ÖHV-Corona-Bilanz: Hoteliers vergeben Schulnoten an Regierung und Banken

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 „In den Bilanzen der Branche tun sich gewaltige Lücken auf“, verweist ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer auf einen Einnahmenausfall von 23,4 Mrd. Euro im Gesamtreiseverkehr. Dem stehen 2,8 Mrd. Euro an Wirtschaftshilfen und 1,5 Mrd. Euro Kurzarbeit für Beherbergung und Gastronomie gegenüber: „Da fehlen 19 Mrd. Euro[1]. Das zeigt: So notwendig die Staatshilfen waren, sie ersetzen unternehmerische Arbeit nicht“, setzt Gratzer auf das Comeback der Marktwirtschaft: „Ein guter Sommer wäre wichtig, selbst wenn wir nur so viel Nächtigungen erreichen wie im das Vorjahr – das Niveau von 1971.“

Durchschnittlich 3,3 Mio. Umsatzverlust, starkes Stadt-Land-Gefälle

Das bestätigt auch eine aktuelle ÖHV-Branchenbefragung. Im Durchschnitt liegt der Umsatzausfall durch Corona bisher bei 3,3 Mio. Euro je Betrieb, in Wien mit 7,4 Mio. Euro mehr als doppelt so hoch. Das Stadt-Land-Gefälle wirkt sich auch auf die Investitionsprämie aus: Die haben 77% der Ferienhotels beantragt und 53% der Stadthotels. Quer durch Österreich verfügen 40% über genug Liquidität für die nächsten zwei Monate, für 49% wird es knapp. 11% brauchen dringend Einnahmen, um Kosten decken und damit Arbeitsplätze im Betrieb und in der Region sichern zu können.

Banken: Partner in der Krise

Die Banken bekommen für die Unterstützung in der Krise von den Unternehmen eine gute 2 auf der Schulnoten-Skala. 73% der Befragten sind optimistisch, im Fall der Fälle eine Erhöhung des Kreditrahmens zu bekommen. 13% sind nicht so sicher, 15% haben wenig Hoffnung, so Gratzer: „Nur weitere Lockerungen und Öffnungsschritte verhindern, dass diese Betriebe scheitern. Bei steigender Durchimpfung und sinkenden Infektionszahlen ist das das Gebot der Stunde.“ „Wie flexibel und partnerschaftlich hat Sie Ihre Hausbank in der Krise begleitet?“, fragt die ÖHV und vergibt die Schulnote 2.

Investitionen: mit neuer Prämie zum Turbo

Licht und Schatten sieht er bei den Investitionen: 67% des für 2021 geplanten Volumens sollen laut Branchenbefragung realisiert werden: „Das ist mehr als gedacht. Gleichzeitig sehen wir noch Potential. Eine neue Investitionsprämie würde sicher helfen“, zeigt Gratzer auf.

Regierungsperformance in der Krise: Schulnote 3

Die Bundesregierung bekommt für die Abwicklung der Hilfen von der Branche eine glatte 3. Besser werden allerdings einzelne Hilfsmaßnahmen gesehen. Am besten bewertet wurde die USt-Senkung mit 1,4, Kurzarbeit und Umsatzersatz wurden mit jeweils 1,8 bewertet. Für die Entschädigung nach dem Epidemiegesetz gibt es nur eine 3,9. Eine Fortsetzung wünscht sich die Branche vor allem für die USt-Senkung.

Wichtiger Schritt: Einigung bei Kurzarbeit

2/3 der Stadthotels und ein gutes Viertel der Ferienhotels gaben bei der Befragung an, dass sie die Kurzarbeitsentschädigung über den Juni hinaus dringend benötigen würden. „Die beschlossene Fortführungen der Kurzarbeit ist wahnsinnig wichtig“, so Gratzer. Gleichzeitig steht der Hürde von 50 %-Umsatzausfall laut ÖHV-Branchenbefragung eine Septemberauslastung in Wien von 51,5 % gegenüber: „Das heißt die Hälfte der Hotels wird Kurzarbeit beantragen können, die andere nicht. Wie sich die Reduktion der Entschädigung um 15 % auswirkt, wird man sich noch im Detail ansehen müssen. Da setzen wir auf eine enge Abstimmung zwischen Politik und Praxis“, so der Branchensprecher.

Maßnahmen mit Schulnoten bewertet

  • Senkung der Umsatzsteuer auf Logis, Speisen & Getränke auf 5 % 1,4
  • Kurzarbeit 1,8
  • Umsatzersatz 1,8
  • Steuerfreie Corona-Mitarbeiterprämie 2,0
  • Investitionsprämie 2,0
  • Ausfallsbonus 2,1
  • Fixkostenzuschüsse 2,1
  • Verlustrücktrag 2,2
  • Verlustersatz 2,2
  • Garantien Überbrückungskredite 2,3
  • Steuer- und Abgabenstundungen 2,5
  • Entschädigung durch Schließung nach Epidemiegesetz 3,9

Stadthotellerie: weitere Unterstützungen überlebensnotwendig

„Wo die Rückkehr zu wirtschaftlichem Arbeiten möglich ist, soll das besser heute als morgen passieren. Wo die Auswirkungen der Pandemie business as usual noch länger verhindern, brauchen wir gut dosierte staatliche Unterstützung“, verweist Gratzer vor allem auf die Stadthotellerie: Hier gehen die optimistischsten Prognosen frühestens 2023 von Normalität aus. Klar sei, dass der gesamte Sektor besser dastünde, würden endlich eine merkliche Lohnnebenkostensenkung, die Förderung von Eigentum und Eigenkapital sowie eine echte Bürokratiereform umgesetzt: „Wir bleiben dran.“


 

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