Studie: Corona-Krise kostet Tourismus im Südwesten Milliarden

| Tourismus Tourismus

Die Einbußen durch die Corona-Krise in der Tourismusbranche im Südwesten gehen einer Studie zufolge schon jetzt in die Milliarden - und die Erholung wird selbst im besten Fall noch lange dauern. Für die Monate März bis Mai, in denen es die bisher schärfsten Beschränkungen gab, summiere sich der Umsatzverlust für die Branche in Baden-Württemberg auf etwa 5,5 Milliarden Euro, haben Experten des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) im Auftrag des Justiz- und Tourismusministeriums berechnet.

«Das ist ein enormer Schaden, mit dem leider zu rechnen war, der sich nun aber erstmals konkret beziffern lässt», sagte Minister Guido Wolf (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Eine erste Bilanz hatte kürzlich ergeben, dass im ersten Halbjahr 2020 nicht einmal halb so viele Gäste wie sonst in diesem Zeitraum in den Südwesten gekommen sind.

Und das hat der Studie zufolge herbe finanzielle Folgen: Selbst im besten Fall, das hieße bei einer raschen weiteren Normalisierung der Lage, könnte die Branche im gesamten Jahr 2020 nur mit einem Umsatz von etwa 13,4 Milliarden Euro rechnen. Im Jahr 2019 hatten Touristen mehr als 25 Milliarden Euro in Baden-Württemberg ausgegeben.

Das Szenario setzt voraus, dass es außer den üblichen saisonalen Schwankungen keine weiteren Einbrüche mehr gibt. Dann, so die Annahme, könnte das Normalniveau im letzten Quartal 2021 zumindest annähernd wieder erreicht werden. Und dann stünde für 2021 immerhin wieder ein Umsatz von rund 23 Milliarden Euro in Aussicht. «Das setzt natürlich unbedingt voraus, dass wir jetzt ein Wiedererstarken des Virus abwenden», sagte Minister Wolf.

Klappt das nämlich nicht, dauert die Erholung also deutlich länger und gibt es womöglich eine zweite große Corona-Welle, dann dürfte das Normalmaß erst im Laufe des Jahres 2022 wieder erreicht werden, heißt es in den Ergebnissen der Studie. Für 2020 könnte die Branche dann lediglich mit einem Umsatz von etwa 8,4 Milliarden und für 2021 mit etwa 14,4 Milliarden Euro rechnen.

Gute Chancen auf eine rasche Erholung räumen die Experten vor allem Campingplätzen, Reisemobilanbietern und den Vermietern von Ferienhäusern und -wohnungen ein. Auch Teilen der Hotellerie gelinge es, vom Trend zum Inlandstourismus und Naherholung zu profitieren. Wer mit seinem Betrieb stark auf Geschäftsreisende, Tagungen und Messen oder - wie Jugendherbergen - auf Gruppenreisen angewiesen sei, habe es deutlich schwerer.

«Der Tourismus in Baden-Württemberg muss möglichst schnell wieder auf sein Vor-Krisen-Niveau kommen», sagte Wolf. Die Branche sei ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor und ein Jobmotor vor allem auch im ländlichen Raum. Neben Gastgewerbe, Einzelhandel und Dienstleistern profitierten davon auch die Kommunen durch Steuern und Abgaben, heißt es auch in der Studie. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Millionen Menschen in China reisen zum Frühlingsfest. Die Feiertage sind ein wichtiger Konsumtreiber für das Land. 2024 scheinen die Chinesen nach den Corona-Jahren besonders reiselustig zu sein.

Die Deutsche Umwelthilfe hat Klage gegen die TUI Cruises GmbH wegen unzureichend begründeter Netto-Null-Ziele für die Zukunft eingereicht. Der Konzern kündige einen "dekarbonisierten Kreuzfahrtbetrieb" bis 2050 an und "begründe dies unter anderem mit realitätsfremden Annahmen".

Die US-amerikanische Buchungs- und Bewertungsplattform TripAdvisor bereitet sich auf eine eventuelle Übernahme vor. Das Unternehmen hat einen Sonderausschuss eingerichtet, um potenzielle Geschäftsvorschläge zu prüfen, was auch einen möglichen Verkauf einschließen könnte. Anleger reagieren positiv auf diese Entwicklung.

Trotz schwächelnder Konjunktur sparen Tui-Kunden nicht am Urlaub. Der Reisekonzern rechnet im Sommer mit einem starken Geschäft. Von der Börse in London will sich Tui dann zurückziehen.

Die Prognosen für den weltweiten Tourismus sowie bedeutende Kultur- und Sport-Events in Deutschland bieten großes Potenzial, dass der deutsche Incoming-Tourismus 2024 zu den Ergebnissen des bisherigen Rekordjahres 2019 aufschließt, so die Einschätzung der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT).

Der Flughafen von Florenz erhält ein neues Terminal. Das Besondere daran: Auf dem etwa 7,7 Hektar großen Dach des Flughafengebäudes soll zukünftig Wein angebaut werden. Die Reben werden von einem echten Winzer aus der Region bewirtschaftet, der die Trauben nach der Lese im Keller des Flughafens zu Wein weiterverarbeitet.

Während der Corona-Pandemie haben viele Staaten Fluggesellschaften mit milliardenschweren Hilfspaketen unterstützt. Das beschäftigt die europäischen Gerichte - erneut fiel ein Urteil nun sehr deutlich aus.

Rezession, Inflation, Kriege und Krisen können den Menschen in Deutschland nicht die Reiselust nehmen. Bereits jetzt haben 63 Prozent eine mindestens fünf Tage lange Urlaubsreise geplant. Vor der Pandemie waren es lediglich zwei Prozentpunkte mehr.

An den deutschen Flughäfen waren im vergangenen Jahr deutlich mehr Passagiere unterwegs als ein Jahr zuvor. Doch auch damit hat sich der deutsche Luftverkehr noch immer nicht von dem Corona-Einbruch erholt. 

Wegen eines Warnstreiks des Bodenpersonals müssen sich Lufthansa-Reisende am Mittwoch auf größere Einschränkungen einstellen. Betroffen sind die Lufthansa-Standorte Frankfurt am Main, München, Hamburg, Berlin und Düsseldorf. Diese Rechte haben Reisende.