Grüne fordern barrierefreien Tourismus

| Politik Politik

Im Vorfeld der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin fordert die Bundestagsfraktion Bündnis90/Die Grünen in einem Antrag, dass Barrierefreiheit im Tourismus zum Standard wird. "Es kann nicht sein, dass es für körperlich, psychische oder intellektuell beeinträchtigte Menschen immer noch so schwierig ist, in Deutschland zu verreisen, weil Aufzüge, behindertengerechte Toiletten oder Leitsysteme fehlen", so der Abgeordnete Stefan Schmidt, der für die Grünen im Ausschuss für Tourismus sitzt und den Antrag federführend geschrieben hat.

In dem Antrag hat die Fraktion zehn Maßnahmen beschlossen, um die Barrierefreiheit im Tourismus zu fördern und Reisen für alle Menschen zu ermöglichen. So wollen die Grünen beispielsweise die flächendeckende Barrierefreiheit auf Bahnhöfen und in Zügen beschleunigen und die finanziellen Mittel der bestehenden Bundesförderprogramme zur Barrierereduzierung bei Bedarf aufstocken. Außerdem wollen die Grünen auch private touristische Dienstleister, z.B. Hotels, Gaststätten oder Freizeitparks, dazu verpflichten, Barrierefreiheit schrittweise herzustellen. 

Von barrierefreien Angeboten profitieren nicht nur Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen und Familien mit Kleinkindern, erklärt Schmidt: "Investitionen in den barrierefreien Umbau und Ausbau lohnen sich auch für die Unternehmen, weil sie neue Zielgruppen erschließen können. Barrierefreie Angebote eröffnen den Unternehmen enorme wirtschaftliche Potentiale." Die Grünen beklagen, dass bisher erst ein Bruchteil der touristischen Unternehmen und Angebote barrierefrei ist, obwohl es heute schon allein in Deutschland mindestens 12,7 Millionen Menschen mit Beeinträchtigungen und hunderttausende Familien mit kleinen Kindern gibt. Wegen unserer alternden Gesellschaft wird die Nachfrage nach barrierefreien touristischen Angeboten in Zukunft sogar noch weiter steigen.

Problematisch sind aber nicht nur die baulichen Barrieren vor Ort, wie Treppen, Badezimmer und Toiletten ohne Haltegriffen oder zu schmale Türen. "Das Personal ist meistens nicht auf beeinträchtigte Menschen vorbereitet. Die Angestellten wissen häufig nicht, welche Bedürfnisse diejenigen Menschen haben, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind - vor allem dann, wenn man den Menschen nichts ansieht", sagt Schmidt. Er fordert: "Wir müssen die Barrieren in den Köpfen abbauen." Deswegen wollen die Grünen eine Kompetenzstelle Barrierefreiheit im Tourismusbereich schaffen, die einen ständigen Austausch mit Behindertenorganisationen schafft und die touristische Anbieter für den Umgang mit beeinträchtigten Menschen sensibilisieren und fortbilden soll.

Um zu gewährleisten, dass die Barrierefreiheit im Tourismus umgesetzt wird, wollen die Grünen die Verweigerung als Tatbestand der Benachteiligung in das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) aufnehmen. "Die Betroffenen müssen die Möglichkeit bekommen, ihre Rechte notfalls auch einzuklagen", erläutert Schmidt.

Die Grünen betonen die positiven Auswirkungen des Tourismus auf Körper und Geist: Es bereitet Spaß, kann für Erholung sorgen und die Toleranz fördern. Deswegen fordert Schmidt: "Reisen muss für alle Menschen möglich sein."


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Paris mobilisiert vor den Olympischen Spielen im kommenden Sommer gegen Betrug und Abzocke in Hotels, Restaurants und Cafés. Dazu sollen 10.000 Betriebe überprüft werden, kündigte das Wirtschaftsministerium in Paris an.

Der Bundeshaushalt 2024 wird, aller Voraussicht nach, nicht mehr in diesem Jahr vom Parlament beschlossen. Damit laufen die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie automatisch aus. Alle Präsidenten der DEHOGA-Landesverbände und des Bundes richten in einem Offenen Brief einen Appell an Olaf Scholz, an der einheitlichen Besteuerung von Essen mit sieben Prozent festzuhalten.

Patientinnen und Patienten können sich unter bestimmten Voraussetzungen künftig telefonisch von ihrer Arztpraxis krankschreiben lassen. Die Regelung gilt ab sofort, wie der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken mitteilte.

Nährwerte und Zusatzstoffe müssen vom 8. Dezember an auch auf Wein- und Sektflaschen zu finden sein - allerdings noch nicht sofort auf allen, wie es Winzer und Sekthersteller befürchtet hatten. In der EU-Verordnung gibt es eine Übergangsvorschrift.

Acht bis zehn Prozent mehr Geld empfiehlt die NGG ihren Tarifkommissionen als Forderung für die kommenden Tarifverhandlungen. Für die Beschäftigten im Gastgewerbe soll zudem ein monatlicher Lohn von mindestens 3.000 Euro anvisiert werden.

Die EU-Länder dürfen während einer Pandemie Reiseverbote in Hochrisikogebiete verhängen - ein solches Verbot müsse jedoch begründet sein und klare Vorschriften enthalten. Das teilten die Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit.

Größere Arbeitgeber mit mindestens 250 Beschäftigten sind bereits seit dem Sommer verpflichtet, interne Meldestellen für sog. „Whistleblower“ einzurichten und zu betreiben. Ab dem 1. Dezember stellt ein Verstoß gegen diese Pflicht eine Ordnungswidrigkeit dar, die ein Bußgeld bis zu 20.000 Euro nach sich ziehen kann.

Der DEHOGA Bundesverband hielt zu Beginn der Woche seine Delegiertenversammlung in Berlin ab. Neben vielen weiteren Politkern sprach sich auch die Berliner Senatorin Franziska Giffey deutlich für den Erhalt der reduzierten Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie aus und kündigte weitere Aktivitäten im Bundesrat an.

Die EU-Kommission hat einen ersten Entwurf für eine neue Pauschalreiserichtlinie vorgelegt. Erklärtes Ziel der EU-Kommission war es, den Reisenden mehr Rechte einzuräumen. Dieser Anspruch spiegelt sich nun in dem vorgelegten ersten Papier wider, auch wenn es insgesamt nicht so drastisch ausfällt, wie von den Verbänden befürchtet.

«Wer hat das Rezept versteckt?» sangen Kinder am Mittwoch für Olaf Scholz bei der Übergabe des Weihnachtsbaums im Kanzleramt. Die «Weihnachtsbäckerei» der Ampel muss wegen der Haushaltskrise 2024 kleinere Brötchen backen. Ein Rezept gibt es dafür noch nicht.