Niedersachsens Gastgewerbe diskutiert über Branchenthemen

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Rund 250 Delegierte aus ganz Niedersachsen diskutieren derzeit in Braunschweig auf ihrem Landesverbandstag über aktuelle Branchenthemen. Zentrale Themen sind in diesem Jahr die Erwartungen an die neue Bundesregierung, die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Hotellerie und Gastronomie, Corona-Verordnungen, Überbrückungshilfe und niedrigschwellige Investitionshilfe sowie die Kampagne „Ein Herz für Gastgeber – Gastgeber mit Herz“.

Die neue Bundesregierung hat sich noch nicht konstituiert. Dennoch hat das niedersächsische Gastgewerbe klare Vorstellungen, was es von ihr erwartet. Das ist auf jeden Fall die im Wahlkampf von Parteivertretern zugesagte dauerhafte Stabilisierung der abgesenkten Mehrwertsteuer auf Speisen und sinnvollerweise auch auf Getränke im Gastgewerbe. Ein Querschnittsthema muss der auch in der Politik diskutierte Bürokratieabbau sein. Deutschlands Wirtschaft verwaltet sich zu Tode. Die Zukunft auch des Gastgewerbes hängt von vermehrten Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung ab. Dieses Zukunftsthema muss mit einer schlüssigen Umsetzungsstrategie versehen werden, in die auch das Gastgewerbe einzubinden ist.

Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Hotellerie und Gastronomie

Seit Mitte März 2020 hält die Corona-Pandemie das niedersächsische Gastgewerbe im Würgegriff. Seitdem musste das Gastgewerbe zwei Lockdowns mit circa acht Monaten Schließung verarbeiten.

Corona-Verordnungen

Diverse Corona-Verordnungen hat es seit März 2020 gegeben. Nicht alle waren für die Anwender im Gastgewerbe lesbar. Aktuell bewegen folgende Fragestellungen die Branche:

  • Ist mit der aktuell gültigen Verordnung sichergestellt, dass ein weiterer Lockdown ausgeschlossen werden kann?
  • Ist die 2 G-Regelung in ihrer freiwilligen Anwendungsform von den Gästen akzeptiert oder werden breite Gästekreise ausgeschlossen?
  • Wie gehen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit der Schutzimpfung um? Ist die arbeitstägliche Testung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Alternative?

Überbrückungshilfe und niedrigschwellige Investitionshilfe

Das niedersächsische Gastgewerbe ist sich einig, dass ohne die Soforthilfe, die November- und Dezemberhilfe sowie die Überbrückungshilfe I bis III plus die Schließungsbilanz im Gastgewerbe ein dramatisches Ausmaß angenommen hätte. Dennoch gilt es zu bewerten, ob von Seiten des Staates Fehler gemacht worden sind und was wir für die Zukunft daraus lernen können und müssen.

Kampagne „Ein Herz für Gastgeber – Gastgeber mit Herz“

„Ein Herz für Gastgeber – Gastgeber mit Herz“ heißt die große Werbekampagne für das Gastgewerbe, die vom DEHOGA initiiert wurde. Knapp 500 Gastwirte und Hoteliers aus ganz Niedersachsen sind dabei und profitieren von Weiterbildung und Marketingvorteilen.

Ein wichtiges Element der Initiative "Ein Herz für Gastgeber - Gastgeber mit Herz" ist die ganz praktische Unterstützung der Betriebe. Dazu wurden neben dem neuen DEHOGA-Sicherheitssiegel auch ein KnowHow-Newsletter sowie ein umfangreiches Blog- und Webinarangebot konzipiert. Alle angemeldeten Betriebe mit Sicherheitssiegel können kostenlos das gesamte Angebot der Online Offensive 2021 nutzen.

Nachdem Hotellerie und Gastronomie nach monatelangen Einschränkungen endlich wieder öffnen durften, war der Moment für den Start der Social Media Kampagne von "Ein Herz für Gastgeber - Gastgeber mit Herz" gekommen. Auf facebook, Instagram, Pinterest und Youtube wird mit dem Hashtag #herzmoment für Herzmomente bei Niedersachsens Gastgebern in Hotellerie und Gastronomie geworben.

Auf der Website www.herz-fuer-gastgeber.de hat der DEHOGA alle Informationen für interessierte Betriebe zusammengestellt. Die Website www.gastgeber-mit-herz.de spricht die Gäste an und informiert über Details und Hintergründe aus den beteiligten Betrieben.

Arbeitskräfte- und Auszubildendenmangel

Während der Corona-Krise hat das Niedersächsische Gastgewerbe rund 15 Prozent seiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse verloren. Eine der Hauptursachen war die Kurzarbeit im Gastgewerbe und die damit abgesenkten Entgelte für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Was ist jetzt zu tun, um die verloren gegangenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass das Gastgewerbe immer noch attraktive und sichere Arbeitsplätze bietet, die Raum für Kreativität und Selbstverwirklichung lassen?

Auch wenn die Zahl an Ausbildungsverträgen in 2021 wieder gestiegen ist, ist der Vorkrisenzustand noch lange nicht erreicht. Das Gastgewerbe beschäftigt, wie die Ausbildung attraktiver gestaltet werden kann, um zu den gewohnten Ausbildungszahlen zurück zu kehren. Der DEHOGA Niedersachsen hat in diesem Jahr seine Ausbildungsplatzbörse wieder aktiviert und möchte mit einer optimierten Gestaltung und flankierenden Werbemaßnahmen in den kommenden Jahren verstärkt Betriebe und potentielle Auszubildende darüber vermehrt zusammenbringen. Der DEHOGA Niedersachsen unterstützt außerdem die bundesweite Initiative „TOP-Ausbildungsbetrieb“. Mit dieser schafft der DEHOGA erstmals eine bundesweit einheitliche Zertifizierung für einen hohen Ausbildungsstandard – davon profitieren Bewerber wie Betriebe in Hotellerie und Gastronomie. Den Betrieben, die sich als „TOP-Ausbildungsbetrieb“ zertifizieren lassen, bietet das neue Qualitätssiegel einen großen Wettbewerbsvorteil und hebt diese als attraktive Ausbilder und Arbeitgeber hervor.

25-jähriges Jubiläum der Deutschen Hotelklassifizierung

Am 1. August 1996 startete die Deutsche Hotelklassifizierung. Fast alle Länder in Europa kannten – in der Regel bereits seit Jahrzehnten – eine offizielle Einstufung ihrer Hotels in die weltweit übliche Skala von 1 bis 5 Sternen. Doch ausgerechnet der Normungs- und Reiseweltmeister Deutschland nicht. Jedes Hotel konnte sich selbst so viele Sterne wie gewünscht vergeben und damit werben. Das verursachte Intransparenz und erhebliche Verunsicherung beim Verbraucher.

Dennoch war die Einführung einer verbandsseitigen Sternevergabe höchst umstritten. Niedersachsen und Bayern machten 1992 den Anfang, Rheinland-Pfalz folgte 1993. Mit einer denkbar knappen Mehrheit entschieden die Gremien des DEHOGA Bundesverbandes dann 1994 dafür, die Kriterien zu vereinheitlichen und gemeinsam die Deutsche Hotelklassifizierung an den Start zu bringen. Am 1. August 1996 war es dann so weit.

„Zu Anfang haben wir mit dem Problem zu kämpfen gehabt, dass wir die Kriterien aus Sicht der Hoteliers formuliert haben. Mit der Vereinheitlichung auf Bundesebene wurde das dann aber zugunsten des Gästeblicks verändert. Seitdem werden alle fünf Jahre die Kriterien weiterentwickelt. Dabei sind die regelmäßigen Gästeumfragen ein guter Indikator für die Investitionen der Hoteliers in die Zukunft“, erklärt Karl-Heinz Waschkeit, „Vater“ der Hotelklassifizierung in Niedersachsen.  Mit der Modernisierung der Kriterien werden sowohl eine Vereinfachung und mehr Sicherheit in der Kriterienanwendung erreicht, als auch noch mehr Flexibilität und Transparenz in der Hotelklassifizierung.

Mit dem neuen Katalog werden klassifizierte Hotels beispielsweise ermutigt, den Gästen ein Wahlrecht bei der täglichen Zimmerreinigung anzubieten, Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu installieren oder weniger Plastikverpackungen im Badezimmer zu verwenden. Zudem hält die Digitalisierung nicht nur im Bereich der Informationselektronik auf den Hotelzimmern Einzug in den Kriterienkatalog, sondern auf ebenso freiwilliger Basis u.a. auch beim Check-in/Check-out.

„Ich bin mir heute sicher, dass wir mit der Deutschen Hotelklassifizierung im Verbund der europäischen Hotelstars Union eine der modernsten, flexibelsten und aussagekräftigsten Hotelklassifizierungen weltweit etabliert haben. Transparenz und Sicherheit bleiben auch zukünftig unsere Leitlinien“, zeigt sich Lutz Feldtmann, Vorsitzender der Fachgruppe Hotels im DEHOGA Niedersachsen, von der Hotelklassifizierung überzeugt. 


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