Brauereien kämpfen in Corona-Krise: Fassbierabsatz eingebrochen

| Industrie Industrie

Gastronomie unter Ausnahmebedingungen, abgesagte Sportevents und Volksfeste: Die Brauer stehen in Hessen und Rheinland-Pfalz wegen der Corona-Krise unter Druck und gehen von drastischen Umsatzeinbrüchen aus. Auch wenn die Gastronomie in beiden Ländern nach Wochen des Stillstands langsam unter strengen Ausnahmebedingungen wieder anläuft, sehen Brauer noch lange kein zurück zur Normalität. «2020 ist ganz ordentlich angelaufen, jetzt stehen wir Corona bedingt ganz schön auf der Bremse», sagte der Vorsitzende des Brauerbundes Hessen/Rheinland-Pfalz, Wolfgang Köhler, der Deutschen Presse-Agentur.

«Jetzt hat es die Delle gegeben und ich weiß nicht, wo ich Licht am Ende des Tunnels sehen soll», sagte Köhler, der auch für die Brauerei seiner Familie, die Darmstädter Privatbrauerei, saftige rote Zahlen prognostiziert. Deutschlandweit schätzt er derzeit die Umsatzeinbußen durchschnittlich auf rund 20 Prozent, in der Spitze könnten es bei Unternehmen aber auch bis zu 60 Prozent werden.

Die Brauereien in Deutschland verkauften nach einem guten Jahr 2018 wegen des heißen Sommers und der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr so wenig Bier wie seit vielen Jahren nicht mehr. Mit einem Absatz von 9,22 Milliarden Litern wurde nach Angaben des Statistische Bundesamtes der bisherige Minusrekord aus dem Jahr 2017 von 9,35 Milliarden Liter unterboten. Wie schnell die Umsätze in der Corona-Pandemie einbrechen können, zeigen die jüngsten Zahlen für das Gastgewerbe. Wie das Statistische Landesamt am Montag in Wiesbaden mitteile, sanken die preisbereinigten Erlöse in der Branche aufgrund der vielfältigen Beschränkungen für das Gastgewerbe um 45,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Einzelhandel zieht an, Fassbierverkauf bricht ein

Während Köhler zufolge der Bierverkauf im Einzelhandel in der Corona-Krise leicht anzog, sei der Ausfall beim Fassbierverkauf für die mehrere Dutzend Brauereien in beiden Ländern viel schlimmer. «Das ist viel ertragreicher.»

«Wir werden es überleben, es ist aber eine sehr schwere Situation», sagte Emmanuelle Bitton-Glaab von der Geschäftsführung der traditionsreichen, kleinen Familienbrauerei Glaabsbräu in Seligenstadt (Landkreis Offenbach). Gastronomen würden für die kommenden Monate mit Einbußen von 30 bis 40 Prozent beim Umsatz rechnen. In Hessen komme die Fünf-Quadratmeter-Regelung für jeden Gast erschwerend hinzu, deswegen würden einige Wirte erst gar nicht aufmachen. Die kleine Brauerei, deren 16 Mitarbeiter mehrheitlich in Kurzarbeit seien, habe einen Fassbieranteil von 60 Prozent. «Wir haben das Glück, dass wir keinen Investitionsstau haben», sagte Bitton-Glaab mit Blick auf die erst 2015 fertiggebaute neue Brauerei.

Vor genau diesem Investitionsstau stand die Pfungstädter Brauerei schon vor der Corona-Krise. Ein potenzieller Investor für die angeschlagene Pfungstädter Brauerei Hildebrand GmbH & Co. KG hatte sich im Februar aus dem Verkaufsprozess für das Traditionsunternehmen zurückgezogen. Man sei guter Hoffnung im Sommer eine Lösung zu finden, sagte Geschäftsführer Stefan Seibold. Hinzu kommen jetzt die Probleme durch die Pandemie. Der Fassbierabsatz sei eingebrochen, die Hälfte des Unternehmens auf Kurzarbeit gesetzt. «Wir bauen darauf, dass es jetzt wieder anzieht.»

Auch bei der rheinland-pfälzischen Bitburger Braugruppe GmbH, mit 792 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr einer der führenden in der Branche, sieht man gravierende Auswirkungen der Krise. «Das trifft uns sehr in der Gastronomie», sagte Angelika Thielen, Sprecherin der Brauerei, die sich selber als «Fassbiermarke Nr. 1» bezeichnet. «Die Einbußen sind noch nicht absehbar, aber sehr, sehr deutlich im Gastronomiebetrieb. Quer über alle Standort mit rund 1700 Mitarbeitern gebe es Kurzarbeit.

Verbandschef Köhler sieht auch bei einer Normalisierung weitere Auswirkung. «Es ist ein Stück Kultur in Gefahr.» Die traditionsreiche Kneipe an der Ecke könnte es künftig nicht mehr geben, Wirte könnten die Krise nicht überstehen. Und bei den Konsumenten könnte das Geld durch eine höhere Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit auch knapper werden.

(dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Pressemitteilung

Am 2. Dezember wird das JW Marriott Berlin zum Schauplatz der GREEN MONARCH Award Night, dem Nachhaltigkeitspreis der Hotellerie und Gastronomie. Über 21.000 Stimmen wurden bereits beim öffentlichen Voting abgegeben. Bald entscheidet sich, wer in den vier Kategorien Hotel, Restaurant, Product und Personality die begehrten Trophäen erhält.

Bier wird teurer, Hersteller erhöhen die Preise. Der Lebensmittelhändler Edeka wehrt sich dagegen. Suchen Kunden in den Märkten bald vergeblich nach Marken wie Beck’s oder Corona?

Die BMC Hotelservice & Dienstleistung GmbH, ein Unternehmen, das sich auf Reinigungs- und Servicedienstleistungen für die Hotellerie spezialisiert hat, ist saniert worden. Im Rahmen des Insolvenzverfahrens konnte der Geschäftsbetrieb durch den Einstieg eines strategischen Investors aus der Hotelbranche vollständig übernommen werden.

Der Trend-Geschmack Matcha-Erdbeere führt zu einem direkten Wettbewerb der Schokoladenhersteller. Nachdem Ritter Sport bereits im September 2025 mit einer limitierten Edition in den Markt gestartet ist, präsentiert nun auch Lindt & Sprüngli seine Interpretation und setzt auf eine extreme Limitierung, was die Erwartungshaltung auf einen neuen Hype schürt.

Die Intergastra 2026 setzt einen Schwerpunkt auf die Gemeinschaftsverpflegung. Angesichts des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung rücken neue Konzepte, Kooperationen und Food-Trends in den Fokus.

Weniger Anbaufläche, noch mehr Qualität: Das hessische Staatsweingut bei Eltville will mehr Große Gewächse pflanzen und den Export bis nach China steigern. Wie groß ist sein Defizit?

Pressemitteilung

Man sieht sie immer häufiger in Hotels: Glasflaschen. In den Zimmern, im Restaurant oder an einer Wasserzapfstelle. Das ist auch nicht verwunderlich, denn sie sind schön, praktisch und passen gut zu unserem heutigen Umweltbewusstsein. Aber was macht eine solche Glasflasche eigentlich so praktisch? Und wann genau verwendet man sie?

Pressemitteilung

Vom 1. bis 3. Dezember 2025 verwandelt sich das JW Marriott Berlin in das Zentrum für nachhaltige Innovation. Beim GreenSign Future Lab kommen über 300 Entscheider und 60 Speaker aus Hotellerie, Gastronomie und Touristik zusammen, um Zukunft aktiv zu gestalten.

Pressemitteilung

Nach der erfolgreichen Premiere im März 2025 startet die 370GRAD vom 13. bis 16. März 2026 im Empire Riverside Hotel in Hamburg in die zweite Runde. Die Business-Plattform für Entscheider aus Hotellerie, Gastronomie und Catering ist Impulsgeber für Innovation, Qualität und Networking auf höchstem Niveau.

Anzeige

Vom 1. bis 3. Dezember 2025 trifft sich die Hospitality im JW Marriott Berlin, um Zukunft neu zu denken. Über 60 Speaker, 40 Sessions und fünf Bühnen voller Ideen: Das GreenSign Future Lab zeigt, wie Nachhaltigkeit, KI und Innovation in der Praxis zusammenfinden. Mit echten Begegnungen, starken Impulsen und messbarem Mehrwert für Hotellerie und Gastronomie.