Für viele Chinesen ist die Möglichkeit einer Auslandsreise eine Freiheit, die ihnen erst in den 90er Jahren gewährt wurde, als die Wirtschaftsreformen von Deng Xiaoping das Land für die Außenwelt öffnete. Mit dem Aufkommen der Pandemie ist diese Reisefreiheit jedoch in alarmierender Geschwindigkeit verschwunden.
China konnte Covid-19 Anfang 2020 unter Kontrolle bringen, was ein relativ normales Leben im Land ermöglichte. Aber die Ausbreitung Omikrons in diesem Jahr brachte drakonische innerstaatliche Maßnahmen zurück, einschließlich eines harten Lockdowns in Shanghai. Trotz wachsender Kritik an Chinas Null-Covid-Politik betonte der chinesische Präsident Xi Jinping diesen Monat, dass die Beamten an Pekings Ansatz festhalten und ihn verteidigen müssen.
Unter Berufung auf diese Rede erklärten Chinas Einwanderungsbehörden letzte Woche, dass sie „nicht unbedingt notwendige“ Auslandsreisen einschränken und bei der Ausstellung von Reisedokumenten streng vorgehen würden. Chinesische Staatsbürger müssten „wesentliche“ Gründe wie Studium, Geschäftstätigkeit oder medizinische Bedürfnisse vorweisen, um die erforderlichen Dokumente zu erhalten.
„Wie bei all diesen Ankündigungen bleibt abzuwarten, wie sie durchgesetzt werden. Nichtsdestotrotz scheint es im Einklang mit vielen neuen Vorschriften und der verstärkten Durchsetzung von Beschränkungen zu stehen“, kommentierte James Millward, Professor für chinesische Geschichte in Georgetown, laut der Website Quartz.
Bis 2012 gaben chinesische Reisende 100 Milliarden Dollar für internationale Reisen aus, was sie zu den größten Tourismusausgaben der Welt machte. Im Jahr 2019 unternahmen chinesische Reisende 155 Millionen Auslandsreisen, wobei Japan und Thailand die Top-Reiseziele waren. Aber die Pandemie hat die Auslandsreisen nahezu zum Erliegen gebracht, so der Branchenverband China Tourism Academy.