Gaststättenverbände fordert sofortige Öffnung von Betrieben

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In teils dramatischen Appellen an die Landesregierungen haben die Brandenburger, Berliner und niedersächsische Hotel- und Gastrobranche eine sofortige Öffnung der Betriebe für Geimpfte, Genesene und negativ auf Corona getestete Gäste gefordert.

«Viele von uns sind am Ende ihrer Kräfte - finanziell, physisch und psychisch», sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Brandenburg, Olaf Schöpe, am Montag. «Hotellerie und Gastronomie drohen an dem seit nunmehr sechs Monate dauerndem zweiten Lockdown innerhalb eines Jahres zu zerbrechen!»

In einem dramatischen Appell an die Landesregierung hat die Brandenburger Hotel- und Gastrobranche eine sofortige Öffnung der Betriebe für Geimpfte, Genesene und negativ auf Corona getestete Gäste gefordert. «Viele von uns sind am Ende ihrer Kräfte - finanziell, physisch und psychisch», sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Brandenburg, Olaf Schöpe, am Montag. «Hotellerie und Gastronomie drohen an dem seit nunmehr sechs Monate dauerndem zweiten Lockdown innerhalb eines Jahres zu zerbrechen!»

Der Verband forderte weiter eine umfassende Teststrategie mit personalisierten «Eintrittskarten» und einer Gültigkeit von 48 Stunden. Dabei müssten alle digitalen Kontakterfassungen genutzt werden. Zudem solle sich die Landesregierung für eine dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer für alle Leistungen der Branche einsetzen.

«Wir erleben jetzt seit Monaten, dass der "Schuss nach hinten" los geht, wenn man die Bevölkerung einsperrt und sich Menschen deshalb heimlich in privaten Räumen treffen», erklärte Schöpe. In kaum gelüfteten Räumen oder auf dem Ausziehsofa sei die Gefahr einer Corona-Ansteckung deutlich höher als in den Betrieben. «Deshalb ist es dringend geboten, die Menschen endlich wieder in die "öffentlichen Wohnzimmer der Gesellschaft", in unsere Gastronomie und Hotels zu lassen», betonte Schöpe.

Dehoga Berlin fordert sofortiges Öffnen der Außengastronomie

Der Berliner Hotel- und Gaststättenverband Dehoga hat die sofortige Öffnung der Außengastronomie gefordert. «Nach Meinung aller Fachleute» bestehe eine Ansteckungsgefahr im Außenbereich nicht oder sei kaum möglich, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Lengfelder der «Berliner Zeitung» (Dienstag). Zudem sprach sich Lengfelder dafür aus, dass vollständig geimpfte Menschen ihre kompletten Freiheiten zurückbekommen sollten, «ohne Wenn und Aber». Die von der Krise schwer getroffene Branche hätte aktuell davon allerdings nicht viel, «da erst circa acht Prozent der Bevölkerung in Deutschland komplett geimpft sind, und von diesem Personenkreis auch sehr viele in Senioren oder Pflegeheimen wohnen».

Öffnungen gefordert: Touristiker und Gastronomen tun sich zusammen

Mehrere Tourismusregionen, Verbände und das Gastgewerbe verlangen von der Landesregierung gemeinsam eine rasche Antwort auf ihre Vorschläge für vorsichtige Öffnungen. Der finanzielle Druck auf die Betriebe sei mittlerweile so hoch, dass man jetzt endlich handeln müsse, erklärte der Harzer Tourismusverband am Montag auch stellvertretend für weitere Organisationen und Firmen aus der niedersächsischen Branche: «Viele Existenzen sind bedroht, wichtige Leistungsträger können nicht auf Überbrückungshilfen des Bundes zugreifen - flankierende Dienstleistungs- und Servicebereiche leiden ebenfalls massiv unter dem ausbleibenden Gästeaufkommen.»

Der Harz-Verband schloss sich mit Kollegen aus weiteren Regionen, den Landesablegern des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) sowie des Bundesverbands der Campingwirtschaft und mit den niedersächsischen Heilbädern zusammen. Sie wollen an diesem Donnerstag (6. Mai) Details ihrer Forderungen bekanntgeben. «Seit nunmehr sechs Monaten befindet sich die Tourismusbranche deutschlandweit im Lockdown», hieß es vorab. «Öffnungsperspektiven sind nicht in Sicht. So kann es nicht bleiben.» Auch Touristiker aus Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen sich demnach beteiligen.

Unmut herrscht auch an der ostfriesischen Küste. Dort wartete man am vorigen Wochenende - über zwei Wochen nach Einsendung - weiter auf Signale des Landes zu einem Öffnungsplan für Tourismus und Gastgewerbe. Dieser enthalte ein Testkonzept, sollte wissenschaftlich begleitet werden und Tagestouristen vorerst noch ausschließen, sagte der Chef der Gesellschafterversammlung der Ostfriesischen Inseln GmbH, Wilhelm Loth. Es sei «sehr bedauerlich», hierauf bisher keine Resonanz erhalten zu haben. Derweil dürften in Schleswig-Holstein Urlauber in Modellregionen unter strikten Vorgaben wieder Ferien machen. «Wir wünschen uns, dass man sich mit den flankierenden Sicherheitsmaßnahmen, die wir vorschlagen, auseinandersetzt.»

Das Land kündigte inzwischen an, die Corona-Beschränkungen angesichts rückläufiger Zahlen vorsichtig zu lockern. Dies soll in Kreisen und Städten der Fall sein, in denen die Sieben-Tages-Inzidenz belastbar unter 100 liegt. Auch mögliche Schritte für Tourismus und Gastronomie will man diskutieren, dazu werden am Dienstag Einzelheiten erwartet.

Dehoga Rheinland-Pfalz fordert Öffnung von Gastronomie und Hotellerie

Der Dehoga Rheinland-Pfalz fordert einen «verbindlichen Plan» für die Öffnung von Hotellerie und Gastronomie ab einer stabilen Landes-Inzidenz unter 100. Eine ganze Reihe von Städten und Kreisen unterschritten diese Marke bereits deutlich, heißt es in einer Mitteilung des Dehoga vom Dienstag. Die Landesregierung müsse ihre Verordnung kurzfristig ändern, damit die gastgewerblichen Betriebe vor den Feiertagen im Mai für den Tourismus wieder öffnen könnten.

Die landesweite Inzidenz der Corona-Infektionen war zuvor auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Wochen zurückgegangen. Das Landesuntersuchungsamt ermittelte am Dienstag einen landesweiten Wert von 113,7 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen.

Es gehe um die wirtschaftliche Existenz der 13 500 Gastgeber-Familien und 150 000 Beschäftigten, heißt es in der Mitteilung. «Viele von uns sind am Ende ihrer Kräfte: finanziell, physisch und psychisch», sagte Dehoga-Präsident Gereon Haumann. «Hotellerie und Gastronomie drohen an dem seit nunmehr sechs Monate dauernden zweiten Lockdown innerhalb eines Jahre zu zerbrechen.» Die Lage sei «katastrophal».

In bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 dürfen ab 10. Mai die Außengastronomie - und zwar bis 22.00 Uhr -, Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Kinos öffnen. Und: Zu Beginn der Pfingstferien am 21. Mai soll regional auch Tourismus wieder möglich sein: In Kreisen und kreisfreien Städten mit stabilen Zahlen von unter 100 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen dürfen dann Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze wieder öffnen. Das beschloss die Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag. Auch in Sachsen ist eine Öffnung der Außengastronomie ab 10. Mai bei stabiler Inzidenz unter 100 geplant, aktuell liegen aber alle sächsischen Regionen über diesem Wert. (dpa)


 

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