Debatte um Fortbestand der Kurabgabe in Mecklenburg-Vorpommern

| Politik Politik

Die von Finanzminister Reinhard Meyer (SPD) erneut angefachte Debatte um die Zukunft der Kurtaxe in Mecklenburg-Vorpommern hat ein geteiltes Echo ausgelöst. Die oppositionelle Linke unterstützte den Vorschlag zur Abschaffung der Abgabe in der bisherigen Form. «Ziel muss es sein, dass alle Männer, Frauen und Kinder einen kostenfreien Zugang zu den Seen und zum Meer haben», machte die Linke-Landtagsabgeordnete Jeannine Rösler am Mittwoch in Schwerin die Haltung ihrer Partei deutlich. Allerdings müssten die betroffenen Kommunen auch künftig finanziell in der Lage sein, die touristische Infrastruktur zu erhalten und zu verbessern.

Meyer hatte in einem Beitrag der «Ostsee-Zeitung» (Dienstag) die von Feriengästen erhobene Kur-Abgabe als «Relikt aus dem letzten Jahrhundert» bezeichnet. Er votierte dafür, stattdessen von Firmen, die vom Tourismus profitieren, eine Abgabe zu erheben. «Diese Einnahmen sollen dann aber auch 1:1 dem Ausbau der Infrastruktur zugute kommen», sagte Meyer, der auch Präsident des Deutschen Tourismusverbandes ist, der Deutschen Presse-Agentur in Schwerin.

Aber auch Urlauber sollten weiterhin ihren Beitrag leisten, etwa mit dem Erwerb von Gästekarten. «Die Gegenleistung darf sich aber nicht im Strandbesuch erschöpfen, sondern muss dem Gast auch erkennbare Vorteile bringen: verbilligte Eintrittspreise oder die kostenlose Nutzung des Nahverkehrs», schlug Meyer vor. Das Saarland habe eine landesweit gültige Gästekarte bereits eingeführt. «Wir brauchen solche Zukunftsmodelle», sagte Meyer.

Der Bund der Steuerzahler Mecklenburg-Vorpommern machte in einer Mitteilung deutlich, dass er keine der Abgaben für richtig hält. «Wir stimmen dem Finanzminister zu. Die Kurtaxe ist nicht zeitgemäß. Sie war es auch noch nie», erklärte Landesgeschäftsführerin Diana Behr. Sie sehe aber auch keinen Sinn darin, «Unternehmen, die Gewerbesteuern zahlen, mit einer weiteren Abgabe zu belasten».

Auch die Landtagsfraktion Freie Wähler/BMV lehnt Pläne ab, Tourismus-Unternehmen zusätzlich zur Kasse zu bitten. «Im Gegensatz zu den Touristen, die bei Unzufriedenheit für den nächsten Urlaub einfach ein anderes Ziel ansteuern, hat der einheimische Hotelier nicht die Möglichkeit, bei sinkender Nachfrage die Insel samt Immobilie zu verlassen», erklärte Fraktionschef Bernhard Wildt.

Der für Tourismus zuständige Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) hatte bereits Reformbedarf für die Kurabgabe angemeldet. Als Grund nannte der einen sich immer mehr zuspitzenden Streit auf der Ferieninsel Rügen. Dort mehrten sich nach seinen Angaben die Beschwerden von Einheimischen, die selbst bei Besuchen in Nachbarorten ebenfalls zur Kasse gebeten würden. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mobilität und Digitalisierung standen inhaltlich im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends der Tourismuswirtschaft: Die notwendigen Investitionen in die digitale und Verkehrsinfrastruktur müssten genauso wie in die Erforschung und Produktion von E-Fuels sichergestellt werden.

Paris mobilisiert vor den Olympischen Spielen im kommenden Sommer gegen Betrug und Abzocke in Hotels, Restaurants und Cafés. Dazu sollen 10.000 Betriebe überprüft werden, kündigte das Wirtschaftsministerium in Paris an.

Der Bundeshaushalt 2024 wird, aller Voraussicht nach, nicht mehr in diesem Jahr vom Parlament beschlossen. Damit laufen die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie automatisch aus. Alle Präsidenten der DEHOGA-Landesverbände und des Bundes richten in einem Offenen Brief einen Appell an Olaf Scholz, an der einheitlichen Besteuerung von Essen mit sieben Prozent festzuhalten.

Patientinnen und Patienten können sich unter bestimmten Voraussetzungen künftig telefonisch von ihrer Arztpraxis krankschreiben lassen. Die Regelung gilt ab sofort, wie der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken mitteilte.

Nährwerte und Zusatzstoffe müssen vom 8. Dezember an auch auf Wein- und Sektflaschen zu finden sein - allerdings noch nicht sofort auf allen, wie es Winzer und Sekthersteller befürchtet hatten. In der EU-Verordnung gibt es eine Übergangsvorschrift.

Acht bis zehn Prozent mehr Geld empfiehlt die NGG ihren Tarifkommissionen als Forderung für die kommenden Tarifverhandlungen. Für die Beschäftigten im Gastgewerbe soll zudem ein monatlicher Lohn von mindestens 3.000 Euro anvisiert werden.

Die EU-Länder dürfen während einer Pandemie Reiseverbote in Hochrisikogebiete verhängen - ein solches Verbot müsse jedoch begründet sein und klare Vorschriften enthalten. Das teilten die Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit.

Größere Arbeitgeber mit mindestens 250 Beschäftigten sind bereits seit dem Sommer verpflichtet, interne Meldestellen für sog. „Whistleblower“ einzurichten und zu betreiben. Ab dem 1. Dezember stellt ein Verstoß gegen diese Pflicht eine Ordnungswidrigkeit dar, die ein Bußgeld bis zu 20.000 Euro nach sich ziehen kann.

Der DEHOGA Bundesverband hielt zu Beginn der Woche seine Delegiertenversammlung in Berlin ab. Neben vielen weiteren Politkern sprach sich auch die Berliner Senatorin Franziska Giffey deutlich für den Erhalt der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie aus und kündigte weitere Aktivitäten im Bundesrat an.

Die EU-Kommission hat einen ersten Entwurf für eine neue Pauschalreiserichtlinie vorgelegt. Erklärtes Ziel der EU-Kommission war es, den Reisenden mehr Rechte einzuräumen. Dieser Anspruch spiegelt sich nun in dem vorgelegten ersten Papier wider, auch wenn es insgesamt nicht so drastisch ausfällt, wie von den Verbänden befürchtet.