Hotel im Flutgebiet gebucht: Kein Recht auf kostenlose Stornierung

| Politik Politik

Wer eine Unterkunft in einer vom Hochwasser betroffenen Region gebucht hat, fragt sich nun womöglich: Bekomme ich mein Geld erstattet, wenn ich doch nicht anreisen möchte? Dabei gilt in den meisten Fällen: Kein Recht auf kostenlose Stornierung.

Viele Urlauber haben sich in diesem Jahr für einen Urlaub im eigenen Land entschieden. Doch nun wurden Teile Deutschlands von einer Hochwasser-Katastrophe heimgesucht, die schwere Verwüstungen angerichtet hat. Wer eine Unterkunft in einer betroffenen Region gebucht hat, fragt sich nun womöglich: Bekomme ich mein Geld erstattet, wenn ich doch nicht anreisen möchte? Dabei gilt in den meisten Fällen: Kein Recht auf kostenlose Stornierung.

Anders als Badeurlaub am Mittelmeer wird Urlaub in Deutschland in der Regel individuell gebucht, nicht als Pauschalreise. Das heißt, in diesem Fall gelten nicht die Vorzüge des Pauschalreiserechts.

Die wichtigste Frage ist, ob und in welchem Umfang eine Unterkunft überhaupt nutzbar ist und Reisenden zur Verfügung steht.

«Als Individualreisender können Sie Mietminderung geltend machen, wenn die Mietsache mangelhaft ist oder eine zugesicherte Eigenschaft nicht vorhanden ist», erklärt Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum (EVZ). Das ist eine Einzelfallabwägung.

Bei einem erheblichen Mangel ist eine außerordentliche Kündigung möglich: «Der Mangel muss dabei so gewichtig sein, dass Hotel oder Ferienwohnung nicht oder nur in geringem Umfang nutzbar ist», erläutert Wojtal - zum Beispiel durch gravierende Flutschaden.

Kein Recht auf kostenlose Stornierung

Wenn die Unterkunft geöffnet ist und Gäste empfängt, gilt: «Der Vermieter einer Ferienwohnung oder der Hotelier schulden mir allein die Zurverfügungstellung der Unterkunft», erklärt Julia Gerhards von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Nicht verantwortlich ist er dagegen dafür, dass die Unterkunft erreichbar ist und die Freizeitangebote in der Region geöffnet sind. «Das ist das Risiko, das der Individualreisende trägt.»

Reiserechtsexperte Jan Philipp Stupnanek von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sagt: «Bei einzeln gebuchten Unterkünften besteht ein Recht auf kostenfreie Stornierung nur, wenn es vertraglich vereinbart wurde.» Andernfalls habe der Anbieter einen Anspruch auf die vereinbarte Vergütung abzüglich ersparter Aufwendungen. Bei Unterkünften in Deutschland würden je nach Verpflegung 60 bis 90 Prozent des vereinbarten Preises fällig.

Bei individuell gebuchten Unterkünften im Ausland gilt das Recht des Landes, in dem das Hotel oder das Ferienhaus liegt.

«Ist die Ferienunterkunft zugänglich und ohne Gefahr für Leib oder Leben nutzbar, ist man auf die Kulanz des Anbieters oder günstige AGB angewiesen», betont Wojtal. Das heißt, entweder hat man ohnehin mit kurzfristiger Storno-Möglichkeit gebucht. Oder der Anbieter der Unterkunft stimmt zum Beispiel der Verschiebung des Urlaubs zu.

Ein kostenloses Stornierungsrecht ergibt sich auch nicht, wenn wegen der Flutschäden Ausflugsziele in der Region nicht erreichbar sind. Eine Ausnahme: «Das bequeme Erreichen des Ausflugsziels wurde explizit mit beworben», so Wojtal. «Hier muss man sich aber jeden Einzelfall genau ansehen.» Denn es kann auch sein, dass das Hotel lediglich über solche Ziele in der Gegend informiert hat.

Was gilt, wenn die Unterkunft nur schwer erreichbar ist?

«Bei Einzelreiseleistungen vertreten wir die Ansicht, dass die Wegegefahr den Verbraucher trifft», erklärt Wojtal. «Es muss aber natürlich auch zumutbar sein, sich dorthin zu begeben und dort aufzuhalten.» Herrscht also Lebensgefahr auf dem Weg zur Unterkunft, so kann der Aufenthalt durchaus unzumutbar sein. «Hier sind in der Praxis aber wirklich nur Extremfälle denkbar.»

Schiffsreisen sind besser abgesichert

Bei einer Flusskreuzfahrt handelt es sich in aller Regel um eine Pauschalreise. Fällt diese wegen der Flut aus, muss der Veranstalter das angezahlte Geld binnen 14 Tagen vollständig zurückzahlen.

Wird die Route geändert, weil zum Beispiel bestimmte Häfen nicht angelaufen werden können, so kann ein Reisemangel vorliegen. Sofern die Änderung erheblich ist. «Hier habe ich dann je nach Einzelfall einen Anspruch auf die anteilige Erstattung des Tagespreises, an dem die gebuchte Leistung nicht erbracht wurde», erklärt Wojtal.

Ein Anspruch auf Schadenersatz wegen entgangener Urlaubsfreuden besteht aber nicht. Der wäre nur denkbar, wenn der Mangel nicht durch «unvermeidbare, außergewöhnliche Umstände» verursacht wurde, wie Wojtal ausführt. Eine Überschwemmung ist genau ein solcher Umstand.


Zurück

Vielleicht auch interessant

In Berlin arbeiten viele Menschen unter prekären Bedingungen, sagen Fachleute. Häufig nutzen ihre Chefs schamlos aus, dass sie kein Deutsch sprechen oder sich illegal hier aufhalten. Einen Schwerpunkt dabei bilde laut Hauptzollamt das Gastgewerbe.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Die Wirtschaft sagt: Das reicht noch lange nicht. Zu dem Paket gehört auch der Wegfall der Meldebescheinigung für inländische Übernachtungsgäste.

In Frankreich dürfen pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten nicht mehr mit traditionellen Fleischbegriffen beworben werden. Schnitzel, Steak und Schinken müssen jetzt eindeutig tierischen Ursprungs sein und dürfen nicht aus pflanzlichen Proteinen bestehen.

Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der anhaltend hohe Kostendruck, fehlende Mitarbeiter, dazu wachsende Ansprüche an das gastronomische Angebot: Die Contract Caterer in Deutschland stehen vor vielfältigen Herausforderungen.

Am Hessischen Landesarbeitsgericht wollte die Bahn den Lokführerstreik stoppen - und hat auch in zweiter Instanz verloren. Damit geht der Ausstand der GDL weiter.

Millionen Lieferdienst- und Taxifahrer großer Online-Plattformen können auf bessere Arbeitsbedingungen hoffen. Die EU-Staaten sprachen sich für neue Vorgaben aus, um etwa Scheinselbstständigkeit besser zu verhindern, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte.

Die Lokführergewerkschaft GDL will ab Dienstagmorgen im Personenverkehr streiken, im Güterverkehr schon ab Montagabend. Der Konzern versucht, den Arbeitskampf im letzten Augenblick noch zu verhindern.

Der nächste GDL-Streik bei der Bahn startet schon an diesem Montag im Güterverkehr. Ab Dienstagfrüh trifft es auch Reisende und Pendler - und Fluggäste der Lufthansa.

Die EU will Verpackungsmüll den Kampf ansagen. Geplante neue Regeln werden etwa in Europas Supermärkten und Restaurants zu spüren sein. Deutsche Ziele allerdings sind zum Teil ambitionierter. Fragen und Antworten.

Heute startet die ITB in Berlin. Am Freitag beginnt die Internorga in Hamburg. Menschen aus über 180 Ländern kommen diese Woche nach Deutschland. Die aktuellen Streikankündigungen treffen zehntausende Gäste mit voller Wucht. Branchenvertreter bringt das auf die Zinne.