Motel One-Chef Dieter Müller bezeichnet Corona-Hilfen als Witz und Wettbewerbsverzerrung

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Der Chef und Gründer der Hotelgruppe Motel One, Dieter Müller (66), ist enttäuscht von den Novemberhilfen. «Wir haben bislang 50.000 Euro als Abschlagszahlung erhalten. Für die gesamte Gruppe mit 75 Hotels. Das ist ein Witz», sagte er dem Magazin «Wirtschaftswoche».

Der Düsseldorfer Hotelier Otto Lindner, der auch Vorsitzender des Hotelverbandes ist, beklagte: «Wir kommen gegen das politische Narrativ nicht an. Scholz und Altmaier stellen sich immer wieder als große Unterstützer ins Fernsehen, verkündigen eine Bazooka nach der anderen - und schieben uns dann ins Kleingedruckte ab.»

In einem Beitrag für das digitale Branchenmagazin hospitalitiyinside.com spricht Alexander Fitz, CEO der deutschen H-Hotels, von totalem Versagen an allen Stellen. Es sei erschütternd, mit welchem Dilettantismus und welcher Inkompetenz die politischen Akteure arbeiten dürften. Alle Vorschläge aus der Hotellerie, egal wie sinnvoll sie gewesen seien oder sind – seien und würden entweder direkt ignoriert oder erst gar nicht verstanden oder verstanden und dann ignoriert. Dabei habe es sehr viele konstruktive und sinnvolle Vorschläge der Branche gegeben. «Wenn die Politik jedoch noch nicht mal wissenschaftlichen Fakten folge, warum sollte sie dann systemirrelevanten Unternehmer-Vorschlägen folgen?», fragt Fitz. Um die Gemüter zu beruhigen, habe man sich dann die «Novemberlüge» ausgedacht. 

Auch Dieter Müller von Motel One stößt auf, dass in der Öffentlichkeit suggeriert werde, dass seine Branche großzügig mit Staatsmilliarden beschenkt werde. «Man hat den Eindruck, dass die Bundesregierung die Mittelständler um ihre Existenz bringen will», kritisiert Müller. Als «Wettbewerbsverzerrung» bezeichnet er, dass die Überbrückungshilfen bis zum vergangenen Herbst nur für kleine und mittlere Unternehmen gegolten hätten.

Laut der «Wirtschaftswoche» habe Müller auf 25 Millionen Euro gehofft, die Hilfen sind jedoch auf eine Million Euro begrenzt. Für das abgelaufene Jahr rechne Müller mit einem Verlust von 100 Millionen Euro für seine Hotelgruppe – nach einem Vorsteuergewinn von 166 Millionen Euro im Jahr 2019.

«Verheerende Folgen» für das Gastgewerbe in Deutschland durch Corona-Pandemie

Reisebeschränkungen und zeitweise Übernachtungsverbote für Privatleute in der Corona-Pandemie haben das Hotelgewerbe in Deutschland 2020 mit voller Wucht getroffen. Nach ersten Schätzungen des Statistischen Bundesamtes ist die Zahl der Übernachtungen von Reisenden aus dem In- und Ausland gegenüber dem Vorjahr um 40 Prozent auf das Rekordtief von 299 Millionen gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit dem Vorliegen gesamtdeutscher Ergebnisse im Jahr 1992 mit damals 318,4 Millionen Übernachtungen, wie die Wiesbadener Behörde am Mittwoch mitteilte.

Zeitweise Übernachtungsverbote für Privatreisenden setzten Hotels, Pensionen und anderen Beherbergungsbetrieben hart zu. Zudem fehlten Geschäftsreisende und internationale Gäste. Wegen der Pandemie waren reihenweise Messen, Konferenzen und andere Veranstaltungen abgesagt worden.

Der Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick, sprach von verheerenden Folgen der Pandemie für den Deutschlandtourismus und damit für das Gastgewerbe. Er bezifferte den Umsatzverlust von März bis Dezember 2020 auf fast 40 Milliarden Euro. Damit habe die Branche die Hälfte ihrer Umsätze verloren.

Die massiven Einbrüche bei den Übernachtungen und Umsätzen infolge des ersten Lockdowns im Frühjahr hätten sich auch nicht durch eine mancherorts gute Sommersaison kompensieren lassen. Seit Anfang November befindet sich die Branche wieder im Lockdown. Gaststätten sind für Besucher geschlossen, touristische Übernachtungen in Hotels wieder tabu. Seit dem 16. Dezember sind zudem auch wieder viele Geschäfte in Deutschland geschlossen. Damit soll die Ausbreitung des Coronavirus gebremst werden.

Streit um Wirtschaftshilfen - Regierung wirbt um Vertrauen

Angesichts der länger andauernden Corona-Krise wirbt die Bundesregierung bei der Wirtschaft um Vertrauen. «Wir haben die Mittel, die nötig sind, und wir werden sie auch einsetzen. Darauf kann jeder und jede in der deutschen Wirtschaft vertrauen», sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Aus der Wirtschaft kam verstärkt Kritik sowohl am Tempo der Auszahlungen als auch am Umfang der Hilfen. Innerhalb der Koalition aus Union und SPD wurden Vorwürfe laut, die sich entweder gegen Scholz oder Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) richteten.

Unternehmen können Anträge auf Corona-Hilfszahlungen des Bundes nun länger stellen als bislang geplant. Die Antragsfrist für die November- und die Dezemberhilfe wurde bis 30. April verlängert, für die Überbrückungshilfe II bis 31. März, wie das Wirtschaftsministerium am Donnerstag mitteilte. Mit der November- und Dezemberhilfe sollen Firmen, Selbstständige, Vereine und Einrichtungen entschädigt werden, die von Schließungen betroffen sind. mit der Überbrückungshilfe II werden betriebliche Fixkosten wie Mieten und Pachten für den Zeitraum September bis Dezember 2020 erstattet.

Altmaier verteidigte die Corona-Hilfen der Bundesregierung und zeigte zugleich Verständnis für die Kritik von Unternehmern. «Wir haben seit Beginn der Pandemie 75 Milliarden Euro an die Wirtschaft gegeben, an kleine selbstständige Mittelständler, an größere Unternehmen», sagte er am Mittwochabend im ZDF-«heute journal». Hinzu kämen 20 Milliarden Euro für Kurzarbeitergeld. «Aber es ist für den, der immer noch wartet und das Geld dringend braucht, natürlich eine große Geduldsprobe, und dann habe ich für Kritik auch viel Verständnis.»

Scholz sagte: «Die Hilfen für die Unternehmen sind wichtig - und da muss ich den Kollegen Altmaier auch vor Kritik etwas in Schutz nehmen: In kurzer Zeit musste eine Plattform programmiert werden, auf der bundesweit diese Hilfen beantragt werden und teilweise sogar automatisiert ausgezahlt werden können. Das ist technisch nicht trivial.»

Verbände hatten die Regierung zuletzt scharf kritisiert, weil es Verzögerungen bei der Auszahlung der Novemberhilfen, das sind Zuschüsse für Firmen, gegeben hatte. Die Auszahlung über die Länder begann erst am Dienstag. Zum anderen gibt es Kritik an Bedingungen für die Überbrückungshilfen.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) bewertete die Antragsstellung der Überbrückungshilfen als zu kompliziert und die Bewilligung als langwierig. «Die Wirtschaft benötigt hier schnellere Verfahren, damit das Überleben der Unternehmen in der Pandemie gesichert wird», sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig dem «Handelsblatt».

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) nahm Minister Scholz für die stockende Auszahlung der Novemberhilfen in die Verantwortung. «Das ist kein Meisterwerk des Bundesfinanzministers. Wer mit großen Worten eine Bazooka und einen Wumms ankündigt, darf nicht an Ladehemmung scheitern», sagte der Kandidat für den CDU-Vorsitz dem «Handelsblatt». Die Unternehmer schüttelten zu Recht mit dem Kopf.

Dagegen wies Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) auf die Zuständigkeit Altmaiers hin. Scholz habe dafür gesorgt, dass die notwendigen Mittel zur Verfügung stünden. «Jetzt muss der zuständige Bundeswirtschaftsminister Altmaier dafür sorgen, dass die Hilfen auch zügig bei den Unternehmen ankommen, die dringend darauf warten», sagte Lambrecht dem «Handelsblatt». (Mit Material der dpa)


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