Die 10 besten deutschen Rotweine beim Weinwettbewerb LagenCup Rot 2021

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Beim diesjährigen LagenCup Rot 2021, mit ausschließlich roten Lagenweinen aus Deutschland, wurden rund 350 Spitzengewächse verkostet. Die 12-köpfige Jury, bestehend aus Weinjournalisten, Sommeliers und Weinhändlern widmete sich drei Tage lang den Weinen. Unter coronakonformen Bedingungen wurde die Verkostung wie immer blind durchgeführt, kontrovers diskutiert und nach der 100-Punkte-Skala bewertet - Organisiert wird der LagenCup vom Berliner Sommelier Serhat Aktas.

Die Resonanz der Winzer war nach der Ausschreibung zum roten LagenCup 2021 außerordentlich lebhaft. Am Ende stellten sich rund 350 deutsche Rotweine einem Vergleich, der sicherlich unter außergewöhnlichen Bedingungen stattfinden musste, aber nicht minder professionell ins Visier der Verkoster genommen wurde. Dass es auch dieses Mal der Spätburgunder ist, der die erfolgreiche Flanke deutscher Rotweine anführt, mag einerseits nicht überraschen, andererseits sind es in jedem Jahr mehr Rotweinsorten, die ihrer Herkunft nicht weniger entsprechen. Dabei steht der Lemberger an vorderster Stelle, dessen Exemplare die Verkoster des LagenCups Jahr für Jahr neu und stets häufiger zu überzeugen wissen.

Lemberger auf dem Vormarsch

Den Status, den der Silvaner im Weißweinbereich innehat, besitzt er beim Rotwein im gleichen Maße in Sachen Lemberger. Beide Sorten konnten hierzulande in den letzten Jahren deutlich an Charakter und Güte aufholen. Vielleicht dauert es auch gar nicht mehr lange, bis ein Silvaner die höchsten Gütemauern deutscher Weißweine erklimmt, und dem Lemberger jene hochrangige Aufmerksamkeit zuteil wird, die als Wein aus dieser einzigartigen Sorte in etlichen Exemplaren bereits auf die Flasche gebracht wurde. Es wurde auch deshalb allerhöchste Zeit, dass es ein Lemberger in die Top Ten der besten Rotweine Deutschlands geschafft hat. Dass der hauptsächlich aus dem beschaulichen Württemberg stammt, mag einerseits wenig überraschen, andererseits lohnt es unbedingt, ein Augenmerk auf das süddeutsche Anbaugebiet zu legen, dessen Weine – sowohl im Weiß- als auch im Rotweinbereich in letzter Zeit enorm zulegen konnten.

Deutsche Grand Crus können köstlich heranreifen

Seine besten Exemplare sind nicht nur in ihrer Jugend außerordentlich schmackhaft, sondern haben im Bereich der Grand Cru-Gewächse auch das Zeug über viele Jahre köstlich heranzureifen. Auch davon durfte sich das Verkoster-Team beim 2021er LagenCup wieder einmal überzeugen. Wenn die Wahrnehmungen bei vielen Weinen auch sehr unterschiedlich ausfielen, so waren sich die Juroren bei der Beurteilung der besten Weine meist erfreulich einig. Qualität, so ließe sich danach schließen, macht sich eben nicht nach bestimmten Aromaparametern fest, sondern an einer Güte, die jeder auf seine Weise und ganz unterschiedlich empfindet. Wir vom LagenCup möchten diese Geschmacksfreiheit eindeutig propagieren. Denn wie sagte einst der kürzlich verstorbene chilenische Biologe und Philosoph: »Ohne den Beobachter gibt es nichts.« Die Weine wurden in einer verdeckten Probe nach dem international gängigen 100-Punkte-System bewertet.

TOP TEN  – Die 10 besten deutschen Rotweine – LAGENCUP ROT 2021

1.Platz – 96 Punkte

2017 | Westhofener Brunnenhäuschen | Großes Gewächs | Spätburgunder | Weingut Gutzler | RHEINHESSEN

Brunnenhäuschen. Das klingt doch schon mal gut. Da wird sich irgendwo auf diesem Areal doch eine Wasserquelle befinden. Oder zumindest befunden haben. Und wo Wasser ist, stehen die Aussichten schon einmal nicht ganz schlecht, wenn man als Winzer Wein anbauen will. Künstliche Bewässerung ist heute zwar möglich, aber auch ein ebenso mühseliges wie kostspieliges Unterfangen. Da ist es doch weit aus praktischer, wenn sich die Reben direkt und nicht im To-Go-Service satt trinken können. Übertreiben tun sie es bei den Gutzlers dabei ohnehin nicht. Die Junganlagen werden sie vermutlich in den letzten Jahren mit dem einen oder anderen Schluck aus der Kanne versorgt haben müssen. Ansonsten müssen die Reben da durch. Das Weingut Gutzler zählt zu den Pionieren, wenn es um exzellente Rotweine aus Rheinhessen geht. Mittlerweile haben die Pflanzen ein stattliches Alter erreicht. Da lässt der Durst der Reben ebenso mit den Jahren nach, wie die Früchte weniger werden, die an ihnen wachsen. Doch was sie noch hervorzubringen imstande sind, kann zu den bezauberndsten Getränken dieser Welt werden. Auch deshalb darf beim Wein auch einmal Pathos bei seiner Ansprache erlaubt sein. Schließlich spiegelt er in seinen köstlichsten und fürchterlichsten Varianten eine Zeit wider, die ohne menschliche Eingriffe so vermutlich nie gewesen wäre. Und was sagten die Juroren des LagenCups zu Gutzlers Spätburgunder aus dem Brunnenhäuschen? »Noble, gereifte Würze, Kirsche und Waldbeeren in der Nase«, am Gaumen »zeigt sich ein ebenso eleganter wie kraftvoller Körper mit einem intensiven Nachhall.« Nun ja, fassen wir die Meinungen der Profis einmal so zusammen: Zurückgenommenes Pathos bei delikatem Geschmack.  

2. Platz – 95 Punkte

2017 | »GC« Schlatter Maltesergarten | Pinot Noir | Weingut Martin Waßmer | BADEN 

»Halleluja, was für eine komplexe Nase, Reduktion noble par excellence, Röstnoten, dunkle Steinfrucht, Feuerstein und noch so unglaublich jung«, wusste ein Juror seine Euphorie bei der Verkostung von Martin Waßmers Pinot Noir aus dem Maltesergarten kaum mehr im Zaum zu halten. Warum auch? Beim LagenCup sind Begeisterung und Mut zum Auspunkten unbedingt erwünscht. Dass das Weingut Martin Waßmer zu den besten des Landes zählt, ist zwar in der Szene schon lange bekannt, darüber hinaus jedoch könnte es noch den einen oder anderen Anschub gebrauchen. Da sind wir vom LagenCup doch gerne mit dabei und attestieren dem 2017er Pinot Noir Schlatter Maltesergarten eine wahrhaft exzellente Qualität. Ein Wein von unglaublicher Feinheit und Extravaganz. Und wer hätte vor 10 oder 15 Jahren geglaubt, dass im Gutedel-verwöhnten Markgräflerland einmal Pinot Noirs entstehen, die es mit den edelsten Gewächsen des Burgunds aufnehmen können? Eben. Niemand. Seinen Stil – vor allem beim Pinot – hat Martin Waßmer in den letzten Jahren stetig etwas verändert. Favorisierte er anfangs seiner Winzerkarriere Ende der neunziger Jahre noch üppige und stark extrahierte Pinots, so sind es heute überaus feine und vibrierende Weine, die auf den ersten Schluck manchmal etwas fordernd sein mögen, sich beim zweiten und vor allem mit der Zeit eine unglaubliche Delikatesse aufbauen. Fast überflüssig zu erwähnen, dass wir es beim LagenCup mit einem seiner Flaggschiffe zu tun bekamen, ihn in kleinen Mengen und zu einer geeigneten Speise zu genießen, bedarf keiner weiteren Hervorhebung. Oder vielleicht doch? Versuchen Sie es doch einmal mit etwas Schärfe in Ihrer Speise, vermeiden sie Sahne oder Butter in der Sauce, belassen Sie Fisch oder Fleisch bestmöglich in seinem natürlich gegarten Geschmack – und probieren Sie dazu diesen Wein. Eine Garantie für Ihren Wohlgeschmack wollen wir Ihnen dazu ganz natürlich nicht ausstellen.  (95)

3. Platz – 95 Punkte

2018 | Recher Herrenberg | Spätburgunder | GG | Weingut Jean Stodden | AHR

Früher galt Rotwein aus vermeintlich schattigen deutschen Gefilden als eine kuriose Ausnahme. Die Produktion war höchstens homöopathisch, die Qualitäten – wenn es Wein- und Wettergötter denn wollten – fielen bestenfalls solide aus, trocken waren sie nur selten zu verkaufen. Großes Aufhebens wurde um deutsche Rotweine lange nicht gemacht. Da war das kleine Anbaugebiet Ahr stets eine Ausnahme. Aus ihm kamen Früh- und Spätburgunder zu einer Zeit, als Winzer anderswo in der Republik beinahe ausschließlich auf ertragsreiche weiße Sorten setzten. Dabei machen es ein vergleichsweise warmes Mikroklima und der vorherrschende dunkle Schieferboden den roten Reben schon immer etwas leichter, ihre Früchte zu einer akzeptablen Reife zu bringen. 40 Jahre ist diese Zeit nun schon vergangen. Und es hat sich eine Menge verändert. Noch immer sollte sich der geneigte Zecher ein gut gefülltes Portemonnaie mit auf seinen Ausflug an die Ahr nehmen. Süße Rotweine wird er auch noch finden. Die besten allerdings werden heute trocken und in kleinen französischen Eichenholzfässern ausgebaut. Das Weingut Jean Stodden gehört nicht nur zu den besten der Region, sondern darf sich auch als Pionier bezeichnen, wenn es darum geht, edelste Pinot Noirs nach burgundischen Vorbildern zu erzeugen, dabei jedoch niemals ihr Terroir vernachlässigt. Beim 2018er Spätburgunder GG aus dem schiefrigen Recher Herrenberg notierte die Jury »eine wunderbar präzise Balance aus Säure, Konzentration, Süße und Würze.« Und war sich unisono einig, dass es sich bei diesem Pinot um nichts anderes als um einen wirklich großen Wein handeln kann. Die Ahr: Klein, aber oho. (95)

4. Platz – 95 Punkte

2018 | Schweigener Sonnenberg | Spätburgunder | Weingut Jülg | PFALZ

Zum wiederholten Male taucht das Weingut Jülg in unserer Bestenliste auf. Dabei überzeugten uns in der letzten Zeit nicht nur die Spätburgunder, auch die Weißen wussten bei den LagenCups immer wieder zu glänzen. Das Weingut Jülg, im südpfälzischen Schweigen gelegen, legt momentan nicht nur eine astreine Wein-Erfolgsserie hin, sondern bleibt dabei gleichzeitig auch seiner Familientradition treu. Das Gasthaus (eine alte Poststation) ist seinen Stammgästen nach wie vor treu und serviert auch weiterhin traditionelle aus Omas Pfälzer Küche zu mehr als gnädigen Preisen. Das mag an manchen Stellen vielleicht widersprüchlich erscheinen, weil die Weine der Jülgs in den letzten Jahren derart an Bekanntheit und Güte gewonnen haben, sodass sie sich zu einer regionalen Küche womöglich nicht mehr authentisch paaren lassen. Wir können in dieser Causa allerdings allseits Entwarnung geben: Neben den Großen Gewächsen, als frisch gekürtes Mitglied im Edelverband VDP, die das Weingut bald präsentieren wird, werden die Gutsweine ihren Nimbus nimmer verlieren. Sie gehören zu diesem Weingut wie die Wurzel zur Rebe. Inzwischen durfte sich die Jury des Roten LagenCups 2021 über einen 2018er Spätburgunder aus dem kalkreichen Sonnenberg von seltener Güte freuen: »Konzentriert am Gaumen, hochfeines Tannin und eine wahnsinnige Länge« notierte ein Verkoster und vergab eine erwartungsgemäß hohe Punktzahl. Und dabei war er nicht allein auf der weiten Jury-Front. Es gab schlichtweg keinen Verkoster, der diesen Wein nicht in höchsten Tönen lobte. Für An- und Ausbau der Weine zeigen sich heute Johannes und sein Vater Werner Jülg verantwortlich. Mit welch sensiblen Händen sie an ihre Herzensangelegenheit herangehen, macht der Spätburgunder aus dem Sonnenberg mehr als deutlich. Womöglich dauert es nicht mehr lange, bis sich das Weingut als Deutschlands Spitze etabliert hat. Und wir vom LagenCup können allen Zechern versichern, dass es bei den Jülgs auch hinkünftig im allerbesten Sinne urig zugehen wird. Ob im alten Gastraum mit seinem knackenden Parkett oder auf der Oleander-überfließenden Terrasse. (95) 

5. Platz – 95 Punkte

2018 | Untertürkheimer Gips | Spätburgunder | GG | Weingut Aldinger | WÜRTTEMBERG

Gert Aldinger hats so gemacht: In den achtziger Jahren, als deutscher Rotwein noch kaum eine Rolle in der Weinwelt spielte, hat er sich einfach mal ein paar berühmte rote Sorten aus dem Ausland besorgt. Die Stecklinge aus Cabernet & Co. pflanzte er optimistisch in seine Fellbacher Gemarkungen. Seine Cuvées aus mediterranen Varietäten kamen nicht nur beim zechenden Publikum gut an, sondern reüssierten auch bei der Weinkritik. Aldinger dürfte bereits damals klar gewesen sein: Das Weinländle kann mehr als süffigen Trollinger. Und er sollte recht behalten. Jahr für Jahr wartet die Region heute mit Weinen auf, die es mühelos mit den allerbesten Gewächsen des Landes aufnehmen können. Leichtes Spiel also für seine Söhne Matthias und Hansjörg, die das Weingut seit einigen Jahren in gemeinschaftlicher Arbeit führen. Cabernet und Merlot werden dank Klimaerwärmung auch in unseren Gefilden mittlerweile recht zuverlässig reif. Doch statt sich auf Sorten zu kaprizieren, die heiße und trockene Jahre goutieren, setzen die Brüder auf Klassiker wie Spätburgunder, Lemberger und natürlich auch Trollinger. Im umgekehrten Sinne tun sie es ihrem Vater gleich und setzen auf heimische Sorte, die sich mit einem weiter erwärmenden Klima eher schwertun. Der Aufwand, den es braucht, um den Weinen ihre natürliche Frische zu bewahren, liegt vor allem im Weinberg. Eine Binsenweisheit mit vielen Variablen. Dabei erfinden sie den Weinbau nicht neu, sondern definieren die Weine nach ihrer Natur und ihrem Gusto: »Spannend, pfeffer- und wunderbar hintergründig-toastwürzig« beschreibt ein Verkoster das Große Gewächs Spätburgunder aus Aldingers Monopollage Untertürkheimer Ginps aus 2018. »Harmonisch, frische Säure bei griffigem Tannin« ergänzte ein anderer. Der Klimawandel mag den Anbau vermeintlich mediterraner Weine begünstigen, doch das bedeutet noch lange nicht, dass die heimischen Sorten keine Zukunft mehr haben: Quod erat demonstrandum.

 

6. Platz – 95 Punkte

2018 | Stettener Gehrnhalde | GG | Lemberger | Weingut Karl Haidle | WÜRTTEMBERG

Das wurde auch Zeit. Noch immer führt der Lemberger so etwas wie ein Schattendasein. Wiewohl er sein exzellentes Potenzial in den letzten Jahren immer häufiger ausspielen konnte, ist bei den besten Rotweinen Deutschlands doch meist nur vom Spätburgunder die Rede. Dabei steht außer Frage, dass sich auch Deutschlands Pinots in den letzten Jahren stetig verbessert haben, dass dies im vergleichbaren Maße auch beim Lemberger geschehen ist, bleibt viel zu oft unerwähnt oder geht in den Jubelstürmen für den Spätburgunder glatt unter. Da geht es dem Lemberger wie dem Silvaner. Bei delikaten deutschen Weißweinen kommt die Sprache schnell auf Riesling und verweilt dort. Da kann sich der Silvaner anstrengen, wie er will, bis auf Weiteres bleibt für ihn nur die zweite Reihe. Wie lange das noch so geht, bleibt abzuwarten. Denn sowohl Lemberger als auch Silvaner konnten in ihrer Güte zuletzt enorm zulegen. Und Delikatesse spricht sich herum. Moritz Haidle setzt mit seinem Großen Gewächs aus der Stettener Gehrnhalde ein köstliches Ausrufezeichen. Mit ihren rund 40 Jahre alten Reben zählt die Lage zu den ältesten Lemberger-Anlagen in der Region. Nach der erfolgreichen Umstellung seiner Weinberge auf eine biologische Bewirtschaftung beschäftigt sich Haidle zuletzt noch einmal enger mit seinen Böden und arbeitet mittlerweile auch mit biodynamischen Methoden. Der Wein dankt es ihm. So fiel das Urteil der Juroren dann auch einhellig aus: »Pfeffer, Pfeffer, Pfeffer. Dazu angeröstete Pflaumen, konzentriert und dicht, viel reife dunkle Steinfrucht. Am Gaumen mit überraschender Frische, dabei dicht und freilich noch jugendlich, erstaunliche Säure für einen heißen Jahrgang wie 2018. « Dem ist nichts hinzuzufügen. Lemberger as its best! Dass Moritz auch hinkünftig Zeit für Graffitikunst und Freestyle-Rappen bleibt, steht zu vermuten, denn Synergien sind Garanten für eine erfolgreiche Zufriedenheit.

7. Platz – 95 Punkte

2018 | Großkarlbacher Burgweg | Spätburgunder | Weingut Wageck | PFALZ

Seitdem die Brüder Thomas und Frank Pfaffmann ihre Premium-Weine aus dem übrigen Sortiment des Weinguts Pfaffmann herausgelöst haben, ging es mächtig voran. Der Erfolg hat freilich nur zum Teil mit der edel-stylischen Ausstattung ihrer Flaschen zu tun, sondern ist vor allen Dingen einem Stilwandel der Weine zu verdanken. Dass der sich klar am Burgund orientiert, hat einerseits mit der Leidenschaft zu tun, die Thomas Pfaffmann den französischen Pinots entgegenbringt, andererseits aber auch klar auf der Hand liegt, weil die besten Lagen der Pfaffmanns – wie im Burgund – von enorm kalkreichen Böden geprägt sind. Beim Ausbau seiner Weine in neuen und gebrauchten kleinen französischen Eichenholzfässern geht Thomas Pfaffmann äußerst behutsam zu Werke. Selbst in ihrer Jugend wirken die Pinots niemals von rauchigen oder gar schokoladigen Aromen dominiert, stets steuert der wohlüberlegte Holzeinsatz den Weinen jene sublime Würze bei, die einen großen Wein ausmacht. Nichts ist gekünstelt, und künstlich schmeckt er schon gar nicht. Es sind ungemein subtile Spätburgunder, die keiner Kraftmeierei bedürfen, um im Glas zu glänzen. Im Gegenteil: Ihre Strahlkraft verdanken sie einer festen Struktur, feinkörnigen Gerbstoffen und einer geradewegs vibrierenden Säureader. Da nimmt es nicht weiter wunder, dass die Jury sich über eine »fokussierte und klare Frucht« freute und unisono den »straffen Zug am Gaumen« dieses Weines belobigte. Dabei ist wieder einmal erstaunlich, wie es den besten Winzern des Landes gelungen ist, selbst einem heißen Jahr wie 2018 derart elegante Rotweine abgerungen zu haben. Wohin die aromatische Reise der Pfaffmanns geht, scheint jedenfalls klar zu sein: Dicke Make-Up-Weine mit oberflächlicher Toastwürze und kaschierender Alkoholsüße sind ihre Sache nicht. Wageck-Pinots stehen für Eleganz und Subtilität. Unsere Jury goutiert diesen Weg mit größtem Vergnügen. (95)

8. Platz – 95 Punkte

2018 | Walporzheimer Kräutergarten | GG | Spätburgunder | Weingut Burggarten | AHR

Das Weingut Burggarten an der Ahr konnte seine Qualitäten in den letzten Jahren enorm verbessern. Da nimmt es dann auch nicht wunder, dass es 2019 in den exklusiven Club des VDP (Verband Deutscher Prädikatsweingüter) aufgenommen wurde. Damit ist Burggarten das siebte Weingut, das sich mit dem Adler-Wappen des Verbandes in der kleinen Rotwein-Region schmücken darf. Deutschlandweit zählt der Verband aktuell 197 Mitglieder. Typisch für die Region stehen auch bei Burggarten Spät- und Frühburgunder im Fokus des Portfolios, ergänzt von einem kleinen Teil weißer Burgundersorten. Mit einer Rebfläche von rund 15 Hektar zählt das Weingut zu den größten im Anbaugebiet Ahr. In vierter Generation zeichnen die Brüder Paul Michael und Heiko Schäfer heute für die Gewächse verantwortlich. Ihre Arbeit gelingt ihnen vortrefflich. Aus der von Verwitterungsschiefer und Grauwacke geprägten Lage Kräuterberg ist den beiden im Wüstensommer 2018 ein überaus köstlicher Spätburgunder gelungen. Die Jury zeigte sich von einer »deliziösen Balance aus Konzentration und Klarheit« beeindruckt und lobte eine »noble Toastwürze nebst reichlich süßen Waldbeeren.« Auf die Frage, auf welchen Wein Paul Michael Schäfer besonders stolz sei, hat er einmal in einem Interview geantwortet: »Wenn ich nur einen nennen sollte, dann ist es der Kräuterberg Spätburgunder GG. Diese einmalige Prägung durch Herkunft begeistert mich jedes Jahr.« Wir können ihn in seiner Einschätzung nur bestätigen. (95)

10. Platz – 95 Punkte

2018 Hochheimer Reichestal Spätburgunder GG | Weingut Künstler | RHEINGAU

In seiner Ausgabe von 2019 titelte der Gault&Millau Weinguide Deutschland eine Geschichte über Pinots aus dem Rheingau mit der Überschrift: »Der Rheingau sieht rot«. Dass sich die Qualitäten der Spätburgunder in dieser Riesling-verwöhnten Region in den letzten Jahren enorm verbessern konnten, steht außer Frage. Etwas bedauerlich allerdings erscheint uns, dass sich der Autor in seinem Artikel fast ausschließlich auf die berühmten Berglagen um Assmannshausen und Rüdesheim bezieht. Der Maingau, also jene Region am Main und in der Gegend um Hochheim gelegen, findet in diesem Text keinerlei Erwähnung. Was umso bedauerlicher ist, da Gunter Künstler dort bereits seit Jahrzehnten exzellente Spätburgunder erzeugt. Der kalkreiche Hochheimer Reichestal ist vom VDP schon lange als »Große Lage« klassifiziert. Innerhalb des Verbands ist Künstler der einzige Winzer, der in diesem wertvollen Weinberg Spätburgunder erntet. Und die haben es in sich. Dass sie hervorragend reifen können, stellte der 2011er eindrucksvoll unter Beweis. Satte 96 Punkte war dieser kraftvoll-würzige Pinot der Jury wert. Der 2018er schließt da nahtlos an. Wenngleich er seine besten Jahre noch vor sich hat. Von »Tabak, rauchiger Toastwürze und konzentrierter Frucht« war da während der Verkostung die Rede. Wenn sich der Holzeinsatz momentan noch recht deutlich zeigt, bleiben vitale Säure und feingriffige Gerbstoffe mitnichten zurück. Auch sie werden dafür Sorge tragen, dass sich auch der 2018er in zehn oder mehr Jahren noch mit quicklebendiger Reife zeigen wird. Reife und Lebendigkeit – ein Widerspruch? Schon sehr lange nicht mehr.

10. Platz – 95 Punkte

2018 | Bissersheimer Goldberg | Spätburgunder | Weingut Mussler | PFALZ

Das Weingut Mussler besitzt nicht nur beste Parzellen im kalkreichen Bissersheimer Goldberg, sondern befindet sich auch quasi an Ort und Stelle. Am Goldberg 6 lautet die exakte Adresse. Bissersheim ist ein Dorf mit 450 Seelen. Um die Musslers zu finden, braucht es keine Navigationsfunktion in Auto oder Telefon. Die mediterran anmutende Vinothek ist ohnehin kaum zu übersehen. Das Weingut wird heute von Sabine Mussler geführt, die 2016 quasi ins kalte Wasser geworfen wurde, als ihr Mann nach schwerer Krankheit mit nur 40 Jahren verstarb. Tobias Mussler hatte das Weingut ab Ende der neunziger Jahre zu neuen Höhen geführt. Dabei scheute er sich nicht, auch vermeintlich mediterrane Sorten in sein Portfolio aufzunehmen. Seiner Pfälzer Weinheimat blieb er dennoch treu, legte seinen Fokus auf Lagentypizität und einen harmonischen Ausbau seiner Rotweine in kleinen französischen Eichenholzfässern. Dieses Vermächtnis führt seine Witwe, Sabine Mussler, nun weiter und kann sich als Quereinsteigerin auf ein eingespieltes Team verlassen. Steffen Mickley zeichnet für An- und Ausbau der Weine verantwortlich, sein Motto hat der gestandene Weinmann einmal mit »Mut zu Innovation« beschrieben. Dass ihm auch die Tradition am Herzen liegt, machte der Jury vom LagenCup nun der 2018er Spätburgunder aus dem Bissersheimer Goldberg mehr als deutlich. Dass die semantischen Lobhudeleien der Juroren bei diesem exquisiten Wein auch mal auseinandergingen, dürfte nur ein weiteres Zeichen für seine Komplexität sein. Während ein Verkoster »Noten von Reduktion, kaltem Rauch und Süßholz« wahrnehmen konnte, schmeckte ein anderer »konzentrierte Frucht und eine feine, zurücknehmende Säure.« Die Geschmäcker der Verkoster müssen natürlicherweise verschieden sein. Dass sich die Jury bei der Beurteilung dieses Spätburgunders dennoch einig war, ist der hohen Güte des Weines zu verdanken. (95)

10. Platz – 95 Punkte

2018 | Radebeuler Friedstein | Spätburgunder | Weingut Martin Schwarz | SACHSEN

Martin Schwarz hat im Laufe seiner Karriere viel dazu beigetragen, dass sich die Güte sächsischer Weine enorm gesteigert hat. Nach erfolgreichem Abschluss seines Weinbau- und Önologie-Studiums in Geisenheim heuerte Schwarz im Meißner Weingut Schloss Proschwitz an und übernahm rasch die Verantwortung für den Ausbau der Weine. Dass die Gewächse vom Prinzen zur Lippe auch überregional schnell Beachtung fanden, ist nicht zuletzt dem Einsatz von Schwarz zu verdanken. Aber das sind Western von gestern. Schwarz macht bereits seit einiger Zeit sein eigenes Ding. Dinger müsste es dabei besser heißen, denn der Winzer ist äußerst umtriebig unterwegs. Der granitreiche und mächtig steile Radebeuler Friedstein lag fast 80 Jahre brach, bevor er 2008 von Schwarz und mit finanzieller Unterstützung vom immer noch verschollenen ehemaligen Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub mit viel Aufwand und Leidenschaft rekultiviert wurde. Beim Pinot kamen burgundische Klone zum Einsatz, die Schwarz heute spärliche Erträge mit hocharomatischen Trauben einbringen. Beim Ausbau seiner Weine setzt er auf die besten Fassmacher Europas. Stockinger ist ihm bei den größeren Gebinden einer der liebsten. Nicht zu Unrecht. Die österreichische Manufaktur beliefert die besten Weingüter der Welt. Stockinger-Fässer geben eine unvergleichliche Würze an die Weine ab, ohne ihre kleinste Herkunft dabei zu kaschieren. Richtig ist, dass, diese Gebinde, deren man sich nur mit besten Kontakten und entsprechender Liquidität habhaft machen kann, den natürlichen Geschmack der Weine in ihrer Ausbauphase kongenial unterstützen. Daneben kommen bei Schwarz auch kleine Eichenfässer von französischen Edel-Tonnellerien zum Einsatz. Wenn es um den Einsatz von Eichenholz beim Ausbau seiner Weine geht, ist Schwarz ein delikater Künstler, der sein Handwerk vorzüglich versteht. Das macht auch der 2018er Spätburgunder aus dem Friedberg deutlich, der die Jury mit »ungemein feiner Frucht und packenden, dabei doch eleganten Tanninen und frischem Säurezug« zu überzeugen wusste. (95)

10. Platz – 95 Punkte

2018 | Hainfelder Letten | »Grande Resérve BK« | Weingut Bernhard Koch | PFALZ

Geradezu einen Kultstatus besitzt das Schild des traditionellen Gutsausschanks des Pfälzer Weinguts Bernhard Koch im beschaulichen Hainfeld. »Wann’s Licht brennt isch uff«, steht da nämlich geschrieben und macht dem interessierten Zecher unmissverständlich klar, dass es auch mal unkonventionelle Zeiten sein dürfen, um die Weine des Weinguts zu verkosten und freilich auch zu kaufen – oder eben auch nicht. In Zeiten der Pandemie gelten solche Ausschreibungen leider nicht. Und wir können nur hoffen, dass die Vergangenheit bald wieder zu einer genussreichen Gegenwart wird. Dabei ist Bernhard Koch indes sicherlich froh, dass er den neuen Weinkeller mit moderner Vinothek bereits vor Corona-Zeiten eröffnen konnte. Hier lässt es sich unter entsprechenden Bedingungen auch schon wieder nach Herzenslust schwelgen und kosten. Koch schickte uns sein Spätburgunder-Flaggschiff aus der kalkreichen Premium-Lage Hainfelder Letten. Den Titel »Grande Resérve BK« vergibt das Weingut ausschließlich an die besten Fässer dieses Weinbergs. Die Flaschenzahl bleibt also entsprechend überschaubar. Mit Chie Sakata verantwortet eine junge Japanerin den Ausbau der Weine. Was umso erstaunlicher ist, da Sakata eigentlich nicht vorhatte, beruflich mit dem Wein anzubandeln. Um die deutsche Sprache zu lernen, strandete sie irgendwann am Bodensee und lernte dabei – neben der Sprache – auch deutsche Weinbaukultur kennen. Beide wurden symbiotisch: Wein-Sprache. Nach Ausflügen unter anderem in Neuseeland, Südafrika oder Südtirol absolvierte sie ihr Techniker-Studium in Weinsberg und heuerte beim Koch als Kellermeisterin an. Ihr Handwerk versteht sie ausgezeichnet. Wenn es die Jury vom LagenCup Rot nun nur mit dem Spitzen-Pinots des Weinguts zu tun bekam, dürfen wir an dieser Stelle auch unbedingt auf die weißen Gewächse des Hauses Koch verweisen. Auch dafür beweist Sakata ein delikates Händchen. Die Meinung der Jury für den »großen Letten« lässt sich so zusammenfassen: »Komplex, lebhaft und lang. Toller Trinkfluss inklusive.«


 

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