Der Glanz alter Zeiten: Kur und Wellness in St. Peter-Ording

| Tourismus Tourismus

In der Dünen-Therme St. Peter-Ording möchte man kein Fensterputzer sein. Der Blick fällt durch meterhohe Glasfassaden auf Dünen, einen scheinbar endlosen Strand und das Meer. Ganz schön viel Arbeit. Die Gäste der Anlage kommen aber natürlich, um sich zu entspannen und die Seele baumeln zu lassen.

Die Krise der Kur

Es ist betriebsam an diesem Vormittag unter der Woche. Wellness boomt in dem Küstenstädtchen in Schleswig-Holstein. Doch das war nicht immer so. Das Ende der Kur auf Krankenschein hat den Ort wie viele andere in Deutschland kalt erwischt. Mit der Gesundheitsreform Mitte der 1990er Jahre stürzte eine ganze Branche ab. Die Kurkultur lag plötzlich brach. Leere Räume, leere Betten.

Die Zahl der Kuranwendungen sei von 480 000 auf 40 000 gefallen, erinnert sich Georg Römer, Leiter Gesundheit und Wellness in der Dünen-Therme. Der gebürtige Rheinländer hat sich über die Jahre offenbar ein nordfriesisches Naturell angeeignet: Nicht erschüttern lassen, Sturmfluten und Krisen trotzen.

Vom Armenhaus zum Badeparadies

St. Peter-Ording mit dem zwölf Kilometer langen und bis zu zwei Kilometer breiten Sandstrand im Weltnaturerbe Wattenmeer kam schnell wieder auf die Beine. Der Ort hat eine der fünf stärksten Schwefelquellen Deutschlands. Man habe zügig investiert, erzählt Physiotherapeut Römer, der auch für die Tourismus-Zentrale arbeitet.

So wurde 1997 und 1998 das Meerwasserwellenbad zum Freizeit- und Erlebnisbad erweitert und die Saunalandschaft neu gebaut. Rund 54 Millionen Euro flossen in den vergangenen Jahren in St. Peter-Ording in die Infrastruktur, allein 11 Millionen in die Dünen-Therme, wie Tourismus-Direktorin Constanze Höfinghoff berichtet. Wer aus ihrem Bürofenster im Gesundheits- und Wellness-Zentrum schaut, sieht weite Dünen und ein bewachsenes Saunadach.

Die Modernisierung hat sich gelohnt. Heute kommen Urlauber, die etwas für ihr Wohlbefinden tun wollen, sehr häufig auf eigene Rechnung. Der Ort mit seinen 4000 Einwohnern hat mehr als 17 000 Gästebetten, davon 1000 in Kliniken. «Vom Armenhaus zum Badeparadies», so heißt eine Ausstellung im örtlichen Museum Landschaft Eiderstedt.

Starke Konkurrenz

«Früher haben die Menschen hier noch ihr eigenes Schlafzimmer an die ersten Seebadgäste vermietet», erzählt Höfinghoff. Der Aufschwung des Ortes begann um 1800 mit einem Bewusstseinswandel: Das Meer galt nicht mehr als Feind des Menschen, sondern wurde eine Quelle der Erholung und für die Gesundheit. So ist es immer noch.

Heute werden Kurorte ausgiebig verglichen. Wer den Gesundheitsurlaub teilweise selbst zahlen muss, will wissen, was er bekommt. Deshalb können es sich Kurorte nicht mehr leisten, nicht zu investieren. Das sieht man in St. Peter-Ording sehr gut.

Zwischen Therapie und Wellness

Das Gesundheits- und Wellness-Zentrum hält heute ein breites Angebot an Behandlungen zur Therapie von Atemwegs- und Hauterkrankungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparats bereit. Und jede Menge Wellness, etwa Thalasso, Ayurveda, Shiatsu, Meerwasserinhalation und Solebäder.

Das Gesundheits- und Wellness-Zentrum wurde 2016 als erstes Unternehmen in Deutschland mit «EuropeSpa 23.2» zertifiziert, eine Auszeichnung für Qualitätsmanagement. Man habe heute 70 Prozent Selbstzahler, so Römer, und 1500 verordnete Kuren jährlich. Die Heilmittel liegen vor der Haustür. Schlick, Schwefelsole, Meerwasser.

«Als Thalasso in Mode kam, haben wir mitgemacht», sagt Höfinghoff. Trotzdem besinnt man sich vor allem auf die Wurzeln. «Wir sind und bleiben einfach Nordseeheil- und Schwefelbad.» Die Frage sei doch auch, wo Gesundheitsurlaub anfange. «Im Reizklima der Nordsee fördern bereits Spaziergänge und Bewegung an der frischen Luft das Wohlbefinden.» Der Klassiker: Brandungswandern. Gischt auf der Haut, Wasser und Sand an den Füßen, salzige Luft.

Drei Klimazonen

Fünf Kur- und Rehakliniken sitzen in St. Peter-Ording, nicht nur wegen der Brandung. Der Küstenort hat drei verschiedene Klimazonen. Da ist zum einen die Brandungszone mit besonders hohem Sauerstoff- und Jodgehalt in der Luft. Dann die Dünenzone mit klarer, pollenarmer Luft dank des Seewinds. Dahinter liegen 350 Hektar windstiller Kiefernwald, wild und nach Harz duftend. Wer eine Erkrankung der Atemwege hat, meidet am Anfang am besten die Brandung und geht im Wald spazieren. So kann sich der Körper an das Reizklima gewöhnen.

St. Peter-Ording wurde 1949 als Seebad erkannt, 1957 die Schwefelquelle entdeckt. Die heutige Dünen-Therme ist rund um das 1968 gebaute Meerwasserwellenbad entstanden.

«Es gibt tatsächlich Gäste, die schon seit 50 Jahren herkommen», sagt Römer. Viele, die früher über eine Kur kamen, hätten sich in den Ort verliebt, kämen nun ohne Rezept. Man kann die Gesundheit aus St. Peter-Ording sogar einpacken. «Wir bauen eigenen Schlick ab. In Pulverform kann man diesen mit nach Hause nehmen.»

Informationen: Tourismus-Zentrale St. Peter-Ording, Postfach 100, 25823 St. Peter-Ording (Tel.: 04863/99 90, www.st-peter-ording.de).


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

In der Filmreihe «Planet der Affen» übernehmen Affen die Herrschaft über die Erde. Science Fiction. Oder? In der Stadt Lop Buri in Thailand scheint die Zukunftsvision schon Wirklichkeit zu sein.

Das Deutsche Weininstitut lädt gemeinsam mit den Gebietsweinwerbungen vom 27. bis 28. April zum bundesweiten "WeinWanderWochenende" ein. Insgesamt stehen in diesem Jahr rund 120 Wanderungen mit unterschiedlichen Aktionen zur Auswahl.

Wegen der gestiegenen Reiselust der Menschen hat der Handels- und Touristikkonzern Rewe seinen Gewinn deutlich gesteigert. Besonders stark zulegen konnte der Tourismus-Bereich, zu dem Marken wie Dertour, ITS, Clevertours und Jahn-Reisen zählen.

Die Tui-Aktie kehrt von London nach Frankfurt als Hauptbörse zurück. Den Handelsstart läutet der Vorstand am Montag im Stil eines Börsengangs ein. Für Juni ist ein weiterer Schritt geplant.

Der Bürgermeister von Palma hat eine drastische Maßnahme angekündigt, um „unzivilisiertes Verhalten“ in der Öffentlichkeit einzudämmen. Die neue Verordnung sieht Bußgelder von bis zu 3.000 Euro für schwerwiegende Verstöße vor.

In wenigen Wochen müssen Tagesbesucher in Venedig erstmals Eintritt bezahlen. Die Stadt verteidigt die Regelung - die Einnahmen sollen nach Worten des Bürgermeisters dabei nicht im Vordergrund stehen.

Vilnius, die Hauptstadt Litauens, befreit sich mit seiner neuen Werbekampagne für den Tourismus von gängigen osteuropäischen Klischees. Indem sie die niedrigen Erwartungen mit der Realität kontrastiert, macht sich die Stadt über die negativen Vorurteile ausländischer Besucher lustig.

Auf der Urlaubsinsel mussten vergangenen Juli viele Touristen vor Waldbränden in Sicherheit gebracht werden - und vorzeitig abreisen. Die griechische Regierung macht Betroffenen nun ein Angebot.

Die „Big 5“ der globalen Hotelketten – Accor, Hilton, IHG, Marriott International und Radisson Hotel Group – spielen im Jahr 2024 eine maßgebliche Rolle in der Entwicklung der Hotelinfrastruktur auf dem afrikanischen Kontinent. Die Hotelgruppen und 42 weitere haben in 41 afrikanischen Ländern Verträge zum Bau von Hotels oder Resorts abgeschlossen.

Four Seasons setzt den Kurs in Richtung Luxus auf See. Während die Premierensaison von Four Seasons Yachts näher rückt, werden die ersten zehn Routen sowie die Suiten vorgestellt.