Corona-Krise: Berliner Gastronom Josef Laggner wirft Behörden Versagen bei Promi-Konkurrent vor

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Der Vorfall ereignete sich am 15. Mai, dem ersten Tag, an dem Restaurants wieder Gäste empfangen durften. Im Borchardt in der Französischen Straße in Berlin-Mitte wurde gegen die Corona-Regeln verstoßen. Wie der Tagesspiegel berichtete, wurde die Polizei kurz vor 22 Uhr alarmiert, weil sich im Restaurant deutlich zu viele Personen aufgehalten haben sollen. Laut Tagesspiegel soll der Betreiber jedoch schnell eingelenkt und dafür gesorgt haben, dass alle Gäste noch vor 22 Uhr das Restaurant verlassen. 

Für den Berliner Gastronom Josef Laggner, dessen Laggner-Gruppe unter anderem das Lutter & Wegner und das Augustiner am Gendarmenmarkt betreibt, ein Unding: "Hier versagten die Behörden gewaltig", kritisiert Laggner die Wirkung auf die Berliner Gastronomie. Denn die Nicht-Ahndung sei "ein Freibrief für alle anderen" gewesen. "Das hatte eine verheerende Signalwirkung. Wenn sogar das Promi-Restaurant keine Strafe kriegt, fehlt jegliche Abschreckung. Was lernen Gastwirte daraus? Wenn die das machen können, kann ich das auch!"

Hätte man das stadtbekannte Lokal - wie vorgeschrieben - richtig abgestraft, etwa mit Bußgeld oder einer zweiwöchigen Schließung, hätte das andere Wirte abgeschreckt. Wie aber könne man ein strenges Vorgehen erwarten, wenn die verantwortlichen Entscheidungsträger selbst drinnen gesessen seien, fragt Laggner.

Laggner: "Sperrstunde macht keinen Sinn"

Die verschärften Corona-Regeln gelten in Berlin ab Samstag, dem 10. Oktober. Der Berliner Senat hatte eine Sperrstunde von 23 bis 6 Uhr beschlossen. Das betrifft vor allem Restaurants, Bars und sogenannte Spätis. Laggner sieht darin keinen Sinn. "Die jetzigen Regeln bewirken doch nur, dass sich das Feiern in Privaträume, Wohnungen und Keller verlagert." Die Sperrstunde könne umgangen werden, indem Gäste eine Hotelsuite anmieten, um die Nacht durchzufeiern. Dort lassen sich Partys nicht unter Kontrolle bringen, ebenso wenig wie in Parks. "Wer feiern will, wird feiern."

Im Gegensatz dazu, so Laggner, lassen sich die Gaststätten und Bars gut kontrollieren. Die verantwortungsvollen Wirte würden die Gäste registrieren, ihnen den Platz zuweisen, die Abstandsregeln einhalten und das Personal mit Mund- und Nasenbedeckung arbeiten lassen. "Es ist eine Frechheit gegenüber Gastronomen, die acht geben, nur weil einzelne dagegen verstoßen und die Behörden versagen."

Auch die unterschiedliche Behandlung in den Bezirken spießt Laggner auf. "Es darf doch nicht sein, dass das Ordnungsamt viel lieber in Mitte kontrolliert, weil es hier gesittet zugeht - wogegen sich die Kontrolleure nicht nach Neukölln oder Friedrichshain/Kreuzberg trauen, wo sie sich nicht sicher fühlen. Sie befürchten, bedrängt, angepöbelt und bespuckt zu werden", weiß Laggner aus offenen Gesprächen mit Beschäftigten des Ordnungsamts.

Der gebürtige Salzburger Josef Laggner betreibt zahlreiche Restaurants in der Hauptstadt sowie die Newton-Bar am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte. Die Restaurants seien von der 23-Uhr-Sperrstunde kaum betroffen, die Newton-Bar hingegen sehr. "Es sind doch auch die Bars, die das Berliner Abend- und Nachtleben attraktiv gemacht haben."

"Sollten durch die neuen Verbote Bars zum Aufgeben gezwungen sein, habe der Staat, also der Steuerzahler, für den Schaden aufzukommen", findet Laggner. Das Verschulden liege eindeutig bei den Behörden, weshalb es nötig sei, entsprechenden Gegendruck aufzubauen. Mit seiner Stimme will Laggner eine Lanze für die gesamte Branche brechen, in der es derzeit jeder Gastronom, Hotelier, Clubbetreiber und Veranstalter auf seine eigene Weise schwer habe, und will positive Veränderungen bewirken.


 

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