Schleswig-Holstein: 2G-plus bei touristischen Übernachtungen

| Politik Politik

Trotz zuletzt stagnierender Infektionszahlen plant Schleswig-Holstein weitere Verschärfungen der Corona-Regeln. «Uns war ein bundesweit einheitliches Regelwerk wichtig», sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Donnerstag nach Beratungen von Bund und Ländern. Während die 2G-Regel (geimpft, genesen) im Handel bereits von Samstag an greifen soll, sind weitere Einschränkungen bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen, touristischen Übernachtungen sowie in Clubs, Diskotheken und Bars erst Mitte Dezember geplant.

Zuvor hatte Günther mit der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU), ihrem designierten Nachfolger Olaf Scholz (SPD) sowie den anderen Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten beraten, wie die vierte Corona-Welle in Deutschland gebrochen werden kann. Einige der Regeln, auf die sich Bund und Länder dabei verständigten, gelten in Schleswig-Holstein bereits. Andere will das Kabinett mitgehen.

Dazu zählen Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte und Nicht-Genesene. Private Zusammenkünfte, an denen nicht geimpfte und nicht genesene Personen teilnehmen, sind künftig auf den eigenen Haushalt sowie höchstens zwei Personen eines weiteren Haushaltes beschränkt. Kinder bis Ende des 14. Lebensjahres sind ausgenommen.

Bei touristischen Übernachtungen sowie in Diskotheken, Clubs und Bars soll in Schleswig-Holstein ab Mitte Dezember 2G plus gelten. Dabei erhalten nur Geimpfte und Genesene Zutritt, sie müssen aber zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen.

Bereits vorher bekannt war der geplante Ausschluss Ungeimpfter vom Shoppen. Händler dürfen künftig nur noch Geimpfte und Genesene bedienen, Ungeimpfte nur noch in Geschäften des täglichen Bedarfs einkaufen, wie im Lebens- und Futtermittelhandel, in Apotheken, Tankstellen, Drogerien, auf Wochenmärkten oder Poststellen. «Schleswig-Holstein hätte diesen Weg alleine nicht beschritten», sagte Günther. Hamburg und die anderen Länder täten dies jedoch. «Keinem wäre gedient gewesen, wenn wir andere Regeln als in Hamburg gemacht hätten.» In Schleswig-Holstein betreffe dies 380 000 Ungeimpfte, 2,5 Millionen Menschen dürften weiter shoppen. Für Kontrollen seien die Läden zuständig. Bei Verstößen müssten Kunden Bußgeld zahlen.

Neu ist dagegen auch eine deutliche Reduzierung der Zuschauerzahl für überregionale Sport-, Kultur- und ähnliche Großveranstaltungen. Künftig dürfen dafür nur bis zu 50 Prozent der Platzkapazität genutzt werden. In der Halle sind höchstens 5000 Besucher und im Freien höchstens 15 000 erlaubt. Das betrifft die beiden Handball-Clubs THW Kiel (künftig bis zu 5000 Zuschauer) und SG Flensburg-Handewitt (3000) sowie Fußball-Zweitligist Holstein Kiel (7500), wie Günther sagte. «Dafür gibt es aber auch Hilfen.» Nicht betroffen seien beispielsweise Konzerte in der Lübecker Musik- und Kongresshalle.

Wie bereits im vergangenen Jahr wird der Verkauf von Böllern und Feuerwerk zu Silvester verboten. Erst zu einem späteren Zeitpunkt will die Landesregierung über Ansammlungs- und Versammlungsverbote entscheiden. «Ich schließe es nicht aus, wenn die Zahlen dann anders sind», sagte Günther.

Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 350 werden in betroffenen Kreisen private Feiern und Zusammenkünfte drinnen auf 50 Personen (Geimpfte und Genesene) und draußen auf 200 Menschen (Geimpfte und Genesene) begrenzt.

Nach Ansicht von SPD-Fraktionschefin Serpil Midyatli ist angesichts der Lage die Solidarität auch weniger stark betroffener Länder gefragt. Sie forderte mehr öffentliche und niedrigschwellige Impfangebote im ganzen Land. «Zudem müssen Menschen, die bisher aus verschiedensten Gründen das Impfangebot nicht wahrgenommen haben, aktiv aufgesucht und bestehende Kommunikationshürden abgebaut werden.» Dazu gehörten vor allem mobile Impf- und Informationsteams, die auch sozioökonomisch benachteiligte Stadtteile aufsuchen. Zudem sei die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht unvermeidbar geworden.

FDP-Landtagsfraktionschef zeigte sich zufrieden, dass es keinen bundesweiten Lockdown für alle gibt. «Es gibt in Schleswig-Holstein aktuell keine Notwendigkeit dafür, Kitas, Schulen und Hochschulen sowie Hotels, Gastronomie und Freizeitangebote für alle Menschen zu schließen.» Für die meisten Menschen werde sich im Norden in den kommenden Wochen nicht viel ändern.

Die Zahl der Corona-Neuninfektionen je 100 000 Einwohner stagniert in Schleswig-Holstein seit Tagen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei am Mittwoch laut Landesmeldestelle bei 152,2, nach 152,7 am Vortag. Im Vergleich der Bundesländer hat Schleswig-Holstein laut Robert Koch-Institut noch immer die geringste Sieben-Tage-Inzidenz.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Spitzen der Ampel-Koalition haben nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine Einigung über den Bundeshaushalt für 2024 erzielt. Details sollen im Laufe des Tages bekanntgegeben werden, wie die dpa am Mittwochmorgen erfuhr

Die Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent auf Speisen wird gravierende Folgen für die Gastgeber haben. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des DEHOGA Bundesverbandes: 62,7 Prozent der befragten Unternehmer geben an, dass sie die Steueranhebung auf 19 Prozent zum 1. Januar 2024 wirtschaftlich hart treffen wird. Neun von zehn Unternehmen planen Preissteigerungen.

Mobilität und Digitalisierung standen inhaltlich im Mittelpunkt des Parlamentarischen Abends der Tourismuswirtschaft: Die notwendigen Investitionen in die digitale und Verkehrsinfrastruktur müssten genauso wie in die Erforschung und Produktion von E-Fuels sichergestellt werden.

Paris mobilisiert vor den Olympischen Spielen im kommenden Sommer gegen Betrug und Abzocke in Hotels, Restaurants und Cafés. Dazu sollen 10.000 Betriebe überprüft werden, kündigte das Wirtschaftsministerium in Paris an.

Der Bundeshaushalt 2024 wird, aller Voraussicht nach, nicht mehr in diesem Jahr vom Parlament beschlossen. Damit laufen die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie automatisch aus. Alle Präsidenten der DEHOGA-Landesverbände und des Bundes richten in einem Offenen Brief einen Appell an Olaf Scholz, an der einheitlichen Besteuerung von Essen mit sieben Prozent festzuhalten.

Patientinnen und Patienten können sich unter bestimmten Voraussetzungen künftig telefonisch von ihrer Arztpraxis krankschreiben lassen. Die Regelung gilt ab sofort, wie der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken mitteilte.

Nährwerte und Zusatzstoffe müssen vom 8. Dezember an auch auf Wein- und Sektflaschen zu finden sein - allerdings noch nicht sofort auf allen, wie es Winzer und Sekthersteller befürchtet hatten. In der EU-Verordnung gibt es eine Übergangsvorschrift.

Acht bis zehn Prozent mehr Geld empfiehlt die NGG ihren Tarifkommissionen als Forderung für die kommenden Tarifverhandlungen. Für die Beschäftigten im Gastgewerbe soll zudem ein monatlicher Lohn von mindestens 3.000 Euro anvisiert werden.

Die EU-Länder dürfen während einer Pandemie Reiseverbote in Hochrisikogebiete verhängen - ein solches Verbot müsse jedoch begründet sein und klare Vorschriften enthalten. Das teilten die Richter am Europäischen Gerichtshof (EuGH) mit.

Größere Arbeitgeber mit mindestens 250 Beschäftigten sind bereits seit dem Sommer verpflichtet, interne Meldestellen für sog. „Whistleblower“ einzurichten und zu betreiben. Ab dem 1. Dezember stellt ein Verstoß gegen diese Pflicht eine Ordnungswidrigkeit dar, die ein Bußgeld bis zu 20.000 Euro nach sich ziehen kann.