Zuversicht bei Sommerurlaub in Europa

| Tourismus Tourismus

Bei den Beratungen innerhalb der Europäischen Union zum Abbau der Reisebeschränkungen vor den Sommerferien gibt es erste Fortschritte. Außenminister Heiko Maas (SPD) zeigte sich nach Videokonferenzen mit den Nachbar- und Urlaubsländern der Deutschen zuversichtlich, dass die weltweite Reisewarnung nach dem 14. Juni zumindest für die Europäische Union aufgehoben werden kann. In den ersten beiden Beratungsrunden sei man diesem Ziel «ein gutes Stück näher gekommen».

Maas hatte am Montag mit seinen Amtskollegen aus zehn der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen und am Mittwoch mit den Außenministern der neun Nachbarländer beraten. Beide Videokonferenzen dienten dazu, die Aufhebung von Grenzkontrollen wegen der Corona-Pandemie und die Lockerung von Quarantänemaßnahmen mit Blick auf den Sommerurlaub vorzubereiten. Außerdem ging es darum, wie der Schutz der Urlauber vor einer Infektion gewährleistet werden kann.

«Wir wollen auch in diesem Jahr der Corona-Krise einen europäischen Sommerurlaub möglich machen - aber unter verantwortbaren Umständen», sagte Maas. Er betonte erneut, dass die Sicherheit dabei im Vordergrund stehen müsse und nicht der Profit: «Klar ist: Wir wollen kein europäisches Wettbieten um Touristen.»

Gute Chancen in Europa

Auch die EU-Tourismusminister berieten am Mittwoch über den Sommerurlaub. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), sagte, er sehe «gute Chancen, dass die Menschen im Sommer in ihre liebsten europäischen Urlaubsregionen» reisen könnten.

Der kroatische Tourismusminister Gari Cappelli machte deutlich, dass er eher von Vereinbarungen zwischen einzelnen Ländern als von einer Lösung für die gesamte EU ausgehe. Wann immer die Virus-Situation in zwei Ländern miteinander vergleichbar sei, sollten zwischen diesen Ländern Absprachen getroffen werden, sagte er. Einige Länder hätten in den Gesprächen deutlich gemacht, dass sie auf striktere Maßnahmen bei der Ein- oder Ausreise - etwa medizinische Tests - von Touristen bestünden. Andere seien für einen «entspannteren Ansatz». Dies hänge von der epidemiologischen Lage in den jeweiligen Ländern ab.

Die Bundesregierung strebt ein koordiniertes Vorgehen in der EU an. Ausgerechnet das besonders stark von der Corona-Pandemie betroffene Italien prescht aber jetzt schon vor und will seine Flughäfen ab dem 3. Juni wieder öffnen. Dann soll es auch keine Quarantäne mehr für EU-Bürger geben.

Venetien wirbt um deutsche Urlauber

Die italienische Region Venetien mit der Unesco-Stadt Venedig wirbt bereits offensiv um deutsche Urlauber. «Wir sind geöffnet, wir sind die Region, die sofort wieder die Strände geöffnet hat», sagte Regionalpräsident Luca Zaia am Mittwoch vor Auslandsjournalisten in Rom. «Wir sind bereit, Menschen aus aller Welt zu empfangen.» Venetien sei für Deutsche und Österreicher wie «ein Zuhause». Viele Menschen in der Region würden auch Deutsch sprechen. Er garantiere allen Reisenden einen «Covid-freien» Urlaub, weil das Gesundheitssystem der Region exzellent sei. «Ich bin optimistisch, was die Sommersaison angeht.»

In der norditalienischen Region war im Februar einer der beiden ersten Corona-Ausbrüche in Italien bekanntgeworden. Im Gegensatz zur Lombardei bekam Venetien die Krise allerdings besser in den Griff, auch weil viel getestet wurde. Die Region zählt insgesamt rund 19 000 Infektionen und 1800 Tote. Italien will ab dem 3. Juni die Grenzen für Besucher aus dem Ausland wieder öffnen.

Die Reiselust der Deutschen lässt allerdings noch zu wünschen übrig. Nach einer Umfrage von infratest dimap im Auftrag der Sendung «ARD Extra» will die Hälfte derjenigen, die sich über ihre Reisepläne bereits im Klaren sind, im Sommer zu Hause zu bleiben. Im vergangenen Jahr hat nur jeder Vierte aus dieser Personengruppe keine Urlaubsreise gemacht.

Gutschein-Lösung nur noch als freiwillige Möglichkeit

Für all jene, deren Pauschalreise wegen Corona bereits geplatzt ist, gibt es unterdessen gute Nachrichten: Sie sollen ihr Geld zurückverlangen können. Eine zunächst von der Bundesregierung geplante Gutschein-Lösung soll es nur noch als freiwillige Möglichkeit für Verbraucher geben. Das hat das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin beschlossen (Tageskarte berichtete). Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) appellierte allerdings an Betroffene, einen Gutschein zu akzeptieren: «Wer sich für einen Gutschein entscheidet, leistet auch einen wichtigen Beitrag dazu, die Vielfalt der Angebote und Dienstleistungen im Reisesektor zu erhalten.»

Der Reiseverband DRV sprach von einer «Scheinlösung», die die Probleme der Branche nicht löse. Die Grünen im Bundestag mahnten Unterstützung für die Reisebranche an und der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), sagte, Insolvenzen müssten so weit wie möglich vermieden werden.

Die ursprünglichen Berliner Pläne waren am Widerstand der Brüsseler EU-Kommission gescheitert, weil europäisches Reiserecht für derartige Fälle einen Anspruch auf Erstattung vorsieht. Mit einer verpflichtenden Gutschein-Lösung wollte die Regierung Reiseveranstalter und Reisebüros vor Insolvenzen schützen.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

«Kulturhauptstadt» - das Prädikat soll in Europa Akzente abseits von Politik und Bürokratie setzen. 2024 tragen es Tartu in Estland, Bodø in Norwegen und Bad Ischl in Österreich. Drei Kurzporträts.

Unter dem neuen Motto „Take Travel Technology to the next Level. Together.“ bietet die weltweit führende Tourismus-Fachmesse mehr Raum denn je für innovative Lösungen im Bereich Travel Technology. Anbieter aus mehr als 30 Ländern stellen sich in insgesamt fünf Hallen vor.

Winterurlauber haben nach einer Umfrage eine unterschiedliche Sicht auf die künstliche Beschneiung von Skihängen. 45 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass «vor dem Hintergrund von Energiekrise und Klimawandel eine Beschneiung von Skipisten absolut nicht vertretbar» sei.

Beim 12. Tag des barrierefreien Tourismus präsentiert die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) nationale und internationale Experten, die Strategie und Beispiele zum Thema Inklusion auf Reisen erörtern.

Wasserfall und Eislaufbahn an Bord: Das größte Kreuzfahrtschiff der Welt ist am Samstagabend aus dem Hafen der US-Metropole Miami zu seiner ersten Kreuzfahrt ausgelaufen. Die Icon of the Seas hat 20 Decks und ist 365 Meter lang. Das Schiff kann bei voller Auslastung 7600 Gäste und 2350 Besatzungsmitglieder befördern.

Die Welttourismusorganisation (UNWTO) geht davon aus, dass die Zahl internationaler Touristen in diesem Jahr weltweit wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Im vergangenen Jahr reisten rund 1,3 Milliarden Menschen über die Grenzen hinweg. Dies waren 44 Prozent mehr als 2022 und 88 Prozent des Vor-Corona-Niveaus von 2019.

Angesichts des Streikabbruchs der GDL setzt die Bahn ab Montagmorgen wieder den normalen Fahrplan ein - warnt aber gleichzeitig vor einem möglicherweise ruckeligen Neustart.

Booking.com hat die Empfänger der 12. jährlichen Traveller Review Awards bekanntgegeben. Hinzu kommt eine Liste der gastfreundlichsten Orte der Welt, die auf auf dem Anteil der Anbieter mit einem Traveller Review Award basiert.

Elbphilharmonie, Landungsbrücken, Reeperbahn und Fischmarkt oder aber das Schanzenviertel - obschon von Touristen und Gästen hochfrequentiert, überwiegen laut einer Umfrage für eine deutliche Mehrheit von Hamburgs Bürgerinnen und Bürgern die positiven Auswirkungen des Tourismus.

Österreichs Hauptstadt hat laut Tourismusverband im vergangenen Jahr fast an alte Rekordwerte angeknüpft. 17,3 Millionen Übernachtungen bedeuteten eine Steigerung von 31 Prozent gegenüber 2022. Die Zahl liege nur zwei Prozent unter der Bestmarke von 2019, teilte Wien Tourismus weiter mit.