Frost und Trockenheit beschert den Winzern in Franken die kleinste Ernte seit 35 Jahren. Während viele Betriebe kämpfen müssen, können sich die Verbraucher auf exzellente Tropfen freuen.
Es war eine Nacht im Mai, die vielen Winzern in Franken zum Verhängnis wurde. Der späte Frost verursachte große Schäden. In der Jahresbilanz, die am Freitag in Würzburg vorgestellt wurde, macht sich das deutlich bemerkbar: Der Weinbauverband Franken verzeichnet die geringste Ernte seit 35 Jahren. Neben dem Frost im Frühjahr kämpften viele der rund 3500 Winzer mit dem dritten Trockensommer in Folge. Im Ergebnis konnten dieses Jahr lediglich 4400 Liter pro Hektar und damit insgesamt etwa 27 Millionen Liter Traubenmost verarbeitet werden. Mit 7600 Liter pro Hektar liegt der Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre rund 40 Prozent höher.
Verbandspräsident Artur Steinmann rechnet aber damit, dass die Lese in den kommenden Jahren wieder ertragreicher wird. Die Erntemenge werde sich, trotz des fehlenden Niederschlags, bei durchschnittlich 7500 Liter pro Hektar einpendeln, erklärte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Das Gros der Betriebe werde allerdings viel Geld in die Hand nehmen müssen, damit die Reben in den Sommermonaten nicht vertrocknen. «Eine Wasserversorgung ist in Franken unumgänglich», sagte Steinmann und räumte ein, dass nicht jeder Winzer diese Investitionen wird stemmen können.
Laut Beate Leopold vom Weinbauring Franken hat es 2020 so viel geregnet wie in durchschnittlichen Jahren auch, doch die Niederschläge seien sehr ungleich verteilt. Während die Weinberge im Februar geflutet wurden, fehlte das Wasser in den heißen und trockenen Sommermonaten. Darüber hinaus seien viele Böden auf den zunehmenden Starkregen nicht eingestellt.
Die Weinkeller in der Region werden sich durch die diesjährigen Einbußen weiter leeren, erklärte Steinmann. Noch seien genügend Flaschen eingelagert, so dass der Kunde davon nichts bemerkt. «Wenn aber 2021 noch ein solches Jahr kommt, wird die Luft für den Frankenwein dünner.» Steinmann rechnet in den kommenden Jahren mit Preisanpassungen: «Der Wein wird teuer.»
Die gute Nachricht ist, dass die Qualität der Ernte nicht gelitten hat. «Es wird ein großartiger Weinjahrgang», betonte Steinmann. Kühle Nächte und eine geringe Zahl an Hitzetagen sorgten für ausgeprägte Aromen und eine angenehme Säure, erklärte Hermann Mengler, Leiter der Kellereifachberatung beim Bezirk Unterfranken. Der Verbraucher könne sich auf «aromabetonte, animierende Weine» freuen.
In Sachen Qualität profitiere Franken von den Folgen des Klimawandels: Die milden Temperaturen ermöglichten es den Winzern, verlässliche Qualität zu liefern. Steinmann wagt gar die Prognose: «Es wird in Franken keinen schlechten Wein mehr geben.» (dpa)