Fashion Week zieht von Berlin nach Frankfurt

| Industrie Industrie

Die bislang in Berlin angesiedelte Modemesse Fashion Week zieht im kommenden Jahr nach Frankfurt um. Das gab der Veranstalter Premium Group am Montag bekannt. Zum ersten Mal soll die neue Frankfurt Fashion Week im Sommer 2021 veranstaltet werden.

«Damit wird die Wirtschaftsmetropole Frankfurt zum neuen Hotspot der Fashion- und Lifestyleszene und zur neuen internationalen Fashionmetropole», sagte der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD). «Die Realisierung einer Frankfurt Fashion Week bietet für die Stadt Frankfurt eine einmalige und internationale wirtschaftliche Chance.»

Die Fashion Week hat zuletzt zweimal im Jahr stattgefunden. Zuletzt war die Modewoche im Januar in Berlin über die Bühne gegangen, rund 70.000 Besucher wurden dazu erwartet. Mit dabei sind immer zahlreiche Designer, die ihre neuen Entwürfe zeigen.

«Die Fashion Week und das Format Fashion Week wird neu gedacht werden müssen», sagte die Geschäftsführerin der Premium Group, Anita Tillmann. «Man kommt nicht sofort auf Frankfurt, aber es ist der perfekte Ort.»

Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) zeigte sich hoch erfreut über die Entscheidung. Die künftige Frankfurt Fashion Week sei für den Messestandort Frankfurt von großer wirtschaftlicher Bedeutung. «Das ist ein wichtiges und positives Signal für eine von den Folgen der Corona-Pandemie gebeutelte Branche», sagte er. Das Event birgt großes Potenzial. Angestrebt sind eine Umwegrentabilität, also mit dem Event indirekt verbundene Einnahmen, von 200 Millionen Euro sowie zusätzliche 200.000 Übernachtungen pro Jahr in Stadt und Region.

Der Geschäftsführer der Messe Frankfurt, Detlef Braun, sagte: «Fünf Plattformen, drei Messen, zwei Konferenzen, über 2.000 Designer, Brands und Modeunternehmen – die Frankfurt Fashion Week wird zu einem hochgradig attraktiven und relevanten Standort für das internationale Modebusiness.» Das Konzept für die neue Fashion Week in Frankfurt soll im Herbst vorgestellt werden.

Die Stadt sei optimal für die Organisation des Mega-Mode-Events geeignet, so Detlef Braun: „Das zentrale Messegelände, die gute nationale und internationale Erreichbarkeit, ganz zu schweigen von der Atmosphäre und Szenerie der Stadt.“ Shows, Inszenierungen, Runways und Konferenzen sind in den unterschiedlichsten Locations geplant: Vom Skycraper bis zu Bars und Clubs. Die Frankfurt Fashion Week soll die deutsche Designszene präsentieren, aber auch die großen internationalen Labels ansprechen. 

«Wir haben keine "bad feelings" für Berlin», sagte Tillmann. Frankfurt biete aber als Standort zahlreicher Textilmessen andere Perspektiven. Im Januar 2021 werde die Premium ein letztes Mal in Berlin stattfinden. Die Fashion Week Frankfurt soll innovativer, digitaler und nachhaltiger werden und neben dem Messegelände an verschiedenen Orten der Stadt stattfinden.

Der Geschäftsführer der Berliner Tourismusgesellschaft, Burkhard Kieker, sagte, der Weggang sei nicht schön, er sehe aber keinen Grund für den «reflexhaften Abgesang» auf Berlin. Die Corona-Krise habe die Konkurrenz um Messen verschärft.

Dass die Wahl auf Frankfurt als Fashion-Week-Ausrichter fällt, mag viele überraschen. Anders als etwa Düsseldorf hat sich die Finanzmetropole bislang kaum einen Namen als Modestadt gemacht. «Man kommt nicht sofort auf Frankfurt, aber es ist der perfekte Ort», sagte Tillmann. Für die Stadt spricht beispielsweise die gute Anbindung. «Das Drehkreuz Frankfurt mit seinem Flughafen steht für Internationalität und ist weltweit ein Begriff», sagte auch TV-Promi und Modeschöpfer Harald Glööckler. «Ich sehe große Chancen für Frankfurt, eine international bedeutende Modemesse zu installieren.»

Auch der Modeschöpfer Wolfgang Joop hält den Gang der Modemesse an den Main auch mit Blick auf die Corona-Krise für nachvollziehbar. «Frankfurt hat vielleicht wirklich was Pragmatisches. Es ist eine Business- und Bankenstadt wie Mailand», sagte Joop der Deutschen Presse-Agentur. In Berlin habe vor allem Partystimmung in der Luft gelegen. «Aber das reicht eben heute nicht aus, wo Leute alles neu bedenken müssen und sich überhaupt überlegen müssen, wie es weitergeht», sagte der Modeschöpfer.

Aber kann Frankfurt der Szene-Hochburg Berlin wirklich das Wasser reichen? Immerhin hatten die Macher des Berliner Promi-Restaurants «Grill Royal» im vergangenen Jahr das «Le Petit Royal» im Bahnhofsviertel eröffnet, das wegen der Corona-Krise aber aktuell geschlossen ist. Und auch das «Robert Johnson» im benachbarten Offenbach kann sich ohne weiteres mit angesagten Berliner Clubs wie dem «Berghain» messen. Den Veranstaltern geht es wohl auch darum, etwas Unerwartetes zu schaffen. «Frankfurt ist dafür ein neuer, unverbrauchter Standort», sagte Tillmann. Sie betonte, ihr Unternehmen habe kein Geld für den Wechsel nach Frankfurt erhalten.

Die Frankfurter Messe erzielte 2019 zwar noch einen Rekordumsatz von 733 Millionen Euro. Durch den Verlust der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA), die künftig in München stattfindet, war die Stimmung in der Stadt aber arg gedrückt. Da kommt der Zuzug der Fashion Week gerade richtig. Die Stadt werde zum «neuen Hotspot der Fashion- und Lifestyleszene und zur neuen internationalen Fashionmetropole», meinte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD).

In Berlin ist währenddessen die Enttäuschung groß. Die dortige CDU sprach von einem empfindlichen Rückschlag für die Mode-Stadt Berlin. Bei der ebenfalls oppositionellen FDP hieß es, der Verlust sei fatal für eine Stadt, die von ihrer Kreativszene lebe.

Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) erklärte: «Dass geschäftliche Entscheidungen stark durch finanzielle Anreize motiviert sind, ist in solch schwierigen Zeiten nachvollziehbar, der Wegzug der Premium für Berlin ist dennoch bedauerlich.» Die Berlin Fashion Week finde weiterhin statt, man sei mit den anderen Beteiligten im Austausch über die künftige Ausrichtung. Pop sprach sich gleichzeitig für einen Runden Tisch zum Neustart des Messe- und Kongressgeschäfts nach Corona aus.

Wichtige Messen in Berlin fielen in den vergangenen Monaten der Corona-Krise zum Opfer: Die Internationale Tourismus-Börse (ITB) und die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) wurden abgesagt. Die Internationale Funk-Ausstellung (IFA) findet im September nur stark reduziert statt.

Das Konzept für die neue Fashion Week in Frankfurt soll im Herbst vorgestellt werden. Nach der Premiere im Sommer 2021 soll sie zweimal jährlich ausgetragen werden - im Januar und im Juli.  (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Wein aus der Pfandflasche? Eine Genossenschaft aus Baden-Württemberg will eine entsprechende 0,75-Liter-Flasche in der Breite etablieren. Dazu braucht es den Lebensmitteleinzelhandel. Und der braucht einen passenden Kasten.

Zum 13. Mal wurde der Internorga Zukunftspreis an Unternehmen vergeben, die neue Maßstäbe im Außer-Haus-Markt setzen und Pioniere auf ihrem Gebiet sind. Unterhaltsam durch den Morgen führte die Journalistin und Fernsehköchin Felicitas Then. Gewinner waren das Hotel einsmehr, OMG plantbased Food AB und die Rational AG.

Von der Küchentechnik bis zum veganen Snack: Die Gastronomie-Messe Internorga will ab Freitag in Hamburg die Trends der Branche vorstellen. Mehr als 1000 Aussteller werden nach Angaben der Veranstalter in den Messehallen erwartet. Bis einschließlich Dienstag präsentieren sie Produkte für den Außer-Haus-Markt. Alle Infos bei Tageskarte.

Erstmals gibt das Gastronomie-Magazin Kalk&Kegel seine Liste der „Einflussreichsten Winzerinnen und Winzer“ auch für Deutschland heraus: 90 deutsche Weingüter aus neun Weinbauregionen finden sich darauf.

Im vorigen Jahr wurde weniger Champagner aus Frankreich nach Deutschland exportiert. Zugleich stieg aber der Umsatz mit dem edlen Schaumwein. Dafür gibt es eine Erklärung.

Nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) stieg der Durchschnittspreis, den die Erzeuger für einen Liter Wein im Ausland erlösten, im Vergleich zum bisherigen Höchstwert vom Vorjahr erneut um 20 Cent auf 3,35 Euro.

Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des letzten Jahres haben sich auch auf das Weineinkaufsverhalten vieler Verbraucherinnen und Verbraucher ausgewirkt. Insbesondere einkommensschwache Haushalte verzichteten 2023 öfter auf Wein.

Pressemitteilung

Mit einer gelungenen Premiere geht die EUROVINO – Fachmesse für Wein zu Ende und überzeugt am Messestandort Karlsruhe mit einem qualitativ hochwertigen Ausstellendenportfolio, das einem starken Fachpublikum aus allen Teilen Deutschlands und dem europäischen Ausland präsentiert wurde.

Pressemitteilung

New-Meat Pionier, Redefine Meat, feiert sein Debüt auf der GastroVision, Kitchen Club Area in Hamburg, mit 100 Prozent pflanzlichen kulinarischen New-Meat Convenience Neuheiten für die Systemgastronomie.

Cola und andere Limonaden standen auch 2023 wieder hoch im Kurs, wenn es ums Durstlöschen ging. Insgesamt tranken die Verbraucher mehr Erfrischungsgetränke als Mineralwasser.