IHA zu Booking.com-Forderung: „Kein Rechtsanspruch auf kostenfreie Stornos“

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Wegen des Coronavirus versucht Booking.com, direkt in die Geschäftspolitik der Hotels einzugreifen. Das Unternehmen verlangt die kostenfreie Stornierung von Übernachtungen sowie die Rückerstattung von Vorauszahlungen und beruft sich dabei auf „Forced Circumstances“ (Tageskarte berichtete). Booking.com „erwartet“ von den Hotels kostenfreie Stornierungen, so lange die „Zwangslage“ anhalte. Im Falle der kostenfreien Stornierung erstattet Booking dann bereits gezahlte Kommissionen zurück.

Als wenn es in Zeiten der Corona-Krise noch eines zusätzlichen Stresstests bedurft hätte, versucht Booking.com derzeit erneut, die Grenzen seines Vermittlerstatus gegenüber seinen Hotelpartnern auszuloten“, kommentiert Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbands Deutschland (IHA). „Unter einseitiger Berufung auf ‚höhere Gewalt‘ will der Marktführer unter den Buchungsplattformen kostenfreie Stornierungen selbst nicht-stornierbarer Raten durchdrücken. Unsere diesbezügliche Einschätzung der Rechtslage von Ende Januar müssen wir auch in Zeiten der Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus in Europa nicht revidieren.“

Nach Rechtsauffassung des Hotelverbands könne Booking.com weiterhin nicht einseitig, pauschal und undifferenziert für sämtliche Gäste das Vorliegen höherer Gewalt konstruieren, so Luthe. Es bestehe kein pauschaler Rechtsanspruch (weder der Gäste, und schon gar nicht von Booking.com), Hotelzimmer kostenlos zu stornieren, nur weil der Gast sich auf den ‚Coronavirus‘ berufe.

„Der Gast wird in jedem einzelnen Fall substantiiert begründen müssen, warum er aufgrund zwingender behördlicher Reiserestriktionen die Beherbergungsdienstleistungen nicht in Anspruch nehmen kann. Das Vorliegen einer solchen behördlichen Restriktion bzw. vergleichbarer Maßnahmen (Schließung von Flughäfen etc.) bleibt unserer Auffassung nach zwingende Voraussetzung für einen etwaigen Anspruch auf kostenfreie Stornierung. Wenn der Gast allein aus eigener Sorge nicht reisen möchte, dann fällt das – bei allem Verständnis – in seine eigene private Risikosphäre. Ebenso verhält es sich, wenn ein Gast infiziert/erkrankt ist. Die AGB von Booking.com sehen keine dem entgegenstehende Regelung vor.“

Thomas Edelkamp: "Liquidität ist derzeit das Wichtigste!"

Der Vorstandsvorsitzende von Romantik sagt: „Hoteliers sollten sich nicht nicht vor den Karren spannen lassen. Liquidität ist derzeit das Wichtigste! Eine klare und faire Aufgabenverteilung ist: Hoteliers sollten sich darauf konzentrieren die Gäste zu binden und für die Zukunft zu motivieren, die direkt buchen, und Booking tut das mit den Kunden die seine Plattform nutzen. Booking wird verstehen, dass Hoteliers Rechnungen an das Unternehmen stell. Warum sollten Hoteliers das auch nicht tun? Die partnerschaftliche Vereinbarung sieht das so vor. Raten kann man nur jedem Hotelier genau dieser Aufforderung nicht nachzukommen. Höhere Gewalt ist bis heute nicht festgestellt, zumindest ist dafür kein Rechtsrahmen geschaffen. Kulant mit seinen Gästen und Direktbuchern umzugehen und Anreize für zukünftige Buchungen zu schaffen, ist das was die meisten Hoteliers jetzt tun und tun müssen.“

Marco Nussbaum: "Einfach nur heuchlerisch"

In die gleiche Kerbe schlug bereits Prizeotel-Gründer Marco Nussbaum: „Erneut wird massiv in die unternehmerische Freiheit der Hotels eingegriffen. Die Argumentation von booking.com ist einfach nur heuchlerisch und entspricht auch keiner rechtlichen Grundlage. Es geht ihnen nicht um ihre Partner, sondern einfach nur um ihr eigenes Image. Der Aktienkurs notiert mittlerweile über 30 Prozent unter dem Allzeithoch und das Ende der Talfahrt scheint noch nicht erreicht.

Wenn man sich schon so „partnerschaftlich“ verhalten will, warum verzichtet man für einen bestimmten Zeitraum dann nicht auf 50 Prozent der Kommissionen, um so seine wirklichen Partner, die Hotels, in dieser schweren Zeit zu unterstützen? Bei einer Umsatzrendite von 32,29 Prozent im Jahre 2019 - wovon Hotels nur träumen können - sollte das sicherlich möglich sein.“

Die Muttergesellschaft von Booking steht derzeit gewaltig unter Druck. Erst gestern hatte die Booking Holdings Inc. (NASDAQ: BKNG) bekanntgegeben, dass das Unternehmen seine zuvor angekündigten Finanzprognosen für das erste Quartal 2020 aufgrund der sich verschlechternden Situation durch den Ausbruch des COVID-19-Virus nicht wird halten können. „Wie wir bei der Bekanntgabe der Ergebnisse für das vierte Quartal am 26. Februar 2020 erklärt haben, ändern sich die Umstände des COVID-19-Ausbruchs rapide […] Da sich die Situation verschlechtert hat und die negativen Auswirkungen auf die Nachfrage nach Reisen insbesondere in ganz Europa und in Nordamerika zugenommen haben, seit wir den Ausblick bereitgestellt haben, haben wir beschlossen, den Ausblick zurückzuziehen. “, erklärte Glenn D. Fogel, President und Chief Executive Officer von Booking Holdings.


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im März im Vergleich zum Vormonat zurückgegangen - und zwar um 45.000 auf 2,769 Millionen. Im Vergleich zum März des Vorjahres gab es allerdings 176.000 mehr Arbeitslose.

Der Wechselwille auf dem Arbeitsmarkt ist Umfragen zufolge groß. Die Kündigung tatsächlich beim Arbeitgeber einzureichen, kostet viele dennoch Überwindung. So gehen Sie rechtssicher vor.

Auf Tiktok trenden seit geraumer Zeit Videos, in denen die Generation Z Aufzeichnungen ihrer Kündigungsgespräche teilt. Auch wenn die Absicht dahinter wertvoll sein mag, ist das eine schlechte Idee.

Versendet ein Arbeitgeber persönliche Daten unverschlüsselt per Mail, verstößt er gegen Datenschutzrecht. Betroffene Arbeitnehmer haben aber nicht automatisch Anspruch auf Schadenersatz. Warum?

Weniger als die Hälfte der Deutschen ist noch kirchlich gebunden. Dennoch gelten an Karfreitag einige christlich geprägte Verbote - je nach Bundesland unterschiedlich streng. Wie sehen die Regeln aus?

Wie lebte das Tier, bevor es auf den Teller kam? Viehhaltung sollte nach Ansicht von Verbraucher- und Tierschützern transparenter werden. Wie das aussehen und welche Rolle Technik dabei spielen könnte.

Viele Verbraucher in Deutschland sind bereit, für Fleisch aus besserer Tierhaltung höhere Preise zu bezahlen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov. 58 Prozent der Befragten würden mehr Geld ausgeben, wenn höhere Standards gegeben sind.

Ab dem 1. April 2024 startet der neue Mobilitätszuschuss für Auszubildende. Die Bundesagentur für Arbeit fördert damit junge Menschen, die ihr bisheriges Wohnumfeld zugunsten einer Ausbildung in einer anderen Region verlassen.

Streik auf Streik und Reiseunsicherheit – so hat das Jahr 2024 für die Tourismuswirtschaft begonnen. Der wirtschaftliche Schaden genauso wie der Imageschaden seien immens, wie nun der BTW mitteilte.

Trend-Lebensmittel Hühnerei: Der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern ist in Deutschland wieder gestiegen. Bei 236 Eiern lag er im vergangenen Jahr, wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in Bonn mitteilt.