Weniger Gastro-Angebote in Tourismusorten

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Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage in 155 Tourismusorten- bzw. regionen in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol, durchgeführt von Kohl > Partner, geben Anlass zur Sorge: Ein Rückgang im Gastronomieangebot droht Urlaubern wie Einheimischen den Platz am Wirtshaustisch zu erschweren. Spontane Gasthausbesuche werden vielerorts immer mehr zur Nervenprobe werden.

Während die Nachfrage durch die Zunahme von Ferienwohnungen, Appartements, Chalets steigt, sind immer weniger Gastronomiebetriebe in der Lage, die gewohnte Versorgung aufrechtzuerhalten.

Gernot Memmer, Experte für die Entwicklung von Destinationen, warnt vor einer drastischen Veränderung im Urlaubserlebnis: „Ohne Reservierung wird es vielerorts nicht mehr gehen. Das führt zum Sinken der Urlaubsqualität. Wer möchte schon vor Urlaubseintritt entscheiden müssen, um wieviel Uhr man wo was essen möchte? Ein Kampf um den Wirtshaustisch ist ärgerlich.“

Fast 90 Prozent haben einen Rückgang im Gastronomieangebot in den letzten 5 Jahren festgestellt. Jeweils 80 Prozent geben an, dass Restaurants und Gasthäuser am meisten betroffen sind. 35 Prozent geben auch Cafés an und 25 Prozent Bars und Kneipen.

Hauptgründe für den Rückgang

Verantwortlich für den Rückgang sind vor allem betriebliche und nicht nachfrageorientierte Aspekte. Es scheitert also aus Sicht der 155 befragten Destinationsmanager:innen nicht an der Nachfrage.

Die Top 5 Gründe für den Rückgang des Gastronomieangebotes sind:

  1. Mitarbeitermangel und Engpässe beim Personal (94 %)
  2. Keine Betriebsnachfolge (71 %)
  3. Hohe Mieten und Betriebskosten (47 %)
  4. Angepasste Öffnungszeiten und Ruhetage (37 %)
  5. Bürokratische Auflagen und Einschränkungen (36 %)

Auswirkungen auf das Gästefeedback

Mehr als die Hälfte der Befragten in Destinationen (51 %) stellen fest, dass sich die Gästefeedbacks in Bezug auf das reduzierte Angebot an geöffneten Restaurants, Gasthäusern, Cafés und Bars verschlechtert haben.

Die Top 7 Kritikpunkte von Gästen bei den negativen Gästefeedbacks sind:

  1. Stark begrenztes gastronomisches Angebot (vor allem auch in den Nebensaisonen)
  2. Verkürzte und unklare Öffnungszeiten
  3. Eingeschränkte Auswahl
  4. Überfüllte Gasthäuser und Restaurants, Gäste haben Schwierigkeiten einen Platz zu finden (keine spontanen Gastronomiebesuche möglich, langes Vorausplanen teilweise auch schon vor dem Urlaub)
  5. Reservierungen sind notwendig und spontane Besuche zunehmend schwierig
  6. Gestiegene Preise bei Abnahme der Qualität von Service und Angebot
  7. Mangel an regionaler Küche und traditionellen Restaurants/Wirts- und Gasthäusern, Zunahme von Imbissständen

Auswirkungen auf die Destination

Die Abnahme des gastronomischen Angebots betrifft nicht nur Urlauber:innen, zeigen die Umfrageergebnisse, sondern auch Einheimische. Das wirkt sich somit auch negativ auf die Lebensqualität aus.

Wenige Umsetzungsmaßnahmen bisher

Fast 80 Prozent der Destinationen haben noch keine Maßnahmen gesetzt – oft, weil es nicht im unmittelbaren Wirkungsbereich der Destinationen liegt.

"Zuerst müssen in Destinationen die Signale ernst genommen werden und zügig Maßnahmen eingeleitet werden. Ohne Kooperation innerhalb der Destinationen, Unterstützung beim Abbau von bürokratischen Hürden, attraktiven Förderprogrammen und innovativen Konzepten, wird es immer schwieriger ein gastronomisches Angebot aufrecht zu erhalten. Stirbt das Wirtshaus, stirbt vielerorts die Seele des Dorfs," ist Tourismusexperte Gernot Memmer überzeugt.

Ausblick und Zukunftspotenziale

Kohl > Partner fasst die Wünsche der Verantwortlichen in Destinationen adressiert an die Politik, Interessensvertretungen, die Gastronomiebetriebe und die Verantwortlichen in Destinationen zusammen.

Wünsche an die Politik:

  • Bürokratieabbau
  • Senkung der Lohnnebenkosten
  • Senkung der Mehrwertsteuer
  • Unterstützung bei der Betriebsnachfolge
  • Förderung von regionalen Angeboten

Wünsche an die Interessensvertretungen:

  • Imagekampagne/Employer Branding um mehr Personal zu gewinnen und zu halten
  • Unterstützung bei der Betriebsnachfolge
  • Organisation von Schulungsmaßnahmen

Wünsche an die Gastronomiebetriebe:

  • Attraktivere Arbeitsbedingungen
  • Flexiblere Arbeitszeiten
  • Bessere Bezahlung
  • Benefits
  • Innovation und Anpassung an neue Trends (z.B. Automatisierung und neue Konzepte und Geschäftsmodelle)
  • Kooperationen

Anknüpfungspunkte für Verantwortliche in Destinationen:

  • Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen (z.B. Leadership, Mitarbeiterführung, Marketing, Pricing, Betriebsnachfolge) speziell auch für Gastronomiebetriebe.
  • Kooperationen und Partnerschaften mit Organisationen wie Wirtschaftskammer, Industrie- und Handelskammer (IHK), Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) u.ä. in Bezug auf Schulungen, Netzwerkbildung und Unterstützung im Employer Branding für die Mitarbeitergewinnung.
  • Anregen eines Leerstandmanagements in Richtung Gemeinden, um leerstehende Immobilien besser zu nutzen und Anreize für potenzielle Gastronomen/Mieter zu geben. Ggf. auch ergänzend Pop-Up Konzepte, SB-Konzepte und Automaten.
  • Koordination der Öffnungstage/Schließtage in der Destination / Gastro-Kalender
  • Schaffen von Plattformen für Stellenausschreibungen
  • Aufzeigen der aktuellen Gastronomie-Situation in der Destination (Fakten-Check), Durchführen von Gastro-Fitness-Checks in der Destination, Anregen von Gastronomie-Masterplänen für die Destination, stärkere Integration der Gastronomie in Destinationsstrategien

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