Preis-Dumping ist keine Strategie – alle Tasten der Vertriebsklaviatur im Hotel müssen jetzt gespielt werden

| Hotellerie Hotellerie

Rainer M. Willa, CEO bei HotelPartner Yield Management, teilt seine 5-Punkte Einschätzung zur aktuellen Situation und gibt Tipps für ein strategisches, auf die Zukunft fokussiertes Revenue Management.

[Mehr Infos zu Hotelpartner finden Sie hier.]

1. “Nach dem Shutdown schneller zurück in die Erfolgsspur” – was sollten Hoteliers unbedingt beachten?

Es braucht strategisches, situativ angepasstes und schnelles Handeln. Da die eher statischen und mit langer Vorlaufzeit buchenden Gäste-Segmente quasi weggebrochen sind und sich die Empfehlungen der Gesundheitsämter für einzelne Städte, Regionen und Länder derzeit stündlich ändern, hat sich das durchschnittliche Buchungszeitfenster stark verkürzt. Unter diesen Umständen sollte mittlerweile jedem Hotelier klar sein, dass in kompetitiven Märkten wie Berlin, Hamburg, Frankfurt und allen anderen mittelgroßen bis großen Destinationen in Europa das Revenue Management ein Fulltime-Job ist. Es reicht ganz einfach nicht mehr, ein- bis zweimal pro Tag das Competitor Set zu prüfen und seine Preise anzupassen. Bei uns erledigt das unser System, basierend auf einer mit dem Hotelier festgelegten Strategie und vordefinierten Regeln im Vier-Minutentakt und distribuiert die Preise automatisch in alle Verkaufskanäle. Da die möglichen Szenarien bereits durchdacht und hinterlegt sind, gilt es, nur noch den Markt, den Pickup und die Preise zu überwachen.

2. Wie können Hoteliers trotz der angespannten aktuellen Lage ihre Preise auf einem angemessenen Niveau halten?

Es ist wichtig, Preisentscheidungen nicht aus dem Bauch heraus, sondern basierend auf einer vordefinierten Strategie zu fällen. Reines Preisdumping ist keine durchdachte Verkaufsstrategie. Zudem sind erfolgreiche Strategien heutzutage komplexer als früher. Jeder Monat und jeder Wochentag haben eigene Dynamiken, die berücksichtigt werden müssen, und in Kombination mit der Auslastung und dem Pickup wird dann entschieden, ob ich die Konkurrenz über- oder unterbiete oder mit dieser mitziehe. Zudem gehören zur Revenue Strategie weitere Punkte wie Upgrade-Regeln, differenzierte Dynamiken für einzelne Zimmerkategorien, Direktbuchervorteile, Handling von OTAs, Deals und vieles mehr. Es muss auf allen Tasten der Klaviatur gespielt werden, nur so können Preise in einer derartigen Ausnahmesituation wie Corona gehalten werden.

3. Wie müssen Hoteliers ihr Revenue Management angesichts der sicher auch noch 2021 anhaltenden Auswirkungen der Krise aufstellen? 

In der jetzigen Situation ist es entscheidend, nicht nur kurzfristig zu denken, sondern die Hotelpreise auch mittel- und langfristig gut einzustellen und den Pickup auch für diese Zeitperioden im Auge zu behalten. Dabei ist es wichtig, die Buchungsströme zu kennen und umgehend darauf zu reagieren. Wir stellen oft fest, dass sich viele Hotels hauptsächlich auf die Buchungszahlen der kommenden ein bis zwei Wochen konzentrieren und über diesen Zeitraum hinausgehende Buchungen weitgehend außer Acht lassen. Das ist für den betrieblichen Erfolg sehr gefährlich, denn kurz vor Anreise herrscht der größte Preiskampf (außer bei Top-Events). Wenn ein Hotel mit schwacher Auslastung in diese Phase einsteigt, dann hat der Betrieb im Kampf um die Auslastung eigentlich schon verloren. Daher sind die langfristige Preisgestaltung und deren Controlling so wichtig und die Buchungseingänge müssen langfristig beobachtet werden. Wenn keine Buchungen getätigt werden, dann stimmt etwas mit der Preisgestaltung nicht, denn es gibt fast immer eine Nachfrage für alle Zeitfenster.
 

4. Welche Vertriebsart ist aktuell die Erfolgreichste? Sollten Hoteliers weiterhin verstärkt auf Direktverkauf setzen? Was ist mit den OTAs?

Als Schweizer in einem multikulturellen Land mit vier offiziellen Landessprachen aufgewachsen, setze ich auch hier auf Diversität. Neukunden sind am einfachsten und effizientesten über die OTAs zu generieren. Anschließend ist es am Hotelier, ihn von der Qualität seines Hauses zu überzeugen und ihn und seine Freunde in direktbuchende Stammgäste zu verwandeln. Dies wird leider oft vernachlässigt. Eine treue Stammkundschaft aufzubauen, braucht Zeit, Gastgeberqualitäten und ein gutes Produkt.
Im derzeitigen Marktumfeld, wo jede Buchung zählt und ganze Segmente weggebrochen sind, kommt dem Neukunden und den OTAs natürlich eine zentrale Rolle zu.

5. Welche Rolle kommt in diesem Kontext dem Revenue Management zu?

Durch die OTAs ist der Hotelmarkt gläsern und transparent geworden. Hinzu kommt der nicht zu vernachlässigende Einfluss der Bewertungen. In Sekundenschnelle kann jeder Gast sich einen Überblick über das Angebot in einer Destination verschaffen. Anschließend entscheidet er aufgrund ihm wichtiger Faktoren wie Preis, Lage, Bewertung, Sterne, Frühstück, Pool, Garage etc. fast ebenso schnell. Trage ich im Revenue Management all diesen Faktoren sowie der eigenen Auslastung, Pickup, Wochentag, Wetter, Destinations-Auslastung und so weiter nicht Rechnung, schieße ich mich selbst aus dem Markt und verliere massiv an Umsatz. Auch wenn qualitativ gutes Revenue Management seinen Preis hat, es entscheidet schlussendlich darüber, ob ich zu den Gewinnern oder den Verlierern zähle.

Rainer M. Willa ist CEO bei HotelPartner Yield Management. Derzeit unterstützen die Experten von HotelPartner mehr als 450 Hotels in ganz Europa bei der Optimierung des Online-Vertriebs, des Direktverkaufs und der Ermittlung des optimalen Preises für alle Zimmerkategorien eines bestimmten Markt- oder Hotelsegments. [Mehr Infos zu Hotelpartner finden Sie hier.] (Foto: HotelPartner Yield Management)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Atlantic Hotels haben ein neues Haus mit 310 Hotelzimmern in Heidelberg offiziell eröffnet, das das Unternehmen als Flaggschiff der Marke bezeichnet. Das Atlantic Hotel Heidelberg liegt in direkter Nachbarschaft zum ebenfalls neuen und parallel eröffnenden Heidelberg Congress Center.

Das Hotel „Motel One“ am Nürnberger Hauptbahnhof erhält einen neuen Namen und heißt künftig „Cloud One Nürnberg Hauptbahnhof“. Damit will die Hotelkette bei „besonderen Standorten“ das Potenzial ihrer Hotels besser ausschöpfen, erklärte eine Sprecherin von „Motel One“.

Die Berliner HR Group übernimmt ab 1. Juli 2024 das 5-Sterne Grandhotel Belvédère in Davos. Der Vertrag ist in Davos unterzeichnet worden. Bereits im letzten Jahr wurde bekannt, dass sich die Schweizer Steigenberger Hotels AG mit der Marke Steigenberger Icons aus dem Hotel zurückziehen wird. Das Hotel wird vorerst als Grandhotel Belvédère weiterbetrieben.

Die Lindner Hotel Group (LHG) übernimmt den Betrieb von fünf Häusern, die bislang von der 12.18. Group (12.18.) geführt wurden. Das Portfolio der LHG wächst damit von zwei auf vier Marken. Hinter der 12.18. steckt Jörg Lindner als Geschäftsführer, der gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender der Lindner Hotel Group ist.

Die Radisson Hotel Group setzt ihren Expansionskurs fort und wird ab 2025 erstmals auch in Neuseeland vertreten sein. In der größten Stadt des Landes eröffnet die Hotelgesellschaft das Radisson RED Auckland.

Am Fuße der österreichischen Alpen liegt das neue Rosewood Schloss Fuschl. Einst für österreichische Erzbischöfe und hochrangige Adelige erbaut, bereichert das Hotel das Portfolio von Rosewood Hotels & Resorts. Ab dem 1. Juli öffnet das Haus offiziell seine Tore.

Die Imperial Riding School, Autograph Collection, wird im Mai in der Wiener Ungargasse seine Pforten öffnen und damit das Markendebüt der Autograph Collection Hotels in Österreich markieren.

Am 27. Juli eröffnen die 25hours Hotels ihr zweites Haus in Kopenhagen. Das 25hours Hotel Paper Island befindet sich in einem auffälligen Neubau mit 128 Zimmern, asiatischem Restaurant, Tagesbar sowie einer Rooftop-Bar.

In München steht offenbar eine der besten Hoteladressen zum Verkauf. Wie die Immobilien Zeitung unter Berufung auf gut informierte Kreise berichtet, plane die Mandarin Oriental Hotel Group, mit Sitz in Hongkong, ihr Haus in bester Innenstadt abzustoßen.

Im Sommer eröffnet das a&o Firenze Campo di Marte – nach Venedig die Nr. 2 in Italien und Haus Nr. 39 insgesamt der Berliner Budgetgruppe. Hinter der aus den 1960er Jahren stammenden Fassade liegen nicht nur 120 Zimmer, sondern auch ein großer Innenhof.