Kreuzfahrtriese im Corona-Test: «Mein Schiff 3» bleibt in Quarantäne

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Abgeschotteter Ozeanriese an der Elbmündung: Die «Mein Schiff 3» des Reiseanbieters Tui Cruises hat keine Touristen an Bord - doch alle knapp 3000 Kreuzfahrt-Beschäftigten, die sie als Sammeltransporter heimbringen sollte, müssen zum Coronavirus-Test.

Bei einem Crew-Mitglied war am Donnerstag in Cuxhaven der Covid-19-Erreger nachgewiesen worden. Die Untersuchung eines engeren Personenkreises wurde auf die gesamte Besatzung ausgedehnt, wie Tui am Wochenende mitteilte. Ergebnisse könnten ab Montagabend vorliegen.

Zunächst hatte es geheißen, das Schiff könnte den niedersächsischen Hafen nach der Entnahme der Abstriche von Sonntagabend an verlassen - unter anderem, um verbrauchtes Wasser auf See ablassen zu können. Am Abend war dann klar: «Die Mein Schiff 3 wird bis auf weiteres in Cuxhaven bleiben, um nach Vorlage der Ergebnisse das weitere Vorgehen in Zusammenarbeit mit allen zuständigen Behörden zu bestimmen.»

Das positiv getestete Besatzungsmitglied sei inzwischen auf der Isolierstation des Helios-Klinikums Cuxhaven, berichtete eine Sprecherin der Kreuzfahrt-Marke des weltgrößten Reisekonzerns Tui. Der Patient sei «wohlauf» und habe «weiterhin nur milde Symptome».

Beim Landkreis Cuxhaven hieß es, unter zunächst knapp 250 Getesteten habe man keine weiteren Infizierten entdeckt. In Abstimmung mit dem Krisenstab und dem Landes-Sozialministerium in Hannover sei jedoch festgelegt worden, alle übrigen Besatzungsmitglieder vorsorglich ebenfalls zu untersuchen. Dazu kam ein «Abstrich-Team» an Bord. Experten für die Nachverfolgung von Infektionsketten aus dem Robert Koch-Institut prüften, woher der eine bestätigte Corona-Fall stammt.

Nach Abschluss der Folgetests solle die «Mein Schiff 3» einige Tage auf die Nordsee hinausfahren, hatte der Cuxhavener Landrat Kai-Uwe Bielefeld (parteilos) angekündigt. Später sollte der Ozeanriese laut Tui Cruises in einen deutschen Hafen zurückkehren. Man hoffe, dass die Besatzungsmitglieder dann von dort aus nach Hause fahren können - jetzt bleibt das Schiff erst einmal in Cuxhaven. Landrat Bielefeld und Oberbürgermeister Uwe Santjer (SPD) gaben Entwarnung für die Menschen an Land: «Eine Gefährdung für die Bevölkerung der Stadt und des Landkreises Cuxhaven besteht weiterhin nicht.»

Die «Mein Schiff 3» war in der Corona-Krise umfunktioniert worden. Weil in vielen Ländern Häfen schlossen und Kreuzfahrt-Crews der Ausstieg verwehrt wurde, hatte Tui Cruises die Mitarbeiter auf dem Schiff zusammengezogen - von Cuxhaven aus sollten sie die Rückreise in die Heimat antreten. «Die gesamte Besatzung aller Schiffe befindet sich seit über vier Wochen im Isolationszustand an Bord», hieß es.

«Wir sind uns darüber bewusst, dass die Situation für die Besatzung an Bord derzeit sehr belastend ist und bedanken uns bei der Crew für ihre Geduld», erklärte Wybcke Meier, Chefin der Geschäftsführung von Tui Cruises. Die Besatzungsmitglieder dürften auch die Gästekabinen nutzen, es gebe auch ausreichend Lebensmittel.

Einige Mitarbeiter hatten sich in den vergangenen Tagen schlecht gefühlt, 15 wandten sich mit «leichten grippeähnlichen Symptomen» an das Bordhospital. Das Gesundheitsamt und der hafenärztliche Dienst des Kreises Cuxhaven ordneten daraufhin Corona-Tests an - dabei zeigte sich das eine positive Resultat. «Um eine weitere Ansteckung auszuschließen, hat Tui Cruises mit den Behörden abgestimmt, nun die gesamte restliche Besatzung zu testen», hieß es.

Insgesamt seien derzeit 2899 Menschen an Bord. Einige weitere hatten seit Dienstag schon das Schiff verlassen. Sie wurden aufgefordert, sich zu Hause «umgehend in häusliche Quarantäne zu begeben».

Bei Corona-Ansteckungen auf Schiffen ist wegen der Enge besondere Vorsicht geboten. Aber auch Maßnahmen zur Abschottung sind - je nach Fortgang des Infektionsgeschehens - nicht ohne Risiko.

So war etwa im Februar die «Diamond Princess» aus den USA im Hafen der japanischen Stadt Yokohama unter Quarantäne gestellt worden. Dies war umstritten und trug nach Ansicht von Kritikern mit dazu bei, dass sich vermeidbar viele Menschen infizierten. Vor wenigen Tagen steckten sich weitere Besatzungsmitglieder der in Nagasaki in einem Reparaturdock liegenden «Costa Atlantica» an. Und in den USA durfte die «Zaandam» erst spät im Hafen von Fort Lauderdale (Florida) anlegen - auf dem Schiff waren zuvor mehrere Passagiere positiv auf das Coronavirus getestet worden.

Das Reisegeschäft von Tui ruht wegen der Corona-Pandemie seit Wochen fast überall, einschließlich Kreuzfahrt-, Flug- und Hotelbetrieb. Zur Überbrückung der Krise bekommt der Konzern einen Staatskredit von 1,8 Milliarden Euro. Erst kürzlich verlängerte Tui Deutschland seinen Reisestopp ins Ausland angesichts der weltweiten Reisewarnung der Bundesregierung bis Mitte Juni.

In China läuft der Betrieb neu an, wie Konzernchef Fritz Joussen am Sonntag mitteilte. Dort sind jetzt wieder Inlandsreisen möglich - etwa Urlaub in den Bergen oder in Strandhotels. «Unsere Büros in Peking und Shanghai waren auch während der Krise im Einsatz, Reisen durften aber nicht verkauft werden. Jetzt sehen wir einen deutlichen Nachholbedarf bei Urlaubsreisen.» (dpa)


 

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