Mitarbeiterbindung: Was wirklich zählt

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Spitzenkräfte zu verlieren ist für jedes Unternehmen unerfreulich und kann auf die Dauer teuer werden. Wer gute Leute an die Firma binden will, sollte sich daher intensiv mit ihren Fähigkeiten, Werten und Interessen auseinandersetzen.

Dieser Gastbeitrag sit des Fortsetzujng des Artikels Mitarbeiterbindung - Wie Unternehmen die besten Talente halten können und konzentriert sich auf die Frage, welche Faktoren die Mitarbeiterbindung beeinflussen.

Besonders in Zeiten des Fach- und Führungskräftemangels ist es wenig sinnvoll, nur über die knappen Human Ressourcen zu jammern, sondern stattdessen den Fokus auf die Bindung der wahren Talente im Unternehmen zu legen. Arbeitswissenschaftler befassen sich seit Jahren damit, herauszufinden, was Menschen bei ihrer Arbeit motiviert und Freude bereitet. Denn das führt letztlich zur Bindung an den Arbeitgeber.

Zusammengefasst ist das Ergebnis der meisten Studien: Alles konzentriert sich auf drei Faktoren – die Fähigkeiten (Qualifikation), die Wertvorstellungen des jeweiligen Menschen und – seine wirklichen beruflichen Interessen. Nach meiner Beobachtung aus über 45 Jahren in der Personalauswahl von Spitzenkräften stehen die persönlichen beruflichen Interessen bei den meisten Menschen an erster Stelle. Und die beiden anderen Faktoren? Auch sie spielen eine Rolle – wenn auch eine weniger bedeutende.


Über den Autor Albrecht von Bonin

Albrecht von Bonin ist einer der profiliertesten Personalberater in der Hospitality Industry. Die Suche und Auswahl von Spitzenkräften, der Einsatz von Interim Managern sowie Management Coaching für Führungskräfte und Unternehmer – das sind die Kernkompetenzen, mit denen VON BONIN und die avb Management Consulting echte Mehrwerte bietet.

Mit seinem Fachbeiträgen bei Linkedin, die auf der Erfahrung von 40 Jahren Beratungspraxis fußen, erreicht von Bonin seit Jahren viele tausend Leser. Jetzt gibt es seine Beiträge auch bei Tageskarte.


Fähigkeiten als Schlüssel zur Kompetenz

Gemeint sind damit Fertigkeiten, Erfahrungen und Kenntnisse, die jemand für seine Aufgabe mitbringt. Sie vermitteln ihm das Gefühl, kompetent zu sein. Das ist wichtig, denn im Umkehrschluss kann das Gefühl, inkompetent zu sein, die Kreativität und die Arbeitsproduktivität beeinträchtigen. Für moderne Führung bedeutet das z. B., Mitarbeiter nicht „bei Fehlern zu ertappen“, sondern an Wege heranzuführen, ihre Leistung zu optimieren („Ich weiß, Du kannst es noch besser!“) und ihre guten Leistungen anzuerkennen, zu loben.

Aber obwohl Kompetenz bei einer Personalentscheidung sicher hilfreich ist, wird sie sich im Allgemeinen nur kurzfristig auswirken. Denn selbst die kompetentesten Leute erweisen sich nicht zwangsläufig auch als nachhaltig engagiert. Es braucht also noch weitere Faktoren.

Persönliche Wertvorstellungen und Ziele

Wie viel diese Wertvorstellungen zur beruflichen Zufriedenheit beitragen, hat meist mit der Art von „Belohnung“ zu tun, die Menschen anstreben. Manche schätzen Geld, andere die intellektuelle Herausforderung und wieder andere streben nach Prestige, Macht oder einem angenehmen Leben.

Selbst wenn Menschen dieselben Fähigkeiten haben, können sie aufgrund ihrer Werte ganz unterschiedliche Karrieren einschlagen.

Nehmen wir drei Leute als Beispiel, die den Umgang mit Zahlen nicht nur sehr gut beherrschen, sondern ihn sogar lieben: Der Erste strebt eine Karriere als Director of Finance einer großen Hotelgruppe an, weil ihn vor allem die intellektuelle Herausforderung reizt, den Zweiten zieht es an die Börse (Geld!). Der Dritte verfolgt den Weg an die Firmenspitze eines mittelständischen Bauunternehmens– getrieben von dem Verlangen nach Macht und Einfluss. Nur selten entscheiden sich Spitzenkräfte für eine Arbeit, die ihren Wertvorstellungen nicht entspricht: Wer ungern reist, wird kaum das noch so exzellent bezahlte Angebot einer Unternehmensberatung annehmen. Wer finanzielle Sicherheit schätzt, reißt sich nicht um den Weg zum selbständigen Unternehmer.

Aber viele landen auf einer bestimmten Berufslaufbahn, weil sie die Fähigkeiten dazu besitzen, obwohl ihnen die Tätigkeit nicht sonderlich gefällt. Nach einer kurzen Erfolgsphase sind sie dann desillusioniert, verlieren das Interesse. Dann arbeiten sie nur noch mit gebremster Produktivität oder kündigen. Welch eine Vergeudung von Talent!

Berufliche Interessen an erster Stelle

Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass berufliche Interessen am stärksten über die Zufriedenheit bei der Arbeit entscheiden. Das bedeutet: Mag jemand seinen Job noch so gut machen – was ja in der Regel auch seine Pflicht ist – langfristig zufrieden wird er sich nur fühlen, wenn er auch seine ureigensten beruflichen Interessen verwirklichen kann. Und allein das sorgt für Loyalität und Bindung gegenüber seinem Arbeitgeber.

Bedenken wir bitte: In der heutigen Wissensgesellschaft und bei knappen Human Ressourcen kommt es mehr denn je auf den Einsatz und die Treue der Mitarbeiter an. Denn sie sind das wichtigste intellektuelle Kapital, das im Gegensatz zu Maschinen und Fabriken einfach kündigen und für die Konkurrenz arbeiten kann.

Wollen Führungskräfte gute Mitarbeiter eng an sich und das Unternehmen binden, müssen sie sich zuerst in die Köpfe und Herzen ihrer Leute hineinversetzen. Gewiss, das erfordert aufrichtiges Interesse des Vorgesetzten an seinen Mitarbeitern, sie im Arbeitsprozess zu beobachten und ihnen aufmerksam zuzuhören. Aber es lohnt sich. Danach können sie sich der harten, aber wertschöpfenden Aufgabe widmen, Karrieren so zu modellieren, dass beide Seiten daran Freude haben.

Sie als Führungskraft sollten also dafür sorgen, dass Ihre Leute für ihren Job brennen. Denn wer für seine Aufgabe brennt, kündigt nicht!


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Ein Hotel, das den Fokus auf die mentale Gesundheit seiner Mitarbeitenden und Kultur legt, ein von Auszubildenden geführtes Restaurant und eine Systemgastronomie, die auf Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt setzt – an Arbeitgeber-Konzepte wie diese gingen am Mittwochnachmittag insgesamt 16 Hospitality HR Awards.

Hyatt hat einen umfassenden Expansionsplan für die kommenden zwei Jahre in Portugal und Kap Verde bekanntgegeben. Bis 2027 soll sich die Anzahl der Hyatt-Hotels in der Region durch die Eröffnung von vier neuen Standorten verdreifachen.

In Osnabrück hat das erste Hotel der Marke Prize by Radisson mit dem neuen Designkonzept eröffnet. Das Hotel vereint urbanes Design mit digitalen Services. Es ist das erste Haus der Marke, in dem das weiterentwickelte Konzept umgesetzt wurde.

Das Pannonia Tower Hotel im österreichischen Parndorf plant eine Erweiterung. Neben dem bestehenden 4-Sterne-Haus soll ein zweites Hotelgebäude mit rund 300 zusätzlichen Zimmern entstehen.

Nach kurzer Vorbereitungszeit betreibt die DQuadrat Living GmbH seit dem 17. November nun auch ihr zweites Accor Franchisehaus, das ibis Styles Tübingen, und erweitert damit die Marktpräsenz in der Neckar-Alb-Region.

Kurzzeitvermietung verändert Städte, Märkte und Machtverhältnisse. Was als Sharing-Idee begann, ist heute ein milliardenschweres Ökosystem mit massiven Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige und die Gesellschaft. In ihrem Podcast sprechen Marco Nussbaum und Otto Lindner darüber, warum diese Debatte für die Zukunft der Hotellerie so entscheidend ist.

Die IFA by Lopesan Hotels haben ihre vier deutschen Standorte umfassend modernisiert und starten damit in die neue Saison. Die Überarbeitungen betrafen nach Angaben der Hotelgruppe unter anderem die Ausstattung und das Design in Lobbys, Restaurants, Bars, Zimmern, Spas und Tagungsräumen.

Die auf Seniorenresidenzen spezialisierte „Schönes Leben Gruppe“ erweitert ihr Geschäftsfeld und wird künftig auch im Hotelgewerbe tätig. Am Niederrhein hat das Unternehmen den traditionsreichen Hotel Krefelder Hof übernommen. Ein neues Gebäude soll Hotel und Seniorenresidenz vereinen.

Die Dertour Group Hotel Division erweitert ihr Markenportfolio und nimmt zur Sommersaison 2026 insgesamt sieben neue Häuser in ihr Angebot auf. Die Expansion stärkt die Präsenz der Marken ananea, Sentido und Calimera, insbesondere in wichtigen Destinationen rund um das Mittelmeer.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) hat einen neuen Podcast ins Leben gerufen, der sich an die deutsche und europäische Hotellerie richtet. Als Gastgeber fungieren die beiden IHA-Vorstandsmitglieder Otto Lindner und Marco Nussbaum.