DJH sieht Zukunft der Jugendherbergen aufgrund Corona-Pandemie stark gefährdet

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Im August 2020 feiert die Jugendherbergsidee ihren 111. Geburtstag: Ob es mit den Jugendherbergen auch in den nächsten Jahren weiter kann, darüber vermag das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) mit Blick auf die massiven Auswirkungen der Corona-Pandemie derzeit keine verlässliche Prognose abzugeben.

„In den vergangenen Tagen wurden nahezu alle rund 450 Jugendherbergen der 14 DJH-Landesverbände geschlossen und es ist absolut nicht absehbar, wann sie wieder öffnen können. Der damit einhergehende Einbruch der Reservierungen, vor allem mit Blick auf die ausfallenden Klassenfahrten sowie die anstehende Ferien- und Urlaubszeit, bedeutet für das DJH eine existenzbedrohende Krise, wie sie der Verband in seiner bewegten Geschichte noch nie erlebt hat“, erklärt DJH-Hauptgeschäftsführer Julian Schmitz.

Aktuell werden in den einzelnen Landesverbänden verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um auf die schwierige Situation zu reagieren: Darunter vor allem Vereinbarungen zur Kurzarbeit für die insgesamt fast 5.000 Mitarbeitenden. „Oberstes Ziel muss es jetzt sein, die Pandemie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufzuhalten und deshalb waren die Absagen von Klassenfahrten sowie Jugendreisen und Freizeiten vollkommen alternativlos. Die für uns damit einhergehenden Verluste werden sich nach heutiger Einschätzung weit in das kommende Jahr hinausziehen: Praktisch all unsere Zielgruppen sind für uns auf absehbare Zeit nicht zu erreichen. Das führt zu einem hohen Maß an Verunsicherung – sowohl bei unseren Mitarbeitenden als auch bei den Gästen“, fasst der DJH-Hauptgeschäftsführer zusammen.

Trotz der Lage sei man sich jetzt aber auch seiner zivilgesellschaftlichen Rolle bewusst, so Schmitz weiter. Deshalb habe man bereits bei den entsprechenden Behörden und Stellen signalisiert, dass die 14 DJH-Landesverbände zwischenzeitlichen Nutzungen ihrer Jugendherbergen offen gegenüberstünden, etwa für Quarantänemaßnahmen oder zur Unterbringung von Einsatzkräften. „Wir haben ein deutschlandweites Netz an Häusern und stehen als einer der mitgliederstärksten, gemeinnützigen Verbände in Deutschland nicht nur in guten Zeiten zu unserer Verantwortung – dies haben wir bereits bei der Hilfe zur Unterbringungen von Flüchtlingen 2015 bewiesen und dazu stehen wir auch weiterhin“, stellt Julian Schmitz klar. Wie es generell mit dem DJH weitergehe würde stark davon abhängen, welche staatlichen Unterstützungsleistungen in den kommenden Wochen für die Jugendherbergen in Deutschland zur Verfügung stünden. 

„Unser Hauptproblem liegt darin, dass unsere Gemeinnützigkeit, unser gesellschaftlicher Auftrag, namentlich die Zugehörigkeit zum Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe sowie die Tatsache, dass wir unsere Erlöse immer direkt in die Jugendherbergen reinvestieren, uns nun zum Nachteil zu geraten drohen“, zeigt sich DJH-Präsident Prof. Dr. Günther Schneider besorgt. So könne das DJH generell aufgrund der strengen Vorgaben der Abgabenordnung keine Rücklagen bilden, die nun helfen würden. „Wir agieren gemeinwohlorientiert. Hinter uns steht kein finanzkräftiger Konzern oder Investor, der bei einer anhaltend angespannten Lage entsprechendes Kapital `nachschießen´ könnte“, fasst Schneider zusammen und betont: „Wir alle hoffen, dass die Welt diese Krise schnell und nachhaltig in den Griff bekommt und allen Betroffenen bestmöglich geholfen werden kann. 

Gemeinsam mit DJH-Hauptgeschäftsführer Julian Schmitz ist der DJH-Präsident aktuell in intensiven Gesprächen mit verschiedenen politischen Vertretern und Institutionen, um der bedrohlichen Lage der Jugendherbergen Gehör zu verschaffen. „Gelingt es uns nicht, die Entscheider davon zu überzeugen, dass auch wir als gemeinnütziges Unternehmen dringend Unterstützung brauchen, steht hinter dem Fortbestand der Jugendherbergen in Deutschland ein sehr großes Fragezeichen: Aus eigener Kraft können wir es nicht schaffen“, sind sich Julian Schmitz und Prof. Dr. Günther Schneider einig.


 

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