Fliegen in Corona-Zeiten: Gespensterflughäfen und volle Flieger

| Tourismus Tourismus

Man hört nur das Tschirpen der Spatzen, ab und an übertönt vom heiseren Krächzen einiger Krähen. Taxifahrer stehen gelangweilt vor ihren Autos, der sonst rappelvolle Parkplatz ist weitgehend leer, ansonsten gespenstische Stille am Berliner Flughafen Tegel. An der einzigen geöffneten Eingangstür sitzt ein Mann der Flughafensicherheit und dirigiert die wenigen Fluggäste Richtung Abfertigungsschalter. Außerdem verhindert er, dass da jemand durch seine Eingangstür etwa wieder hinausgeht. Einbahnstraße, Ausgang am anderen Ende. An diesem Mai-Vormittag will aber kaum jemand rein und noch weniger wollen wieder heraus. Vielleicht 30 Menschen stehen etwas verloren in der Flughafenhalle - inklusive Flughafenmitarbeiter.

Bei der Kofferaufgabe geht das Übergewicht klaglos durch. «Koffer ist durchgecheckt, gute Reise», das war's, nach 50 Sekunden hält man seine Bordkarte in der Hand. Und nun? «Man lebt nicht nur vom Brot allein, man braucht auch einen Drink», steht an einem Café. Es ist geschlossen, wie alles außer den Toiletten. Wer mag, kann sich Plörre am Automaten ziehen.

Vor der Sicherheitskontrolle halten sich die Menschen wie im Supermarkt strikt an die Abstandsregeln. Eine nette Übung, die Schlange mit insgesamt 16 Reisenden zieht sich fast durch die ganze Halle. Das Sicherheitspersonal hat die Ruhe weg. Lässig winken sie immer einen Reisenden zur Zeit an das Kontrollband. Auch hier geht alles viel schneller als sonst. Ein paar Anweisungen durch die Maske: «Hosentaschen leer? Die Schuhe müssten schon auch aufs Band», dann in den Nacktscanner, hinterher trotzdem noch mal Leibesvisitation. Bei so wenigen Reisenden muss der Sicherheitsmann vielleicht jede Chance zur Kontrolle nutzen.

Nach einem kurzen Spaziergang übers Vorfeld dann das Flugzeug. Ein Hauch von Exklusivität kommt auf, man besteigt immerhin den einzigen Flieger weit und breit. So muss sich Fliegen früher angefühlt haben. Das Hochgefühl reicht gerade mal bis zum Sitz in der Economyklasse. Alles wie immer, schön eng. Und kaum ein Platz bleibt frei.

«Sitzen Sie wirklich direkt neben mir?», fragt ein Mann mit Halbglatze etwas pikiert seinen neuen Nachbarn. Der sieht aber auch zum Fürchten aus mit einer feldgrauen Vollgummimaske, die links und rechts je einen eindrucksvollen dicken runden Filter hat. Der Mann will den Boardingpass sehen. Nach einem kurzen Blick auf das Papier fügt er sich seinem Schicksal. «Na dann, sorry», sagt er leicht säuerlich.

«Mit dem Abstand von eineinhalb Metern wird das hier aber wirklich etwas schwierig», scherzt eine Frau. Vorher bei der Sicherheitskontrolle mussten immer zwei Meter Abstand eingehalten werden.

Dann die Durchsagen, das Übliche, Schwimmweste über den Kopf, die Bändsel festziehen, aber plötzlich allgemeine Heiterkeit: Die Stewardess hat gerade darauf hingewiesen, dass im Falle eines gänzlich unwahrscheinlichen Druckabfalls bitte doch zuerst die Nasen-Mundmaske abgenommen werden sollte, bevor die von der Kabinendecke herabfallende Sauerstoffmaske aufgesetzt wird.

Nach der Landung in Barcelona wird es dann ernst. Aussteigen immer nur in Gruppen von zehn Passagieren. Das dauert. Gleich hinter der Flugzeugtür der erste Polizist, ein weiterer im Tunnel zum Hauptgebäude. Strenge Blicke. Am Ende des Tunnels ein Spalier aus Polizisten, die den Durchgang kontrollieren. «Keinen Wohnsitz in Spanien? Dann wird das nichts mit der Einreise, warten Sie hier rechts. Der Nächste!» Dann verschwindet der Mann mit dem Personalausweis im Durcheinander von Polizisten und gestikulierenden Reisenden.

Eine kurze Zeit der Ungewissheit, schließlich erscheint eine freundlichere Beamtin mit dem Ausweis. Sie lässt sich erklären, dass eine Arbeitsstelle angetreten werden soll, sieht sich ein Begleitschreiben der spanischen Botschaft in Berlin an, ist zufrieden und wünscht einen guten Aufenthalt. Jetzt noch eine halbe Stunde vor der Gesundheitskontrolle anstehen, Temperatur messen lassen und die Kontaktdaten für die Überwachung der zweiwöchigen Quarantäne einreichen. Alles in allem etwa eine Stunde von der Landung bis zum Kofferband. Und das, obwohl nur eine Maschine angekommen war. Tourismus wie vor Corona ist so kaum vorstellbar. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Mecklenburg-Vorpommern ist als Urlaubsland immer noch beliebt. Der Tourismusbeauftragte bemängelt jedoch fehlende Investitionen in die Zukunft. Der Dehoga-Präsident sieht das anders.

Viele Menschen in Deutschland schränken sich lieber in anderen Bereichen ein, als auf die Urlaubsreise zu verzichten, so eine Studie. Und die Beliebtheit von Flugreisen steigt auf einen Rekordwert.

Auch in diesem Jahr hat Accor die aktuellen Reise-Trends untersucht. Trotz Inflation und steigender Lebenshaltungskosten planen Reisende 2024 mehr Budget für ihre Reisen ein. Bei Deutschen steht vor allem der Heimaturlaub hoch im Kurs, gefolgt von Reisen nach Spanien, Italien und Österreich.

Saudi-Arabien hat von der Welt Tourismus Organisation (UNWTO) und dem World Travel & Tourism Council (WTTC) internationale Anerkennung für seine Leistung erhalten, bis 2023 mehr als 100 Millionen Touristen zu empfangen.

Der Reisehunger der Deutschen ist nach den Pandemiejahren zurück: Dies zeigt sich in einer repräsentativen Umfrage, die das Bonusprogramm Payback im Vorfeld der ITB in Berlin unter Kundinnen und Kunden durchgeführt hat.

Internationale Auslandsreisen erzielten in 2023 mit zweistelligen Wachstumsraten im Vergleich zu 2022 erneut einen großen Schritt in Richtung Auslandsreisevolumen von 2019. Strand- und Städtereisen sind mit je einem Drittel Marktanteil die beiden Haupturlaubsarten. Auf Rang drei folgen Rundreisen.

Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) sieht den Incoming-Tourismus auf einem nachhaltigen Wachstumskurs. Deutschland hat gute Chancen, 2024 wieder an die Ergebnisse des Jahres 2019 anzuknüpfen. Dazu tragen auch touristisch attraktive Events, wie die UEFA Euro 2024, und Kultur-Highlights bei.

Manchmal kommt es auf jeden Zentimeter an: Für einen erholsamen Urlaub sollte jeder Gast im Hotelbett schon mehr Platz haben als 70 Zentimeter. Dieser Überzeugung ist zumindest das Amtsgericht Hannover, wie aus einem aktuellen Urteil hervorgeht.

Fälle von Brechdurchfall an Bord eines Kreuzfahrtschiffs lassen auf Mauritius die Alarmglocken klingeln - denn die Cholera breitet sich im südlichen Afrika aus. Nun müssen die Passagiere Geduld zeigen.

Ägypten will ein riesiges neues Tourismuszentrum an seiner Mittelmeerküste bauen. Bei dem Projekt in der Region Ras Al-Hikma, 350 Kilometer nordwestlich von Kairo, sollen mehr als 170 Millionen Quadratmeter an Hotel-, Wohn-, Freizeit- und Geschäftsflächen entstehen.