Scharfe Kritik nach AfD-Kommentar zu neuem Nürnberger Christkind

| Tourismus Tourismus

Ein rassistischer Kommentar auf der Facebook-Seite eines AfD-Kreisverbands zum neuen Nürnberger Christkind hat scharfe Kritik von bayerischen Spitzenpolitikern und Internetnutzern ausgelöst. «Hier begegnet uns die hämische Fratze des Rassismus, den die AfD als ihre Geisteshaltung immer gerne leugnen möchte», sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kritisierte bei Twitter ein schäbiges Verhalten einzelner AfD-Funktionäre und warnte: «Diese Hetze dürfen wir nicht zulassen.»

Die 17-jährige Benigna Munsi war am Mittwoch von einer Jury einstimmig zum neuen Christkind von Nürnberg für die nächsten zwei Jahre gewählt worden. Ihre wichtigste Aufgabe wird es sein, am 29. November den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt von der Empore der Frauenkirche aus zu eröffnen. Munsi ist gebürtige Nürnbergerin, ihr Vater ist Inder, ihre Mutter Deutsche.

Der AfD-Kreisverband München-Land hatte am Donnerstag bei Facebook ein Bild von Munsi veröffentlicht und augenscheinlich in Anspielung auf die Ausrottung der Ureinwohner Amerikas geschrieben: «Nürnberg hat ein neues Christkind. Eines Tages wird es uns wie den Indianern gehen.»

Allein in den ersten Stunden danach verteidigten Hunderte Internetnutzer die junge Frau mit Kommentaren in sozialen Netzwerken. Auch am Freitag stellten sich viele demonstrativ hinter die Schülerin. «Lass dich nicht unterkriegen Benigna Munsi», schrieb etwa ein Nutzer bei Twitter.

Der AfD-Kreisverband löschte den umstrittenen Post später und entschuldigte sich. Die Kreisvorsitzende München-Land, Christina Specht, sagte auf Anfrage, der Kommentar entspreche nicht den Werten der AfD und sei von einem Redakteur des Kreisverbands eigenmächtig gepostet worden. Dieser sei inzwischen zurückgetreten.

«Solche Inhalte teile ich definitiv nicht», sagte Specht. «Ich möchte mich im Namen des Kreisverbands bei Frau Munsi entschuldigen. Wir finden, dass sie ein sehr gutes Christkind für Nürnberg sein wird.» Im Kreisverband seien Iraner und Chinesen Mitglied. Als Konsequenz aus dem Posting gelte nun im Kreisverband bei Kommentaren in sozialen Netzwerken ab sofort das Vier-Augen-Prinzip, sagte sie. Auch der AfD-Kreisverbandsvorsitzende in Nürnberg, Matthias Vogler, kritisierte den Facebook-Kommentar als entsetzlich und kleingeistig.

Die Staatsregierung zeigte sich dennoch alarmiert. «Selbst wenn die AfD-Kreisvorsitzende sich von dem Eintrag distanziert hat, macht es die Aussage nicht besser», sagte Herrmann. «Das Posting zeigt nämlich abermals den rechtsextremistischen Wind, der bei der AfD weht.» Herrmann und Söder gratulierten Munsi zur Wahl.

Die Schülerin spricht nach Angaben ihrer Mutter neben Deutsch und Englisch auch Portugiesisch und Spanisch. Sie ist Ministrantin, singt im Jugendchor der Nürnberger Kirchengemeinde St. Bonifaz und spielt Oboe. Als Statistin und Mitglied im Jugendclub des Staatstheaters schnupperte sie erste Bühnenluft. «Nach der Schule möchte ich gerne Schauspiel studieren», sagt die 17-Jährige.

Vor der Jury mussten die Bewerberinnen den Prolog zur Eröffnung des Christkindlesmarktes sowie ein Gedicht vortragen und Fragen beantworten. Es hatte zwölf Kandidatinnen gegeben. Bewerberinnen müssen seit längerem in Nürnberg wohnen, zwischen 16 und 19 Jahre alt, größer als 1,60 Meter und schwindelfrei sein.

Munsi hatte die Jury überzeugt durch «ihre Frische, ihre herzliche Art und Ehrlichkeit». Zu den Aufgaben des Christkinds gehören auch Besuche in Obdachlosenheimen, Krankenhäusern und Altenheimen, wo das Christkind «Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen», Geschenke überbringt, wie es von der Stadt heißt. Munsi tritt die Nachfolge von Rebecca Ammon an, deren Amtszeit nach zwei Jahren endet.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Millionen Menschen in China reisen zum Frühlingsfest. Die Feiertage sind ein wichtiger Konsumtreiber für das Land. 2024 scheinen die Chinesen nach den Corona-Jahren besonders reiselustig zu sein.

Die Deutsche Umwelthilfe hat Klage gegen die TUI Cruises GmbH wegen unzureichend begründeter Netto-Null-Ziele für die Zukunft eingereicht. Der Konzern kündige einen "dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb" bis 2050 an und "begründe dies unter anderem mit realitätsfremden Annahmen".

Die US-amerikanische Buchungs- und Bewertungsplattform TripAdvisor bereitet sich auf eine eventuelle Übernahme vor. Das Unternehmen hat einen Sonderausschuss eingerichtet, um potenzielle Geschäftsvorschläge zu prüfen, was auch einen möglichen Verkauf einschließen könnte. Anleger reagieren positiv auf diese Entwicklung.

Trotz schwächelnder Konjunktur sparen Tui-Kunden nicht am Urlaub. Der Reisekonzern rechnet im Sommer mit einem starken Geschäft. Von der Börse in London will sich Tui dann zurückziehen.

Die Prognosen für den weltweiten Tourismus sowie bedeutende Kultur- und Sport-Events in Deutschland bieten großes Potenzial, dass der deutsche Incoming-Tourismus 2024 zu den Ergebnissen des bisherigen Rekordjahres 2019 aufschließt, so die Einschätzung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT).

Der Flughafen von Florenz erhält ein neues Terminal. Das Besondere daran: Auf dem etwa 7,7 Hektar großen Dach des Flughafengebäudes soll zukünftig Wein angebaut werden. Die Reben werden von einem echten Winzer aus der Region bewirtschaftet, der die Trauben nach der Lese im Keller des Flughafens zu Wein weiterverarbeitet.

Während der Corona-Pandemie haben viele Staaten Fluggesellschaften mit milliardenschweren Hilfspaketen unterstützt. Das beschäftigt die europäischen Gerichte - erneut fiel ein Urteil nun sehr deutlich aus.

Rezession, Inflation, Kriege und Krisen können den Menschen in Deutschland nicht die Reiselust nehmen. Bereits jetzt haben 63 Prozent eine mindestens fünf Tage lange Urlaubsreise geplant. Vor der Pandemie waren es lediglich zwei Prozentpunkte mehr.

An den deutschen Flughäfen waren im vergangenen Jahr deutlich mehr Passagiere unterwegs als ein Jahr zuvor. Doch auch damit hat sich der deutsche Luftverkehr noch immer nicht von dem Corona-Einbruch erholt. 

Wegen eines Warnstreiks des Bodenpersonals müssen sich Lufthansa-Reisende am Mittwoch auf größere Einschränkungen einstellen. Betroffen sind die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Diese Rechte haben Reisende.