Internationaler Frauentag: Deutsche Hilton-Managerinnen im Interview

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Seit Dezember 2020 wird Hilton in Deutschland mit Gisela Münchgesang, Area General Manager Germany North & East, und Karin van den Berg, Area General Manager Germany South & West, von zwei weiblichen Managerinnen geführt. Pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März hat Tageskarte mit beiden unter anderem über ihre persönlichen Erfahrungen in der Branche sowie ihre Vorstellungen und Rollen als weibliche Führungskraft gesprochen. 

Aus Ihrer persönlichen Erfahrung heraus: Warum würden Sie anderen Frauen eine Karriere in der Hotellerie empfehlen?

Gisela: Ich wusste vom ersten Tag meiner Laufbahn an, dass ich eines Tages General Managerin eines großen Hotels sein will. Es hat mich gereizt, das tägliche Treiben in einem internationalen Hotelbetrieb zu managen – und ich habe mich darauf gefreut, dass etwas wie langweilige Routinearbeit quasi nicht vorhanden ist und es ständig wechselnde Interaktionen mit Gästen, Teammitgliedern und anderen Kolleg*innen der Hotellerie gibt.

Natürlich hat sich der Job im Laufe der Jahre verändert und beinhaltet zunehmend auch Datenanalysen und betriebswirtschaftliches Denken, aber letztendlich geht man nach einem Arbeitstag immer noch mit dem warmen Gefühl nach Hause, Menschen glücklich gemacht zu haben, indem man so vielen Reisenden ein Zuhause fernab der Heimat bietet. Denn das ist es, was wir im Wesentlichen tun. Wir arbeiten in einer Branche, die sich auf den Menschen fokussiert, und in der es zahlreiche Möglichkeiten gibt, sich unabhängig von Hintergrund oder Ausbildung beruflich weiterzuentwickeln.

Karin: Auch für mich ist das Gastgewerbe die beste Berufswahl, unabhängig vom Geschlecht! Ich liebe die dynamische Natur unserer Branche, kein Tag ist wie der andere. Für jeden, der Arbeit und Privatleben unter einen Hut bringen möchte, bietet das Gastgewerbe flexible Modelle, die es einem ermöglichen, die Arbeitszeiten an das anzupassen, was man in dem Moment im Leben braucht. Zu wenige Menschen sind sich der flexiblen Arbeitsmuster bewusst, die es in der Branche gibt, um sich dem individuellen Lebensstil anzupassen.

Neben Stellen, die flexible Schichtmodelle bieten, gibt es auch solche in den Bereichen Finanzen, Marketing oder Vertrieb, die eine Arbeit von zu Hause ermöglichen. Und wenn sich die persönliche Lebenssituation ändert, etwa weil das Familienleben einen anderen Arbeitsrhythmus erfordert oder jemand den Turbo für die Karriere in der Führungsetage einlegen möchte, stehen verschiedene Joboptionen zur Verfügung, die beim Erreichen dieser Ziele unterstützen. Ich denke, diese Flexibilität ist eine großartige Möglichkeit für Frauen, da wir im Laufe unseres Lebens viele wichtige Bereiche unter einen Hut bringen müssen.  

Welche Chancen und Herausforderungen gibt es in der Hotellerie für Frauen?

Karin: Persönlich denke ich, dass das Gastgewerbe als Karriereweg viel mehr Chancen für Frauen bietet als Herausforderungen. Man könnte sagen, dass wir im Vergleich zu anderen Branchen einen Schritt voraus sind. Dies wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass Frauen in den frühen und mittleren Karrierestufen sehr stark vertreten sind - und wir setzen uns dafür ein, dies auch auf höherer Führungsebene durchzusetzen. Bei Hilton sind wir stolz darauf, dass wir seit langem "Women in Leadership" und verschiedene andere Mentoring-Programme haben, um Frauen zu ermutigen, den nächsten Karriereschritt zu wagen.

Gisela: Fast alle Berufe haben noch Hürden zu überwinden, wenn es um die Geschlechtervielfalt geht. Ich persönlich habe mich als Frau im Gastgewerbe nie benachteiligt gefühlt. Im Gegenteil, ich empfand es als eine inklusive Branche mit Chancen für alle. Was die Herausforderungen angeht, so müssen wir aber besser kommunizieren, was unsere Branche in Bezug auf vielfältige Joboptionen, flexible Arbeitsbedingungen, schnelle Karrierefortschritte und persönliche Selbstverwirklichung bietet. Wir müssen pragmatischer mit den alltäglichen Herausforderungen umgehen, die Frauen bei der Bewältigung ihres Privat- und Berufslebens zu lösen haben –  angefangen bei der Kinderbetreuung oder Krankheit der Kinder, der Arbeit von zu Hause oder dem Wiedereinstieg in das Berufsleben, sobald die Kinder erwachsen werden.   

Karin: Ich denke, ich spreche im Namen von uns beiden, wenn ich sage, dass einige unserer größten Herausforderungen in diesem Jahr stattgefunden haben. Es war schwierig, die Teams durch diese Krise zu führen und sicherzustellen, dass die Mitarbeiter*innen während der Pandemie motiviert bleiben. Wir mussten Änderungen in unseren Abläufen antizipieren und gleichzeitig sicherstellen, dass Hilton in Sachen Hygiene und Sauberkeit führend ist sowie den Gästen einen Service auf höchstem Niveau bietet. Die Stimmung in der Welt der Remote-Arbeit zu verbessern und Beziehungen zu den Teams aufzubauen, wenn der persönliche Kontakt begrenzt ist, das war eine echte Herausforderung. Ich bin aber sehr stolz darauf, wie wir mit der bislang größten Krise unserer Branche umgegangen sind.

Was sind Ihre Vorstellungen und Rollen als weibliche Führungskraft und wie unterstützen Sie persönlich die Entwicklung anderer Frauen in ihrem Umfeld?

Karin: Vor einer Weile habe ich den Satz gehört: "Manchmal wird der Mangel an weiblicher Führung nicht durch eine gläserne Decke verursacht, sondern eher durch einen klebrigen Boden". Ich denke, da ist etwas Wahres dran, und damit wir alle Frauen weiterhin in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützen können, müssen wir sicherstellen, dass wir die gläserne Decke und den klebrigen Boden zugleich ansprechen. Wir müssen Karrieremöglichkeiten eröffnen und Frauen ermutigen, den Sprung zu wagen.

Gisela: Auch ich bin der festen Überzeugung, dass ein großer Teil unserer Aufgaben darin besteht, Talente aus allen Gesellschaftsschichten zu ermutigen, ihre Karriereziele zu erreichen. Es ist absolut entscheidend, dass wir den Menschen helfen, über Barrieren hinwegzusehen, die sie vielleicht als Hindernis für ihre Entwicklung wahrnehmen. Bei Hilton sind wir uns der Bedeutung von Vielfalt bewusst und setzen uns dafür ein, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Frauen weiterentwickeln und ihre Karriere durch Leadership-Events, Mentoring-Programme oder unsere Thrive@Hilton-Initiative ausbauen können.

Was kann das Hotelgewerbe tun, um Frauen weiter zu fördern?

Gisela: Wir müssen Frauen weiterhin die Möglichkeit geben, ihre Arbeitszeiten frei zu wählen, und sicherstellen, dass dies nicht als Hindernis für den beruflichen Aufstieg gesehen wird. Wir sind stolz darauf, unsere Kolleginnen bei der Verwirklichung ihrer Karriereambitionen zu unterstützen, und wir müssen weiterhin mehr erstklassige Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten anbieten, einschließlich Graduiertenprogrammen und betrieblichen Mentoring-Programmen.

Karin: Ich würde sagen, wir müssen auch weiterhin den Wert einer vielfältigen Belegschaft erkennen, und dass ein vielfältiges Denken zu besseren Ideen führt. Als Branche müssen wir uns noch früher für Frauen und ihre Karriere einsetzen sowie mehr Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung anbieten, einschließlich Lehrstellen, Graduiertenprogrammen und Sabbaticals. Ich glaube das ist extrem wichtig, um Frauen zu ermutigen, in Führungspositionen aufzusteigen.      

Was sind Ihre wichtigsten Führungstipps?

Gisela: Das erste wäre, sich selbst zu vertrauen. Du kannst es schaffen! Was auch immer es kostet, wenn man liebt, was man tut, ist es das wert. Es ist kein Geheimnis, dass alles möglich ist, wenn man hart arbeitet und es wirklich will. Außerdem sollte man für das Richtige eintreten und gegen das, was nicht richtig ist. Das bedeutet, unbewusste Vorurteile auszumerzen - selbst scheinbar kleine und triviale Dinge.

Karin: Mein wichtigster Rat für Führungskräfte wäre, ehrlich und transparent zu sein, aber positiv zu bleiben und Menschen immer Hoffnung zu geben.

Wenn Sie nun Ihrem jüngeren Ich einen Rat geben könnten, was würden Sie sagen?

Karin: Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeiten, die ich bekommen habe und die ich mir selbst schaffen konnte. Wenn es etwas gibt, womit ich früher in meiner Karriere hätte anfangen sollen, dann wäre es wahrscheinlich aktiv an meinem beruflichen Netzwerk zu arbeiten. Es ist unglaublich, wie viel man gewinnen kann, wenn man seinen Horizont erweitert, indem man sich mit Menschen innerhalb und außerhalb der eigenen Organisation verbindet. Es bringt neue Energie, andere Einsichten und bietet Chancen, sowohl kurz- als auch langfristig.

Gisela: Es gab in der Vergangenheit definitiv Situationen, in denen ich mutiger hätte handeln und den nächsten Karriereschritt vorantreiben sollen. Manchmal sind Frauen einfach zu bescheiden, wenn es um das berufliche Weiterkommen geht. Wir neigen dazu, übermäßig selbstkritisch zu sein, wenn wir in Wirklichkeit den Job besser machen könnten als ein anderer Kandidat. 


 

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