Infos für Besucher der Reisemesse ITB

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Die ITB in Berlin ist die größte und wichtigste Reisemesse der Welt. In diesem Jahr werden vom 4. bis 8. März rund 10 000 Aussteller aus mehr als 180 Ländern in den Messehallen rund um den Funkturm erwartet. Fachbesucher diskutieren von Mittwoch bis Freitag über wichtige Themen der Tourismusbranche. Privatbesucher sind am Samstag und Sonntag dazu eingeladen, Hallen und Aussteller zu erkunden. Partnerland ist in diesem Jahr das Sultanat Oman.

Das Tagesticket kostet im Online-Shop 13 Euro, vor Ort sind es 16 Euro. Ermäßigungen gibt es für Schüler und Studenten, Kinder unter 14 Jahren zahlen keinen Eintritt. Die Messe ist für Privatleute von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Wartezeiten beim Einlass einplanen. Im vergangenen Jahr zählte die Messe rund 160 000 Besucher.

Die Messehallen sind mit der S-Bahn erreichbar, über die Stationen Messe Nord / ICC und Messe Süd. Auch mit der roten U-Bahn-Linie 2 (Station Theodor-Heuss-Platz) ist die Anreise möglich. Außerdem gibt es fest eingerichtete Shuttlebus-Linien. Auf dem weitläufigen Messegelände selbst fahren ebenfalls Shuttlebusse.

Coronavirus und Klimawandel: Die Themen der Reisemesse ITB

Wie stark beeinträchtigt das Coronavirus Sars-CoV-2 den Tourismus? Und kann ich angesichts der Klimakrise noch bedenkenlos in den Urlaub fliegen? Das sind zwei Fragen, die in diesem Jahr auf der ITB in Berlin heiß diskutiert werden dürften. Das Klimathema ist für Branche und Reisende ein Dauerbrenner - und das Virus eine neue Krise.

Angst vor Corona - aber noch geringe Auswirkungen

Was anfangs wie das lokale Problem einer entfernten chinesischen Provinz wirkte, hat sich zu einer internationalen Gefahr entwickelt: Immer mehr Menschen erkranken und sterben an Covid-19, der Krankheit, die das Coronavirus auslöst. Die allermeisten Fällen gibt es in China selbst. Flüge ins Reich der Mitte wurden gestrichen, Kreuzfahrtschiffe in Asien festgesetzt. Viele Staaten haben ihre Grenzen für Reisende aus China geschlossen.

«China ist aus deutscher Sicht kein bedeutendes Reiseland», ordnet Tourismusforscher Prof. Torsten Kirstges ein. Doch das Virus könne auch für die umliegenden Länder in Asien erhebliche negative Auswirkungen haben. «Eine ganze Region könnte unter Generalverdacht geraten», schätzt der Experte von der Jade Hochschule in Wilhelmshaven.

Ein ähnlicher Effekt ließ sich etwa bei der Ebola-Epidemie in Westafrika ab 2014 beobachten: Urlauber hielten sich auch mit Reisen nach Südafrika oder Namibia zurück, obwohl diese Länder Tausende Kilometer entfernt lagen. «Das kann hier jetzt ähnlich sein, wenn sich die Krankheit weiter ausbreitet», sagt Kirstges.

Bedenken führen zu Buchungszurückhaltung

Erste Anzeichen dafür gibt es: Mehrere deutsche Reiseveranstalter bieten Gästen mittlerweile die Option, noch bis wenige Wochen vor der Reise in ein asiatisches Land - zum Beispiel nach Thailand oder Vietnam - kostenlos stornieren oder umbuchen zu können. Das spricht dafür, dass Urlauber anfangen, die Region zu meiden.

Das neuartige Coronavirus nehme dem Reisen einen Teil seiner Unbeschwertheit, sagt Kirstges. «Das ist bei jeder Krise der Fall, das war auch beim Terror so.» Das heiße aber nicht, dass die Menschen nicht mehr reisen. Sie fahren in andere Länder, die sie für sicher halten. Die Reiseströme verschieben sich.

Und die ITB selbst? Auch dort werden chinesische Aussteller erwartet, zwei haben bislang abgesagt. «Wir sind vorbereitet, aber nicht hysterisch», sagt David Ruetz, Leiter der ITB. Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen hierzulande: Laut Deutscher Zentrale für Tourismus zeichnet sich bei verschiedenen Städten und Sehenswürdigkeiten ein zum Teil klarer Rückgang chinesischer Besucher ab.

Reisen und Klima: Gute Absichten statt echter Verzicht

Sollten wir angesichts der Klimakrise weniger Urlaub machen? Oder zumindest anders als bisher? Weniger fliegen? Diese Fragen begleiten die Reisebranche und auch die Urlauber spätestens seit den Massenprotesten von Fridays for Future. Auch die ITB hat das Thema Nachhaltigkeit wieder auf die Agenda gesetzt - wobei dieser Begriff alles und nichts heißen kann. Da geht es dann zum Beispiel oft um soziale Projekte vor Ort. Über Beschränkungen von Flugreisen oder teurere Tickets redet die Branche nicht so gerne.

«Man kann das Reisen nicht unter Generalverdacht stellen», sagt Ruetz. Die positiven Effekte fielen häufig unter den Tisch, etwa die wirtschaftlichen Vorteile für die bereisten Länder. Die ITB sei eine Plattform für eine faire Diskussion.

Und was denken die Urlauber selbst? Das Thema wird durchaus diskutiert. Doch fast niemand ändert tatsächlich sein Verhalten. Prof. Kirstges bringt die Einstellung der Urlauber so auf den Punkt: «Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.» Der Gast will den Eindruck haben, dass der Veranstalter oder das Hotel sich um Nachhaltigkeit kümmert. Selbst verzichten will er nicht.

Fliegen ist schädlich - trotzdem fliegen alle

«Alle Statistiken zeigen, dass das Reiseverhalten dadurch nicht maßgeblich beeinflusst wird, geschweige denn, dass die Leute aus Flugscham nicht mehr reisen», erklärt Kirstges. Dabei ist gerade die Anreise mit dem Flugzeug besonders schädlich fürs Klima.

Doch können sich Urlauber darauf verlassen, dass ihr Anbieter wirklich nachhaltig ist? «Die Branche ist sensibel, aber freiwillig tut die meisten Anbieter nichts», sagt Kirstges. «Niemand schreckt ohne Zwang Kunden ab und verzichtet auf Umsatz.» Man könne die Verantwortung aber nicht auf die Kunden übertragen. Letztlich müsse die Politik Rahmenbedingungen schaffen, die den CO2-Ausstoß und damit das Reisen selbst teurer machen - ein ungelöstes Dilemma.

Thomas Cook ist Geschichte - Condor fliegt weiter

Die Insolvenz von Thomas Cook samt Neckermann hat die Branche geschockt - und Hunderttausende deutsche Urlauber verärgert. Lange Zeit sah es so aus, als bekämen sie allenfalls einen Teil ihres angezahlten Geldes zurück. Die Versicherungssumme des Konzerns reicht längst nicht für alle Ansprüche. Doch dann erklärte der Bund sich dazu bereit, die ausstehenden Kosten zu tragen. Trotzdem hat das Image der angeblich so sicheren Pauschalreise gelitten.

Pünktlich zur ITB gibt es jedoch gute Nachrichten: Der Ferienflieger Condor, der zu Thomas Cook gehörte, fliegt unter einem neuen Eigentümer weiter. Der Mutterkonzern der polnischen Airline LOT übernimmt Condor. So konnten neue Turbulenzen für die deutschen Reiseveranstalter und Urlauber vermieden werden.

Nach dem Brexit ist vor dem Brexit

Nach langem Gezerre ist es passiert: Großbritannien hat am 31. Januar die EU verlassen. Für Reisende ändert sich dadurch aber erst einmal nichts: Bis Ende des Jahres gilt eine Übergangsphase. Flüge gehen wie geplant, man kommt weiterhin mit einem Personalausweis nach England. Auf der ITB dürfte der Brexit daher kein großes Thema sein.

Ungeklärt ist bislang aber, wie es nach 2020 weitergeht, etwa in Sachen Flüge von, nach und über Großbritannien. Der Deutsche Reiseverband hält ein umfassendes Luftverkehrsabkommen für notwendig. Kann man also noch bedenkenlos einen Flug über London zum Beispiel in die USA für 2021 buchen? «Ja, vermutlich kein Problem», sagt Kirstges. «Da wird mit Sicherheit eine Lösung gefunden werden.»

Luxusreisen und Digitalisierung

Beide Themen sind nicht neu, spielen auf der ITB aber wieder eine große Rolle: das Segment der Luxusreisen und die Digitalisierung.

«Weltweit machen Luxusreisen 14 Prozent des Tourismusumsatzes aus», sagt ITB-Leiter David Ruetz. «Im Top-End-Bereich sehen wir einen gigantischen Wandel hin zum ungreifbaren Luxus, zum Erlebnis, sogar zum Spirituellen.» Also weniger Bling-Bling, sondern exklusive Sinnsuche. Eine Frage der Messe wird sein: Wie passen Luxus und Nachhaltigkeit zusammen?

Zudem diskutiert die Tourismusbranche, wie sie digitaler werden kann, auch angesichts von Plattformen wie Booking, Airbnb und Co. Da wird mit hippen Schlagworten jongliert: Blockchain, Künstliche Intelligenz (KI) et cetera. Kirstges verweist darauf, dass viele Veranstalter es noch nicht einmal hinbekämen, ordentliche Newsletter zu verschicken. «Jedes Jahr werden digitale High-Tech-Säue durchs touristische Dorf getrieben, aber die verlaufen sich meist auch schnell wieder.»

(dpa)


 

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