Lufthansa will weitere 10 000 Stellen in Deutschland streichen

| Tourismus Tourismus

Auf dem Weg aus der Corona-Krise wird die Durststrecke für die Lufthansa immer länger. Nach einem erneuten Milliardenverlust im ersten Quartal dieses Jahres hat Europas umsatzstärkster Luftverkehrskonzern seine Erwartungen für eine Erholung des Luftverkehrs weiter nach hinten verschoben. Das Management hofft weiterhin auf europäische Lösungen im Umgang mit geimpften Passagieren aus Europa und anderen Ländern. Der bereits angekündigte Personalabbau scheint unausweichlich zu bleiben.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet zwar weiterhin eine stark steigende Nachfrage ab dem Sommer. «Ermutigende Signale, wie die Ankündigung der EU-Kommission, geimpften Fluggästen aus den USA die Einreise nach Europa wieder zu ermöglichen, bestätigen unsere Zuversicht», erklärte er. Er rechne bereits in den kommenden zwei bis drei Wochen mit positiven Entscheidungen der US-Regierung zur Öffnung des Flugverkehrs Richtung Europa.

Innerhalb Europas gebe es einen starken Druck der südlichen Länder, schnell einen einheitlichen Green Pass einzuführen, in dem Impfungen, Tests und überstandene Infektionen festgehalten werden können. Vor allem der Verzicht auf lange Quarantänen würde den Passagierverkehr beflügeln. «Ich denke, es gibt einen großen politischen Willen, Europa zu öffnen», sagte Spohr.

Auf der anderen Seite kappte der Konzern aber erneut seine erst kürzlich reduzierte Prognose, dass er im Gesamtjahr 2021 bis zur Hälfte seiner Jahreskapazität von 2019 anbieten werde. Nun erwartet er bei einer starken Konzentration auf touristische Ziele noch etwa 40 Prozent. Im ersten Quartal hatten Lufthansa und die übrigen Konzernmarken nur 21 Prozent ihres 2019er-Angebots geflogen und mit 3 Millionen Fluggästen nur ein Zehntel der damaligen Passagierzahl erreicht. Im laufenden Quartal sieht es nach einem kurzen Osterhoch wegen weiterhin bestehender strikter Einreisebestimmungen kaum besser aus, bis zum Jahresende will man bis zu 60 Prozent anbieten.

Auf allzu günstige Tickets sollten die Passagiere beim Wiederanlauf aber nicht hoffen, erklärte Spohr. Harte Preiskämpfe gehörten der Vergangenheit an. «Die Fluggesellschaften können sich hohe Rabatte einfach nicht leisten.» Auch auf dem Nordatlantik-Markt, der für rund die Hälfte der Lufthansa-Langstrecken steht, erwarte er einer «sehr hohe Preisdisziplin», sagte der Lufthansa-Chef.

Der staatlich gestützte Lufthansa-Konzern landete auch im ersten Quartal tief in den roten Zahlen und machte bei einem um 60 Prozent reduzierten Umsatz einen Verlust von 1,05 Milliarden Euro. Lufthansa zeigte sich damit 2021 aber deutlich stabiler als zu Beginn der Corona-Krise im ersten Quartal 2020, das man mit einem doppelt so hohen Verlust von 2,12 Milliarden Euro abgeschlossen hatte.

Neben konzernweiten Kostensenkungen etwa durch Stellenabbau, Kurzarbeit und stillgelegte Jets flog die Frachtsparte Lufthansa Cargo mit einem operativen Rekordgewinn von 314 Millionen Euro wieder in der Gewinnzone. Ihr traut der Vorstand unter anderem wegen der Impfstoff-Transporte auch für das Gesamtjahr eine starke Leistung zu. Lufthansa Technik konnte von der Erholung des Wartungsgeschäft in den USA und Asien profitieren und lieferte einen operativen Gewinn von 16 Millionen Euro ab. Dennoch verlor der Konzern im ersten Quartal im Schnitt 235 Millionen Euro Barmittel pro Monat. Im zweiten Quartal soll der monatliche «Cash-Burn» auf 200 Millionen Euro sinken.

Nahezu jede fünfte Stelle wurde seit Krisenbeginn gestrichen, so dass die Zahl der Beschäftigten binnen Jahresfrist um 19 Prozent auf noch 111 262 sank. Das entspricht 93 500 Vollzeitstellen, von denen 52 200 auf Deutschland entfallen. Spohr und sein neuer Finanzvorstand Remco Steenbergen machten aber klar, dass sie in Deutschland weitere 10 000 Stellen streichen oder im vergleichbaren Maß Personalkosten einsparen müssten. Bevorzugte Mittel seien Teilzeitlösungen oder freiwillige Abgänge, man bereite parallel aber auch Entlassungen vor, sagte Steenbergen.

Insbesondere bei den rund 5000 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa rechnet Spohr letztlich auf eine Einigung mit der Gewerkschaft zu weitreichenden Teilzeitmodellen. Er sagte: «Niemand verlässt freiwillig einen Pilotenjob bei der Lufthansa, weil es nirgendwo auf der Welt bessere Pilotenjobs gibt.»

Lufthansa sieht sich trotz der nur langsamen Fortschritte auch finanziell gerüstet. Zum Quartalsende betrug die Liquiditätsreserve 10,6 Milliarden Euro im Vergleich zu 11,1 Milliarden Euro zum Jahresende 2020. Der Konzern hat von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz im vergangenen Jahr 9 Milliarden Euro Staatshilfe zugesagt bekommen, von denen 5,4 Milliarden Euro noch nicht genutzt seien. Ein darin enthaltener Kredit der KfW-Bank in Höhe von einer Milliarde Euro wurde bereits zurückgezahlt, auf der anderen Seite hat Lufthansa aber am Kapitalmarkt auch neue Schulden aufgenommen.

Auf der Hauptversammlung am Dienstag (4. Mai) will sich der Vorstand mit einem Vorratsbeschluss einen Rahmen von bis 5,5 Milliarden Euro für neues Eigenkapital genehmigen lassen, um bei Bedarf die teuren Staatsbeteiligungen ablösen zu können. Zeitpunkt und exakte Summe der Erhöhung sind bislang nicht bekannt.

In seiner vorab veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung warb Spohr bei den Aktionären um Zustimmung. «Der Beschluss soll uns in die Lage versetzen, flexibel eine Kapitalerhöhung durchzuführen, damit wir unsere Bilanzkennzahlen wieder stärken und zu alter finanzieller Stabilität zurückkehren zu können. (...) Klar ist, dass wir einen Großteil der Erlöse für die Rückführung der staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen nutzen werden. Denn – und das haben wir immer wieder betont – wir finanzieren uns lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler.» (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Von wegen Kiffen, Party machen und durch das Rotlichtviertel touren: Amsterdam ist die Belästigungen durch den Massentourismus satt. Ein Quiz klärt Touristen jetzt auf, was erlaubt ist und was nicht.

Sachsens Freizeitparks starten in die neue Saison. In Döbeln (Landkreis Mittelsachsen) wurde gleich ein ganz neuer Park aus dem Boden gestampft. Dort öffnet die aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Kette Karls am Sonnabend ein neues Erlebnis-Dorf.

Holidu hat das kostenlose Touristenangebot für die 30 beliebtesten Städtereiseziele in Europa ausgewertet. Das Ergebnis ist ein Ranking von Städten, die den Besucherinnen und Besuchern die größte Auswahl kostenloser Unterhaltung bieten.

Grüne Wiesen, Knospen an den Bäumen - mitten im Winter herrschte über Wochen frühlingshaftes Wetter. Der alpine Skitourismus in den Alpen, jahrzehntelang einträgliches Geschäft, ist im Wandel.

Laut des Cities & Trends Europe Report von BCD Travel waren Amsterdam und New York die von europäischen Geschäftsreisenden meistbesuchten Städte 2023. Die beliebtesten Länder waren Deutschland und die Vereinigten Staaten.

Winterstürme haben einige Nordseeinseln zum Teil stark getroffen: Mancherorts sind die Badestrände fast komplett weggespült. Was bedeuten die Schäden für die Urlaubssaison?

Auf Sylt könnte sich bald nur noch ein Bruchteil der gegenwärtigen Ferienwohnungen befinden. Der Grund: Etwa jede dritte Ferienwohnung werde laut Kreisbaurat illegal vermietet. Der stellvertretende Bürgermeister befürchtet bereits dramatische Auswirkungen für Sylter Hausbesitzer.

TUI Cruises lässt es mit dem neuen Event-Reiseformat MeerBeats krachen und bringt Die Fantastischen Vier als Headliner der Reise auf die Mein Schiff 7. Fünf Sterne deluxe, DJ Thomilla und die Flying Steps haben sich ebenfalls angekündigt.

Über 60 Prozent der Deutschen wollen diesen Frühling laut Umfrage verreisen. Was die Destination angeht, sind die Vorlieben sehr unterschiedlich. Asien und Südamerika liegen bei den Deutschen hoch im Kurs. Die tatsächlich gebuchten Reiseziele liegen dann jedoch meist näher.

Klassische Badeferien am Mittelmeer mit Flug und All-inclusive: Das ist ein Musterbeispiel für Pauschalurlaub. Doch die abgesicherte Reiseform verändert sich - beschleunigt durch neue Tools.