Was bleibt nach Corona von der flexiblen Pauschalreise?

| Tourismus Tourismus

Die Pauschalreise hat sich durch Corona verändert. Urlauberinnen und Urlauber wünschen sich Sicherheit und vor allem Flexibilität. Die Veranstalter haben darauf reagiert und zum Beispiel Tarife mit kurzfristigen Stornierungsmöglichkeiten gegen Aufpreis aufgelegt, manche gar die Anzahlung gestrichen.

Doch motivieren solche Angebote wirklich dazu, jetzt schon Urlaub zu buchen? Und werden sie Reisenden nach der Pandemie erhalten bleiben? Darüber wurde auf der Reisemesse ITB diskutiert, die 2021 ausschließlich online stattfand.

Die Angst vor Ansteckung ist groß

Zwar hoffen alle Veranstalter vor allem auf eine starke zweite Jahreshälfte und setzen dabei unter anderem auf flexible Tarife, um die Menschen zum Buchen zu bewegen. Bei Tui haben rund 80 Prozent der Kunden die Flex-Option seit Einführung am 1. Februar hinzugebucht. Bei DER Touristik sind es mehr als 70 Prozent. Mit den neuen und etwas teureren Tarifen lässt sich ein Urlaub noch sehr kurzfristig ohne Gebühren umbuchen oder stornieren.

Guido Wiegand, Vertriebsgeschäftsführer bei Studiosus, räumte jedoch ein, dass die Instrumente der Veranstalter limitiert seien. Die größte Sorge der eigenen Kunden sei nicht, dass diese ihr Geld nicht wiederbekämen - sondern die Angst, sich vor Ort im Urlaub anzustecken. «Und die Sorge vor der Ansteckung, die kann man ganz objektiv nur sehr bedingt nehmen», sagte Wiegand.

Studiosus bietet ein Corona-Kulanz-Paket und verlangt zum Beispiel keine Anzahlung mehr für Reisen. Bis einen Monat vor Reiseantritt lässt sich zudem kostenlos umbuchen oder vom Vertrag zurücktreten. Man müsse aber erkennen, dass dadurch keine starke Nachfrage erzeugt werden konnte, sagte Wiegand. «Die Angst vor Corona bleibt.»

Was bei den eigenen Kunden deutlich zugenommen habe, sei der Wunsch, sich zuerst impfen zu lassen. «Zwei von drei Studiosus-Gästen warten mit der Buchung, bis sie geimpft sind.»

Ein Problem ist Studiosus zufolge auch das erratische Infektionsgeschehen in den Zielgebieten und ein schwer vorhersehbares Verhalten der Regierungen, was die Aus- und Einreise angeht.

Einmalige Krise oder neue Normalität?

Bleibt die Frage, ob die neue Flexibilität nach der Pandemie erhalten bleibt. «Wir gehen davon aus, dass das bleiben wird», sagte Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef bei DER Touristik.

Letztlich stellt der Aufpreis für die kurzfristige Storno-Option eine Absicherung für besondere Ereignisse da, die plötzlich doch gegen die Reise sprechen - wenn diese nicht sowieso gebührenfrei abgesagt werden kann, weil der Urlaub erheblich beeinträchtigt ist. Bei Flügen und Hotelbuchungen sind unterschiedliche Tarife längst Standard.

Tui-Deutschland-Chef Marek Andryszak betonte: «Kein Kunde bucht, um zu stornieren.» Wer allerdings doch kurzfristig von der Reise zurücktreten wolle oder müsse, für den gebe es nun die Flex-Option.

Diskussion um Vorkasse noch nicht beendet

Das Corona-Kulanz-Paket bei Studiosus mit dem Verzicht auf eine Anzahlung soll keine Dauerlösung sein. Es sei «eine ganz konkrete Krisenreaktion», sagte Guido Wiegand. Zum derzeitigen Zeitpunkt plane man keine Fortsetzung über das Kalenderjahr hinaus. Diese hohe Dringlichkeit nach Flexibilität werde sich in den nächsten Jahren wieder ein Stück weit relativieren.

Verbraucherschützer hatten zuletzt die Debatte angestoßen, ob Vorkasse bei Reisebuchungen noch zeitgemäß ist. Verzichte man auf die Anzahlung, werde das Produkt teurer, sagte Ingo Burmester von DER Touristik. Damit werden unter anderem Leistungsträger wie Hotels bezahlt. Und: Die angezahlten Gelder der Kunden seien durch die neue Insolvenzversicherung für Reiseveranstalter «so sicher wie nie».

Viele Urlauber haben im vergangenen Jahr lange warten müssen, bis sie ihre Anzahlung für geplatzte Reisen wiederbekamen. Das sorgte für Frust. Marek Andryszak von der Tui sieht aber nicht die Gefahr, dass dies noch nachwirkt: «Ich spüre nichts davon, dass sich jemand zurückhält, weil es letztes Jahr ein bisschen länger gedauert hat.» (dpa)


Zurück

Vielleicht auch interessant

Portale versprechen Fluggästen eine schnelle und einfache Abwicklung ihrer Entschädigungsansprüche bei Airlines. Für die Justiz wird das zur Belastung. Kann Künstliche Intelligenz helfen?

Portugal hat im vorigen Jahr Besucher-Rekorde erzielt: Mit 30 Millionen Gästen und 77,2 Millionen Übernachtungen in touristischen Unterkünften wurden die bisherigen Höchstmarken von 2019 deutlich übertroffen.

Anreise, Unterkunft, Programm - und dann noch die Kurtaxe? Wie hoch sie ausfällt, ist ziemlich unterschiedlich. Das zeigt ein Vergleich von rund 390 deutschen Urlaubsorten.

«Kulturhauptstadt» - das Prädikat soll in Europa Akzente abseits von Politik und Bürokratie setzen. 2024 tragen es Tartu in Estland, Bodø in Norwegen und Bad Ischl in Österreich. Drei Kurzporträts.

Unter dem neuen Motto „Take Travel Technology to the next Level. Together.“ bietet die weltweit führende Tourismus-Fachmesse mehr Raum denn je für innovative Lösungen im Bereich Travel Technology. Anbieter aus mehr als 30 Ländern stellen sich in insgesamt fünf Hallen vor.

Winterurlauber haben nach einer Umfrage eine unterschiedliche Sicht auf die künstliche Beschneiung von Skihängen. 45 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass «vor dem Hintergrund von Energiekrise und Klimawandel eine Beschneiung von Skipisten absolut nicht vertretbar» sei.

Beim 12. Tag des barrierefreien Tourismus präsentiert die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) nationale und internationale Experten, die Strategie und Beispiele zum Thema Inklusion auf Reisen erörtern.

Wasserfall und Eislaufbahn an Bord: Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist am Samstagabend aus dem Hafen der US-Metropole Miami zu seiner ersten Kreuzfahrt ausgelaufen. Die Icon of the Seas hat 20 Decks und ist 365 Meter lang. Das Schiff kann bei voller Auslastung 7600 Gäste und 2350 Besatzungsmitglieder befördern.

Die Welttourismusorganisation (UNWTO) geht davon aus, dass die Zahl internationaler Touristen in diesem Jahr weltweit wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Im vergangenen Jahr reisten rund 1,3 Milliarden Menschen über die Grenzen hinweg. Dies waren 44 Prozent mehr als 2022 und 88 Prozent des Vor-Corona-Niveaus von 2019.

Angesichts des Streikabbruchs der GDL setzt die Bahn ab Montagmorgen wieder den normalen Fahrplan ein - warnt aber gleichzeitig vor einem möglicherweise ruckeligen Neustart.