Deutschland-Tourismus boomt - Aber viele Zukunftsfragen sind noch offen

| Tourismus Tourismus

In Rostock kommen am Mittwoch und Donnerstag rund 500 Touristiker zum Deutschen Tourismustag zusammen. Unter dem Motto «Neues Denken» wollen sie sich mit der Zukunft der Branche befassen. Auch wenn die Zahlen des Tourismusjahres 2019 gut sind, weiß der Präsident des Deutschen Tourismusverbands, Reinhard Meyer, dass das Geschäft kein Selbstläufer ist.

Die wirtschaftliche Lage: «Es läuft gut.» Meyer geht davon aus, dass im zehnten Jahr hintereinander ein Übernachtungsrekord erreicht wird. «Wir laufen auf rund 500 Millionen Gästeübernachtungen zu.» Allerdings kommt dieses Wachstum langsam an seine Grenzen. Meyer verweist auf die Diskussion um den sogenannten Overtourism. «Es bringt nichts, nur auf die Übernachtungen zu schielen.» Es gehe um qualitatives Wachstum. Allerdings müsse mit Blick auf den boomenden Städtetourismus mancherorts Kapazitäten geschaffen werden - mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis wie etwa in Low-Budget-Hotels. Die Städte hätten die Möglichkeiten, bei den Bauplanungen entsprechende Auflagen zur Nachhaltigkeit zu machen. Da geht es etwa um die Anbindung an den Nahverkehr und die Stadt- beziehungsweise Ortsentwicklung.

Die Klimadebatte: Hier sieht der Verbandschef noch ein großes Arbeitsfeld, auch inspiriert durch drängender werdende Anforderungen der Gäste. Da gehe es um klimaneutrale Hotels oder die möglichst klimafreundliche Anreise zum Urlaubsort. Hier spiele das Angebot der Deutschen Bahn eine zentrale Rolle. Wichtig sei bei der Bahnreform, dass die Investitionen nicht nur auf die Hauptstrecken konzentriert werden. «Das Hauptthema sollte der ländliche Raum mit den Tourismusregionen und den strukturschwächeren Räumen sein», betont Meyer.

Die Digitalisierung: Dies ist den Augen Meyers ein Problem, zu dessen Lösung es nicht nur den Willen der Bundesregierung oder der Netzbetreiber benötigt. «50 Prozent der Gastgeber in Deutschland sind noch nicht online buchbar. Wer heute nicht online buchbar ist, der hat einen wesentlichen Teil der potenziellen Kunden nicht auf dem Zettel.» Wenn aber der Wille der Gastgeber dazu da wäre, hätte die Forderung nach «Breitband und Mobilfunk an jeder Milchkanne» eine wesentlich stärkere Durchschlagskraft. Bei der Stärkung von Online-Angeboten lohne sich der Blick nach Südtirol oder Kärnten, die in dieser Hinsicht Vorreiter sind. Dort könnten Interessenten an die Verbände Anfragen schicken und bekämen Angebote aus der ganzen Region.

Die Bettensteuer: Der Deutsche Tourismusverband lehnt die Bettensteuer ab, weil das Geld in den Haushalt fließe und nicht sichergestellt sei, dass die Einnahmen beim Tourismus landen. Klar sei, dass Gästen erklärt werden müsse, wohin das Geld etwa für Kurtaxe wandert. Das beste Instrument sei eine Gästekarte, die so konzipiert ist, dass sie für viele Leistungen in der Region gültig ist. «Ich bin überzeugt, dass die Menschen zu zahlen bereit sind, wenn sie dafür eine sichtbare Gegenleistung bekommen», sagt Meyer.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

«Kulturhauptstadt» - das Prädikat soll in Europa Akzente abseits von Politik und Bürokratie setzen. 2024 tragen es Tartu in Estland, Bodø in Norwegen und Bad Ischl in Österreich. Drei Kurzporträts.

Unter dem neuen Motto „Take Travel Technology to the next Level. Together.“ bietet die weltweit führende Tourismus-Fachmesse mehr Raum denn je für innovative Lösungen im Bereich Travel Technology. Anbieter aus mehr als 30 Ländern stellen sich in insgesamt fünf Hallen vor.

Winterurlauber haben nach einer Umfrage eine unterschiedliche Sicht auf die künstliche Beschneiung von Skihängen. 45 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass «vor dem Hintergrund von Energiekrise und Klimawandel eine Beschneiung von Skipisten absolut nicht vertretbar» sei.

Beim 12. Tag des barrierefreien Tourismus präsentiert die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) nationale und internationale Experten, die Strategie und Beispiele zum Thema Inklusion auf Reisen erörtern.

Wasserfall und Eislaufbahn an Bord: Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist am Samstagabend aus dem Hafen der US-Metropole Miami zu seiner ersten Kreuzfahrt ausgelaufen. Die Icon of the Seas hat 20 Decks und ist 365 Meter lang. Das Schiff kann bei voller Auslastung 7600 Gäste und 2350 Besatzungsmitglieder befördern.

Die Welttourismusorganisation (UNWTO) geht davon aus, dass die Zahl internationaler Touristen in diesem Jahr weltweit wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Im vergangenen Jahr reisten rund 1,3 Milliarden Menschen über die Grenzen hinweg. Dies waren 44 Prozent mehr als 2022 und 88 Prozent des Vor-Corona-Niveaus von 2019.

Angesichts des Streikabbruchs der GDL setzt die Bahn ab Montagmorgen wieder den normalen Fahrplan ein - warnt aber gleichzeitig vor einem möglicherweise ruckeligen Neustart.

Booking.com hat die Empfänger der 12. jährlichen Traveller Review Awards bekanntgegeben. Hinzu kommt eine Liste der gastfreundlichsten Orte der Welt, die auf auf dem Anteil der Anbieter mit einem Traveller Review Award basiert.

Elbphilharmonie, Landungsbrücken, Reeperbahn und Fischmarkt oder aber das Schanzenviertel - obschon von Touristen und Gästen hochfrequentiert, überwiegen laut einer Umfrage für eine deutliche Mehrheit von Hamburgs Bürgerinnen und Bürgern die positiven Auswirkungen des Tourismus.

Österreichs Hauptstadt hat laut Tourismusverband im vergangenen Jahr fast an alte Rekordwerte angeknüpft. 17,3 Millionen Übernachtungen bedeuteten eine Steigerung von 31 Prozent gegenüber 2022. Die Zahl liege nur zwei Prozent unter der Bestmarke von 2019, teilte Wien Tourismus weiter mit.