Beschäftigtenzahl in Hotels und Restaurants sinkt unter Millionengrenze

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Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Hotellerie und Gastronomie ist im November, erstmals seit Februar 2017, unter die Millionengrenze gerutscht. Damit belegen die Angaben der Bundeagentur für Arbeit die starke Betroffenheit des Gastgewerbes in der Corona-Krise. Allein im November sind dazu 100 000 Minijobs in der Branche verloren gegangen.

Die Gründe seien offensichtlich, doch zeigten diese Zahlen noch einmal deutlich, das weiter wachsende Ausmaß der Krise und der Betroffenheit unserer Unternehmen sagt der DEHOGA Bundesverband. Bereits die DEHOGA-Umfragen der letzten Wochen hätten gezeigt, dass betriebsbedingte Kündigungen und Abwanderung der Mitarbeiter im zweiten Lockdown zunehmen würden – das sei jetzt auch durch die offiziellen Zahlen belegt.

„Wir sind uns sicher, dass die Zahl der Beschäftigten wieder anziehen wird, wenn Gastronomie und Hotellerie wieder öffnen und arbeiten dürfen. Denn einerseits wird die Nachfrage nach unseren Angeboten nach der Krise wieder groß sein; die grundsätzliche Ausgeh- und Reisefreude der Menschen ist ungebrochen, wie auch aktuelle Studien zeigen. Und andererseits sind wir optimistisch, dass dann auch wieder viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückkehren, denn unsere Branche und ihre Angebote bieten weiterhin ein attraktives Betätigungsfeld. Dennoch muss uns die Entwicklung mit großer Sorge erfüllen. Denn Arbeits- und Fachkräftemangel war schon vor der Coronakrise eine Herausforderung für die Branche. Wir wollen verhindern, dass er nach der Krise, vor allem in den ersten Monaten nach einem Re-Start, zu einer Betonmauer gegen das Wiedererstarken unserer Betriebe erwächst“, so der Verband.

Arbeitsmarkt insgesamt noch immer robust

Der deutsche Arbeitsmarkt trotzt dagegen, dank der großen Zahl an Kurzarbeitern, weiter der Corona-Krise - zumindest auf den ersten Blick. Langsam aber sicher werden in den Statistiken der Bundesagentur für Arbeit aber auch Effekte sichtbar, die sich zu schwer reparierbaren Langzeitschäden auswachsen können. Der deutliche Anstieg bei der Langzeitarbeitslosigkeit ist ein Beispiel dafür.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland stieg im Januar saisonüblich um 193 000 auf 2,901 Millionen. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich damit im Januar um 0,4 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Der Januar-Anstieg fiel damit in diesem Jahr sogar noch etwas geringer aus als im Vorjahr. Von Dezember 2019 auf Januar 2020 war die Zahl der Arbeitslosen um 198 000 gestiegen.

«Gemessen an dem wirtschaftlichen und gesundheitlichen Rahmen bleibt der Arbeitsmarkt widerstandsfähig», sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). «Wir haben dank der Abfederung mit dem Kurzarbeitergeld aktuell immer noch 33,89 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das ist angesichts der Krise eine fulminante Leistung des Kurzarbeitergeldes», betonte Heil.

Allerdings: Von den 193 000 neuen Arbeitslosen fallen 60 000 in die Kategorie Langzeitarbeitslose. Im Februar wird nach Einschätzung des Vorstandschefs der Bundesagentur, Detlef Scheele, erstmals seit fünf Jahren wieder die Grenze von einer Million Langzeitarbeitslosen übersprungen. Die Entwicklung schmerzt: Dank einer guten Konjunktur und gezielter arbeitsmarktpolitischer Eingriffe war es gelungen, die Zahl der Langzeitarbeitslosen, also derjenigen, die mehr als ein Jahr auf Jobsuche sind, auf unter 700 000 zu drücken. «Dass das, was wir erreicht haben, wie Schnee in der Sonne wegschmilzt, das ist schon bitter, das muss man eindeutig sagen», sagte Scheele.

In der Januar-Statistik sind erstmals die Auswirkungen des im Dezember verhängten, coronabedingten Lockdowns berücksichtigt. Für ihre Statistik hat die Arbeitsagentur Datenmaterial bis zum 13. Januar erfasst.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Arbeitslosigkeit deutlich. Im Januar 2021 waren 475 000 Menschen mehr arbeitslos als noch im Januar 2020, wie die Bundesagentur weiter mitteilte. Diese Zahl sei komplett auf die Corona-Krise zurückzuführen. Im vergangenen Frühjahr hatte diese Zahl bei rund 600 000 gelegen.

Besonders kritisch sei die Situation bei den Minijobs, die nicht sozialversicherungspflichtig sind und somit auch nicht durch Kurzarbeit abgefedert werden können. Allein im November seien 100 000 Minijobs im Gastgewerbe verloren gegangen. «Insgesamt haben wir eine halbe Million weniger Minijobs als vor einem Jahr», sagte Scheele.

In der Zeit vom 1. bis zum 25. Januar haben den Angaben zufolge 78 000 Betriebe für 745 000 Personen Kurzarbeit angemeldet. In den Monaten November, Dezember und Januar hätten mit 170 000 Betrieben mehr Unternehmen Kurzarbeit angemeldet als in der gesamten Finanzmarktkrise zusammen.

Diese Zahlen entsprechen aber nicht der tatsächlichen Zahl der Kurzarbeiter, diese kann erst nach entsprechender Abrechnung mit mehrwöchiger Verzögerung akkurat angegeben werden. Die jüngsten validen Zahlen zur tatsächlich realisierten Kurzarbeit stammen aus dem November.

In diesem Monat hat die Bundesagentur für 2,26 Millionen Menschen Kurzarbeitergeld bezahlt, 200 000 mehr als im Oktober. «Man kann vermuten, dass im November Hotels und Gaststätten und Sporteinrichtungen den Schwerpunkt ausgemacht haben», sagte Scheele. «Im Dezember haben wahrscheinliche Einzelhandel und die Dienstleistungsbranche und die Friseure an Bedeutung gewonnen.» Der Höhepunkt der Kurzarbeiterwelle war im April 2020, als knapp sechs Millionen Menschen in Kurzarbeit waren.

Die Kurzarbeit wirke als Brücke, habe aber auch Nachteile, sagte Scheele. «Wir haben nichts von Massenentlassungen gelesen», sagte Scheele. Es werde aber auch schwerer für Betriebe, neue Beschäftigte einzustellen, weil zunächst die Kurzarbeit abgebaut werden müsse. «Es gibt schon Verwerfungen», sagte Scheele. Wichtig sei es jetzt, dass die Unternehmen eine Perspektive haben, die es auf absehbare lohnenswert erscheinen lässt, ihr Personal zu halten.

Der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, forderte die Unternehmen auf, in Ausbildung zu investieren. Nur wenn die Fachkräfte der Zukunft zur Verfügung stünden, könne ein Neustart nach der Krise gelingen. «Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte zur Sicherung unseres Wohlstands in Deutschland», verlangte auch der sozialpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Peter Weiß.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sorgt sich um Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger in der Krise. «Die Kurzarbeit schützt zum Glück viele Arbeitsplätze - aber leider nicht alle», heißt es in einer Mitteilung. Menschen mit niedrigen Einkommen oder in Hartz IV bräuchten jetzt Soforthilfen - und ihre Kinder unbürokratisch die Technik, um am Homeschooling teilzunehmen. «Wir dürfen nicht zulassen, dass sich bestehende Ungerechtigkeit durch Corona weiter verschärft», sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel.

Das Kurzarbeitergeld sei vor allem für Geringverdiener etwa in der Gastronomie oder im Einzelhandel schlicht zuwenig zum Leben, bemängelte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann. «Das Kurzarbeitergeld muss sofort auf 90 Prozent des Nettoentgelts erhöht werden - für diejenigen, die nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommen, auf 100 Prozent», forderte sie. (Mit Material der dpa)


 

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