Reiseveranstalter-Insolvenz: Thomas Cook warnt Kunden vor E-Mail-Betrugsmasche

| Tourismus Tourismus

Nach der Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook wollen Betrüger offenbar sensible Kundendaten abfischen. Thomas Cook in Deutschland warnte am Samstagabend via Twitter und auf seiner Homepage: «Derzeit gibt es eine böse E-Mail-Betrugsmasche: Diese E-Mail ist als offizielle Nachricht von Thomas Cook deklariert mit dem Betreff: "Wichtig: Erstattung Ihrer Thomas Cook-Reise."» Darin würden sensible Daten abgefragt, beispielsweise Pass- und Kreditkartendaten. Thomas Cook habe aber «zu keiner Zeit E-Mails dieser Art an Kunden verschickt. Bitte ignorieren Sie diese Mails und löschen diese», hieß es weiter.

Thomas Cook in Deutschland war in den Sog der Pleite des britischen Mutterkonzerns geraten und hatte am Mittwoch einen Insolvenzantrag gestellt. Das Unternehmen, zu dem unter anderem Neckermann Reisen, Öger Tours und Bucher Reisen gehören, beschäftigt in Deutschland etwa 2000 Menschen. Insolvenzverwalter wollen nun versuchen, die Gesellschaften in Deutschland fortzuführen. Für die Unternehmen sollen Investoren gefunden werden.

Auch für den zu Thomas Cook gehörenden Ferienflieger Condor läuft die Suche nach einem möglichen Käufer. Am Dienstag hatten der Bund und das Land Hessen einen sogenannten Massekredit über 380 Millionen Euro beschlossen. Der Ferienflieger bekommt so finanziellen Spielraum, um sich von der insolventen britischen Muttergesellschaft Thomas Cook zu lösen. Es wird bereits mit möglichen Kaufinteressenten gesprochen. Sollte Condor gerettet werden, verdient der Staat laut «Bild am Sonntag» mindestens 13 Millionen Euro.

Demnach lassen sich Bund und Land Hessen den Überbrückungskredit für den Ferienflieger teuer bezahlen. Allein die Bearbeitungsgebühr liege bei 3,8 Millionen Euro, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Firmenkreise. Dazu kommen demnach Zinsen zwischen fünf und zehn Prozent, also zwischen 9,5 und 19 Millionen Euro für das halbe Jahr Laufzeit. Die genaue Höhe werde derzeit noch verhandelt. Das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich dazu nicht äußern. «Vertragsdetails können wir nicht kommentieren. Diese unterliegen der Vertraulichkeit», hieß es am Sonntag auf Anfrage.

Auch der insolventen Air Berlin hatte die Bundesregierung vor zwei Jahren einen Massekredit über 150 Millionen Euro bewilligt. Der Insolvenzverwalter hat die Summe inzwischen in mehreren Tranchen komplett zurückgezahlt. Jetzt müssen noch aufgelaufene Zinsen von rund 27 Millionen Euro getilgt werden.

Über den Antrag der Thomas Cook GmbH auf einen Überbrückungskredit ist dagegen noch nicht entschieden. Dabei soll es sich um 375 Millionen Euro handeln. Die Prüfung läuft hier noch.

Urlauber können nicht mehr mit der deutschen Thomas Cook starten. Alle Reisen bis einschließlich 31. Oktober wurden abgesagt, auch wenn sie schon bezahlt sind. Wie es um Reisen mit Start ab dem 1. November 2019 steht, ließ das Unternehmen offen. Die weitere Vorgehensweise werde geprüft, hieß es.

Grundsätzlich ist für abgesagte Reisen die Versicherung Zurich zuständig. Verbraucherschützer bezweifeln allerdings, dass die Gesamtsumme von 110 Millionen Euro reicht, um allen Betroffenen den vollen Preis zurückzuerstatten.

Inzwischen hat auch der Reiseanbieter Tour Vital Insolvenzantrag gestellt. Hintergrund seien die derzeitigen «Rahmenbedingungen im Reisemarkt», wie das Unternehmen, das bis vor knapp einem Jahr noch zu Thomas Cook gehörte, auf seiner Internet-Seite mitteilte. Das Amtsgericht Köln habe einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Dieser verschaffe sich derzeit mit der Geschäftsleitung einen Überblick über die Situation. Der Verkauf von Reisen sei gestoppt worden. Angaben zur Anzahl betroffener Kunden wurden nicht gemacht.

Thomas Cook hatte Tour Vital 2018 an einen niederländischen Finanzinvestor verkauft. Es gab jedoch weiter eine Kooperation. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Januar 2024 verbuchten die Beherbergungsbetriebe in Deutschland 25,3 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 5,7 Prozent mehr als im Januar 2023. Das war der höchste Januar-Wert seit 2020, als es 26,9 Millionen Übernachtungen gab.

Die Staatliche Agentur für Tourismusentwicklung der Ukraine (SATD) hat auf dem ITB Kongress in Berlin eine neue Kampagne mit dem Titel "We Are Here: Brave Hearts of Ukraine" vorgestellt.

Trotz umfangreicher Streiks verzeichnete die ITB Berlin in diesem Jahr mit knapp 100.000 Teilnehmern einen leichten Zuwachs. international präsentierten sich über 5.500 Aussteller aus 170 Ländern, die 27 Messehallen des Berliner Messegeländes füllten.

Die gemeinnützige Klimaschutzorganisation myclimate hat auf der ITB Unternehmen und Organisationen aus der Branche mit den myclimate-Awards ausgezeichnet. Preisträger waren die Twerenbold Gruppe und die Hochschule Luzern aus der Schweiz sowie das GreenSign Institut aus Deutschland.

Wegen Restaurierungen war die Besucherzahl im Märchenschloss zuletzt niedrig. Auch künftig bleibt es bei kleineren Führungen. Unmut vor Ort gibt es nicht, obwohl Hunderttausende Touristen fehlen.

Die Dertour Group gibt einen Einblick in ihr Wachstum und die jüngsten Buchungszahlen. Die Gruppe konnte im Jahr 2023 von einer starken Nachfrage nach Reisen profitieren. Entsprechend optimistisch ist auch der Ausblick auf das Reisejahr 2024.

Fast acht Millionen Feriengäste machten sich 2023 auf den Weg ins Küstenland MV. Der Nordosten lockt mit Meer, Strand, Natur und Kultur. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

Tui Deutschland sieht sich dank gestiegener Nachfrage auf Kurs zu einer starken Reisesaison. Oben auf der Beliebtheitsskala steht der Umfrage zufolge weiter der klassische Badeurlaub mit Sonne, Strand und Meer.

Der internationale Tourismus hat sich von dem schweren Einbruch in der Corona-Pandemie erholt. Die Branche trifft sich mit Zuversicht auf der ITB. Im Gegensatz zu den Vor-Corona-Jahren steht die ITB (5. bis 7. März) weiterhin nur Fachbesuchern offen.

Die Übernachtungszahlen im Harz sind 2023 gewachsen. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Bettenbelegung um knapp sieben Prozent, wie der Tourismusverband am Montag in Goslar mitteilte, der in diesem Jahr ein 120-jähriges Bestehen feiert. Gastgeber zeigen sich optimistisch