Corona spaltet deutschen Hotelmarkt

| Hotellerie Hotellerie

Die Corona-Pandemie und damit verbundene staatliche Regulierungsmaßnahmen haben den jahrelangen Aufwärtstrend am deutschen Hotelmarkt vorerst gestoppt. Während sich die positive Entwicklung 2020 noch im Januar (+2,7Prozent Übernachtungen im Jahresvergleich) und Februar (+7,9 Prozent) fortsetzte, verzeichnete der Markt ab März deutliche Einbußen zwischen 89,4 Prozent (April) und 13,8 Prozent (September). Dabei zeigen sich jedoch massive Unterschiede zwischen verschiedenen Regionen und Mikrolagen. So sind und bleiben Messe- und Flughafen-Hotels am stärksten betroffen. Auch Großstädte mit ihrem normalerweise hohen internationalen Besucheranteil erholen sich langsamer als auf Binnentourismus ausgerichtete Ferienregionen und kleinere Städte. Das sind einige Erkenntnisse des aktuellen Hotelmarktausblicks 2021 der Dr. Lübke & Kelber GmbH.

„Die Marktentwicklung 2020 zeigt eindrucksvoll, dass wir es mit einem exogenen Schock wie aus dem Lehrbuch zu tun haben. Der deutsche Hotelmarkt ist an und für sich robust und gesund, so dass wir mittelfristig und abhängig von der gesamtgesellschaftlichen Normalisierung der Lage mit einer Rückkehr zum Wachstumskurs der vergangenen Jahre rechnen“, kommentiert Detlef Kaiser, Head of Hotel Transaction Berlin der Dr. Lübke & Kelber GmbH. „Investoren sollten allerdings die Opportunitäten und Herausforderungen der aktuellen Situation je nach Makro- und Mikrolage der Hotelimmobilie sowie Betreiberkonzept und -ausrichtung individuell prüfen. Der Hotelmarkt zeigt sich divergent und gespalten wie selten zuvor.“

Binnentourismus-Destinationen erzielten 2020 teils höhere Preise als 2019

In der Phase zwischen dem ersten und zweiten Lockdown in Deutschland, also zwischen Juni und Oktober, konnten Ferienregionen wie Nord- und Ostsee teilweise 95 Prozent der Vorjahreswerte bei den Übernachtungen erreichen. Bei den pro Zimmer erzielten Preisen gab es sogar Standorte wie Rostock (+17 Prozent), wo im September im Vergleich zu 2019 höhere durchschnittliche Zimmerraten verzeichnet wurden.
Im Gegensatz dazu standen in Großstädten, die auf internationale Touristen und Geschäftsreisende ausgerichtet sind, deutlich niedrigere Zimmerbelegungswerte trotz spürbar niedrigerer Preise. So sank die durchschnittliche Auslastung von Hotelzimmern in München im September 2020 um 57 Prozent im Jahresvergleich, während die Preise um 46 Prozent niedriger lagen.

Abhängigkeit von internationalen Besuchern verzögert Erholung von Großstadt-Hotels

Auch zum Jahreswechsel hat sich die Situation am Hotelmarkt in Deutschland noch nicht entspannt. Unter der Annahme, dass es keinen dritten bundesweiten Lockdown geben wird, rechnet Dr. Lübke & Kelber für touristisch geprägte Regionen damit, dass die Erholung bereits im zweiten Quartal 2021 beginnt und bis zum zweiten Quartal 2022 das Vorkrisenniveau erreicht wird. Kleinere Städte sollen die Werte aus 2019 im vierten Quartal 2022 wieder erzielen. Die A-Standorte werden wegen der starken Abhängigkeit von internationalen Gästen eine deutlich längere Durststrecke für die Betreiber erfahren. Besonders davon betroffen sind klassische Kongress- und Tagungshotels, aber auch Flughafenhotels. Die Rückkehr zum 2019er-Niveau wird voraussichtlich nicht vor dem zweiten Quartal 2023 erfolgen.

Konsolidierung auf Betreiberseite verstärkt sich

„Der Trend zur Konsolidierung aus der Vorkrisenzeit beschleunigt sich durch Corona sogar noch. Deutschlands Hotelmarkt ist nach wie vor deutlich stärker von Mittelständlern und Familienbetrieben geprägt als in anderen Ländern. Gerade hier fehlt es aber oft an der nötigen Eigenkapitaldecke, um die aktuelle Durststrecke zu überbrücken. Dies eröffnet kapitalstarken Marken Opportunitäten zur Expansion“, erläutert Daniela M. Bense MRICS, Head of Hotel Transaction Düsseldorf der Dr. Lübke & Kelber GmbH und Co-Autorin des Berichts.

Eine Herausforderung für Investoren ist laut dem Papier dabei vor allem die Zurückhaltung auf Finanzierungsseite. Unter anderem bedingt durch ab 2023 verschärfte Eigenkapitalhinterlegungsregeln im Zuge von Basel IV werden Ankäufe im Hotelsegment zeit- und kapitalintensiver. Parallel sorgt das Niedrigzinsumfeld und die geringere Bautätigkeit dem Bericht zufolge im Hotelsegment dafür, dass der Markt bislang keine spürbare Absenkung des Preisniveaus erlebt und dies auch weiterhin nicht zu erwarten ist.


Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Le Méridien Frankfurt hat die umfassende Kernsanierung seines denkmalgeschützten historischen Palais aus dem Jahr 1905 abgeschlossen und präsentiert sich in neuem Design. Die Investition in Millionenhöhe zielte darauf ab, die lange Geschichte des Hauses mit der Dynamik der Mainmetropole Frankfurt zu vereinen.

Die Tin Inn Holding forciert ihre Wachstumsstrategie. Nach einem starken Kursanstieg von über 100 Prozent seit der Erstnotiz im Mai 2025, plant CEO Nico Sauerland, die Expansion durch eine besicherte Unternehmensanleihe mit einem Zielvolumen von bis zu 15 Millionen Euro zu beschleunigen.

In Belgrad haben Hunderte Menschen gegen den geplanten Abriss des ehemaligen Armee-Hauptquartiers protestiert, um Platz für ein Luxus-Hotelprojekt zu schaffen. Dieses wird vorangetrieben von Jared Kushner, dem Schwiegersohn des US-Präsidenten.

Drei Hotels in Bad Griesbach – der Fürstenhof, Das Ludwig und das Maximilian – stellen sich strategisch neu auf. Mit Investitionen und angepassten Konzepten soll die Basis für die Weiterentwicklung des Standorts gelegt werden.

Smartments hat das neue Haus smartments Frankfurt Airport in Betrieb genommen. Mit der Eröffnung des Standorts in Gateway Gardens erweitert der Anbieter sein Portfolio um 142 Serviced Apartments.

Der Europa-Park feiert Richtfest für die neue „Riverside Western Lodge“ in der Silver Lake City. Das Gästehaus erweitert das Western-Resort um 119 Themenzimmer und zusätzliche Angebote.

Die Akzeptanzrate für Hotels, die sich zur Nachhaltigkeit bekennen, steigt in RFPs für Corporate Travel auf 56 Prozent. Künstliche Intelligenz und Daten treiben die Emissionsreduktion voran. HRS hat seinen zweiten „State of Sustainability in Corporate Travel“-Report veröffentlicht.

Marco Nußbaum und Otto Lindner, die Vorstandsmitglieder des Hotelverband Deutschland (IHA), haben gemeinsam das neue Podcast-Format „Zukunft Hotel“ gestartet. Das Format dient dazu, auch die Themen des Hotelverbands verständlich und mit der nötigen Tiefe zu kommunizieren. Die Startfolge fokussiert auf die Booking-Sammelklage und die Berliner Verbändewelt.

Das geplante Großprojekt „Baltic Island Eco Resort“ auf der Halbinsel Bug bei Dranske auf Rügen ist endgültig gescheitert. Die Gemeinde Dranske leitete im Jahr 2023 die Aufhebung des Bebauungsplans für das Luxus-Resort ein, um das Areal als Naturschutzfläche zu sichern. Dies geht aus einem Bericht des Nordkurier hervor.

Die Kölner Hotellerie verzeichnete laut CoStar-Daten im Oktober die höchsten Kennzahlen für die durchschnittliche Tagesrate und den Umsatz pro verfügbarem Zimmer. Dies wurde maßgeblich durch die Messe Anuga beeinflusst.