Totales Rauchverbot: „Rückfall in die „Verbieteritis“ 

| Politik Politik

Mit „Sorge und großem Befremden“ hat der DEHOGA Baden-Württemberg die Pläne von Landes-Sozialminister Manfred Lucha (Bündnis90/Die Grünen) zur Kenntnis genommen, ein totales Rauchverbot in der Gastronomie einzuführen. Im Südwesten gilt ein gesetzliches Rauchverbot in der Gastronomie mit Ausnahmen.

„Der Nichtraucherschutz in Baden-Württembergs Gastronomie funktioniert. Seit Inkrafttreten des Landesnichtraucherschutzgesetzes im Jahr 2009 gibt es praktisch keine Beschwerden von nichtrauchenden Gästen mehr – essen in rauchfreier Atmosphäre ist längst die Regel und nicht mehr die Ausnahme. Damit erfüllt das Gesetz seinen Zweck. Es sorgt dafür, dass mit dem richtigen Schutzniveau die Balance zwischen Nichtraucherschutz und individueller bzw. unternehmerischer Freiheit gewahrt bleibt. Es gibt keinen Anlass für neue Verbote zu Lasten der Gastronomie“, erklärt DEHOGA-Vorsitzender Fritz Engelhardt.


In Baden-Württemberg gilt ein gesetzliches Rauchverbot in der Gastronomie, das allerdings Ausnahmen für Raucher-Nebenräume sowie für Einraum-Raucherlokale mit eingeschränktem Speisenangebot zulässt. Auch Diskotheken dürfen einen Raucher-Nebenraum anbieten, wenn sie keine minderjährigen Gäste einlassen. Minister Lucha will nun alle Ausnahmen streichen. Im SWR-Interview hat der Minister zudem angedeutet, dass er nicht nur Gasthaus-Nebenräume, Diskotheken, Raucherlokale und Festzelte im Visier hat. Auch in Bezug auf ein Rauchverbot in der Außengastronomie dürfe es keine „Denkverbote“ geben. Ein Rauchverbot in der Außengastronomie wäre einmalig in Deutschland und müsste logischerweise für Straßenfesten mit Bewirtung gelten.
Ein totales Rauchverbot in der Gastronomie würde nach Einschätzung des DEHOGA nicht nur die etwa 300 bis 400 reinen Raucherlokale im Land unmittelbar in ihrer Existenz bedrohen, sondern hätte darüber hinaus auch negative wirtschaftliche Folgen für Betriebe, die einen Nebenraum für rauchende Gäste oder Plätze im Freien anbieten. Hinzu kommt das Problem des Ausweichens der Raucher in den öffentlichen Raum: „Wenn die Gastronomie rauchenden Gästen keine Räume mehr anbieten darf, werden diese vor den Betrieben, auf der Straße, rauchen. Vor allem am späteren Abend sind dann Anwohnerbeschwerden vorprogrammiert“, betont Fritz Engelhardt.

In einem Schreiben an Sozialminister Lucha sowie an die Vorsitzenden der Regierungsfraktionen im Landtag von Bündnis90/Die Grünen und CDU erläutert der Verband seine Kritik an den Verbotsplänen. „Es geht uns nicht um die Verteidigung des Rauchens, sondern um ein Mindestmaß an Freiheit für Unternehmer, die auch rauchenden Gästen guten Service bieten wollen“, betont Fritz Engelhardt.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In Berlin arbeiten viele Menschen unter prekären Bedingungen, sagen Fachleute. Häufig nutzen ihre Chefs schamlos aus, dass sie kein Deutsch sprechen oder sich illegal hier aufhalten. Einen Schwerpunkt dabei bilde laut Hauptzollamt das Gastgewerbe.

Die Bürokratie in Deutschland ist immens. Die Bundesregierung kündigt mit großen Worten eine Entrümpelung an. Die Wirtschaft sagt: Das reicht noch lange nicht. Zu dem Paket gehört auch der Wegfall der Meldebescheinigung für inländische Übernachtungsgäste.

In Frankreich dürfen pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten nicht mehr mit traditionellen Fleischbegriffen beworben werden. Schnitzel, Steak und Schinken müssen jetzt eindeutig tierischen Ursprungs sein und dürfen nicht aus pflanzlichen Proteinen bestehen.

Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der anhaltend hohe Kostendruck, fehlende Mitarbeiter, dazu wachsende Ansprüche an das gastronomische Angebot: Die Contract Caterer in Deutschland stehen vor vielfältigen Herausforderungen.

Am Hessischen Landesarbeitsgericht wollte die Bahn den Lokführerstreik stoppen - und hat auch in zweiter Instanz verloren. Damit geht der Ausstand der GDL weiter.

Millionen Lieferdienst- und Taxifahrer großer Online-Plattformen können auf bessere Arbeitsbedingungen hoffen. Die EU-Staaten sprachen sich für neue Vorgaben aus, um etwa Scheinselbstständigkeit besser zu verhindern, wie die belgische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte.

Die Lokführergewerkschaft GDL will ab Dienstagmorgen im Personenverkehr streiken, im Güterverkehr schon ab Montagabend. Der Konzern versucht, den Arbeitskampf im letzten Augenblick noch zu verhindern.

Der nächste GDL-Streik bei der Bahn startet schon an diesem Montag im Güterverkehr. Ab Dienstagfrüh trifft es auch Reisende und Pendler - und Fluggäste der Lufthansa.

Die EU will Verpackungsmüll den Kampf ansagen. Geplante neue Regeln werden etwa in Europas Supermärkten und Restaurants zu spüren sein. Deutsche Ziele allerdings sind zum Teil ambitionierter. Fragen und Antworten.

Heute startet die ITB in Berlin. Am Freitag beginnt die Internorga in Hamburg. Menschen aus über 180 Ländern kommen diese Woche nach Deutschland. Die aktuellen Streikankündigungen treffen zehntausende Gäste mit voller Wucht. Branchenvertreter bringt das auf die Zinne.