

Vor ein paar Wochen hat das Oberlandesgericht Düsseldorf Booking erlaubt, Hotels niedrigere Preise auf deren Webseiten zu untersagen. myhotelshop-CEO Ulli Kastner erklärt, was Hoteliers zum booking.com-Urteil wissen sollten und gibt Handlungsempfehlungen für Gastgeber.

Was genau wurde bei dem Urteil entschieden?

Ulli Kastner: "Im Grunde wurde dem Anliegen des Kartellamtes und der IHA widersprochen und die Unzulässigkeit der Ratenparitätsklauseln in den AGB’s von booking.com aufgehoben.

Die Begründung ist erstaunlich. Der Richter hat Sorge, dass Kunden, die sich auf booking.com Hotels aussuchen, dann aufgrund besserer Preise auf den Hotelwebseiten direkt buchen. Diese Ungerechtigkeit sei einem Marktführer wie booking.com nicht zuzumuten.

Interessanterweise gibt es Erhebungen (die dem Richter sogar vorliegen) die von gerade mal 5-6 % aller User ausgehen, die wirklich diesen Weg wählen. Wenn man nun noch bedenkt, wie viele Leute u.a. auf Google nach einem Hotelnamen konkret suchen und dort wegen unausgewogenen Marketingverhältnissen eher bei booking.com statt auf der Hotelwebseite landen, ist diese Begründung  fast schon als absurd anzusehen.

Was einen Richter hier bewegt, ist in meinen Augen nicht nachzuvollziehen. Wenn man die Hintergründe recherchiert, scheint es vom Richter ohne Einwirkung von booking.com proaktiv ins Spiel gebracht worden sein. Er scheint sich in seiner Begründung sogar so sicher zu sein, dass er jegliche Revision in höheren Instanzen unmöglich gemacht hat."

Welche Auswirkungen hat das Urteil zu Gunsten von booking.com?

Ulli Kastner: "Zuallerst kann booking.com nun ohne gesetzliche Kontrolle Hotels mit all seiner Marktmacht zur Ratenparität zwingen. Ob und wie booking.com das nun wirklich offen durchsetzt, bleibt abzuwarten.

Wichtiger in meinen Augen ist jedoch der Präzedenzfall, der sich daraus auch für andere Branchen ergibt. Kann ein Amazon nun jede Marke (adidas, etc.) dazu zwingen, nicht günstiger zu verkaufen als auf Amazon? Ich denke, dem Richter ist gar nicht bewusst, welcher Ketteneffekt sich hier ableiten lässt."


Viele Hoteliers sind verunsichert, wie sollte man sich jetzt verhalten?

Ulli Kastner: "Hotels, die günstiger auf der eigenen Webseite verkaufen, kann ich nur raten – macht dies weiterhin. Es gilt das Prinzip: es gibt Alternativen. booking.com bekommt einen Großteil seiner Kunden über Google und Metasuchen wie TripAdvisor und trivago. Hotels müssen dort mit der eigenen Seite sichtbar sein  und dies ist mit einem Preisvorteil günstiger und effizienter.

Gibt man das auf, verliert man dort den Markt an booking.com, erhöht die Abhängigkeit weiter, nimmt indirekt auch die Dynamik des Wettbewerbs zwischen diesen Playern raus und die monopolitisch anmaßenden Strukturen von booking.com werden nur noch größer. Dieser Spirale muss man entgegenwirken.

Märkte funktionieren nur, wenn man viele Vertriebsplattformen hat. Hotels brauchen die Wahl und müssen die Chancen des Direktvertriebs nutzen. Wer ein gutes Produkt, eine gute Lage und eine gute Webseite hat, wird sich auch einem booking.com widersetzen können. Wir sehen das bei vielen unserer Kunden. Wer sich ausschließlich über den Preis definiert, wird aber ein Problem bekommen.

Zudem kann ich nur raten, jegliche Korrespondenz mit booking.com aufzuheben. Auch wenn diese älter als 10 Jahre ist. Ich denke das letzte Wort ist in diesem Kontext noch nicht gesprochen. Und wie man beim Urteil gegen HRS gesehen hat, zahlt sich langer Atem und eine gute Verbandsarbeit (IHA) aus. So werden die Mutigen gegebenenfalls doch noch belohnt."

Mehr Info zu Ulli Kastner und myhotelshop: www.myhotelshop.com


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Accor eröffnete das Mercure ICON Singapore City Centre mit 989 Zimmern in der Club Street. Das Hotel ist mit 989 Zimmern die weltweit größte Hotel der Marke.

Palladium Hotel Group steigt mit Ushuaïa Unexpected Hotels & Residences in den Nahen Osten ein. Das ehrgeizige Projekt, das Investitionen von mehr als 100 Millionen Dollar erfordern wird, umfasst 442 Hotelzimmer und Wohneinheiten.

Im Wiesbadener dem Dorint Pallas-Hotel mit 297 Zimmern und 30 Suiten, ist in den vergangenen Monaten bei laufendem Betrieb für rund 2,5 Millionen Euro die gesamte Hotelhalle mit Rezeption, Hotelbar und Ballsaal modernisiert worden. Dazu wurde ein „Creative Space“ neu geschaffen.

Die Kempinski-Gruppe führt die Marke Bristoria in China ein und eröffnet ein am See gelegenes Kempinski-Hotel der Luxusklasse in der Wirtschaftsentwicklungszone von Yangzhou.

Die MHP Hotel AG setzt ihre positive Entwicklung fort und berichtet über ein starkes erstes Quartal 2024. Der Betreiber von derzeit neun Hotels im Premium- und Luxus-Segment meldet mit 65 Prozent eine deutlich über dem Vorjahreswert (60 Prozent) liegende Belegungsquote.

Der Co-Living-Anbieter The Base eröffnet sein erstes Haus in München und erweitert das Übernachtungs- und Wohnangebot in der bayerischen Hauptstadt um 133 modern möblierte Mikro-Apartments und 21 Hotelzimmer.

Kurz nach dem 150. Jubiläum hat das Ringhotel Sellhorn in den letzten Monaten alle Zimmer und Suiten sowie die Badezimmer im Eichenblickflügel komplett renoviert und neu gestaltet. Die Lage der Vier-Sterne-Herberge, mitten in der Natur der Lüneburger Heide, ist auch im neuen Design der Hotelzimmer zu spüren.

In Kassel haben 25 Serviced Apartments der Marke „Hood House“ eröffnet. Für den Betreiber, die Sicon-Hospitality, ist es eine doppelte Premiere: Ihre ersten Serviced Apartments in Kassel sind zugleich die ersten, die das Unternehmen außerhalb des Firmensitzes Hamburg an den Start bringt.

Der Diebstahl wertvoller Weine aus dem Hotel-Restaurant Kronenschlösschen im Rheingau im Januar 2021 ist aufgeklärt, wie die Eigentümerfamilie Ullrich mitteilte. Der Vorfall hatte nicht nur wegen des beträchtlichen Schadens von 240.000 Euro für Aufsehen gesorgt, sondern auch, weil zunächst sogar gegen die Ullrichs ermittelt wurde.

Pressemitteilung

Die Platzl Hotels in München haben sich für die Lösungen von Shiji entschieden, um ihre Betriebsabläufe zu optimieren und das Gästeerlebnis zu verbessern. Heiko Buchta, General Manager der Platzl Hotels, sagt, warum sich das Unternehmen für diese Technologie entschieden hat und freut sich mit „Shiji auf diese Reise zu gehen “.