Kritik an Reisewarnung für Kanaren

| Tourismus Tourismus

Nach Mallorca nun auch die Kanaren: Die Reisewarnung für die bei deutschen Urlaubern beliebte Inselgruppe im Atlantik trifft Veranstalter und Reisebüros hart. Der Deutsche Reiseverband DRV sprach am Donnerstag von einem weiteren «herben Schlag» für Urlauber und die Branche. Tourismusunternehmen bedauerten die Entscheidung des Auswärtigen Amtes vom Mittwochabend, mit der jetzt für ganz Spanien eine Reisewarnung gilt. Vor Reisen in den Rest des Landes samt der Ferieninsel Mallorca wird bereits seit Mitte August gewarnt.

«Es ist nicht verhältnismäßig, die gesamten Kanaren unter die Reisewarnung zu stellen, obwohl sich die Infektionszahlen nur auf einige wenige Gebiete beschränken», kritisierte der DRV, der vor allem Veranstalter und Reisebüros vertritt. Betroffen seien nur die Städte auf Gran Canaria und Teneriffa. «Risikogebiete sollten möglichst zielgenau und differenziert ausgewiesen werden - ähnlich wie dies in Deutschland bereits auf Landkreisebene geschieht», forderte der Verband. Pauschale Warnungen würden den Realitäten in den Ländern nicht gerecht.

Dem DRV zufolge sind die Kanaren aktuell bei Urlaubern sehr beliebt und für die nächsten Wochen gut gebucht. Viele Kunden hätten nach der Reisewarnung für die Balearen auf die Kanaren umgebucht.

Abschreckende Wirkung beabsichtigt

Wegen der gestiegenen Zahl von Neuinfektionen waren die Inseln im Atlantik zuvor als Risikogebiet eingestuft worden. Eine Reisewarnung ist zwar kein Reiseverbot, aber eine abschreckende Wirkung ist beabsichtigt. Die Warnung ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Große Veranstalter wie Branchenprimus Tui und DER Touristik sagten Reisen auf die Kanaren bis vorerst 12. September beziehungsweise 15. September ab. Alltours überlässt wie schon im Falle von Mallorca den Urlaubern die Entscheidung. Die Kunden haben bis 15. September demnach die Wahl, ob sie die Reise antreten, umbuchen oder stornieren.

«Wir bedauern, dass nun auch die Kanaren eine Reisewarnung erhalten haben - zumal sich die Neuinfektionen auf einige Hotspots konzentrieren. Viele unserer Mallorca-Gäste hatten die Kanaren als Alternativ-Reiseziel gewählt», sagte Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef von DER Touristik. «Wir hoffen, dass das Auswärtige Amt statt einer Reisewarnung differenzierte Sicherheitshinweise für die Kanaren erlässt und Urlaub demnächst wieder möglich sein wird.» Vorbild könnten die Balearen sein, die bereits weitere effektive Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens ergriffen hätten.

Auch TUI für regionale Warnungen

Auch TUI sprach sich für regionale Warnungen aus, statt für ganze Länder oder Inselgruppen. «Man sollte sowohl die Inseln einzeln betrachten, als auch auf einzelnen Inseln bestimmte Orte geöffnet lassen», sagte ein Tui-Sprecher. Gerade die Pauschaltouristen auf den spanischen Inseln verhielten sich vorbildlich und blieben meist den gesamten Urlaub in ihren Ressorts oder an den nahe gelegenen Stränden.

Alltours geht aktuell davon aus, dass die Reisewarnung für die Kanaren nicht länger als vier Wochen gelten wird. «Auch im Fall von Mallorca gehen wir von einer Aufhebung der Reisewarnung in absehbarer Zeit aus, da die Infektionszahlen rückläufig sind», teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Die Tourismusindustrie zählt mit zu den am härtesten von der Corona-Krise getroffenen Branchen. Der DRV fürchtet eine Pleitewelle. Laut einer jüngsten Umfrage des Verbandes unter fast 650 Unternehmen sehen sich mehr als 60 Prozent der Reisebüros unmittelbar von der Insolvenz bedroht. Bei den Reiseveranstaltern sind es gut die Hälfte. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Palma sperrt das Stadtzentrum für die meisten Autos mit ausländischem Kennzeichen. Was Mallorca-Urlauber jetzt beachten müssen – und warum es für einige schon teuer wurde.

Minusgrade und Schneeflocken auch im Flachland: Die Skigebiete rüsten sich, Wintersportler holen die Ski aus dem Keller. Am Wochenende konnten sie auch in Deutschland ihre ersten Schwünge ziehen - teilweise so früh wie selten.

Die Gewinner des Deutschen Tourismuspreises 2025 stehen fest. Das gemeinsame Projekt „Maker-Advent“ aus Chemnitz holte den ersten Preis. Parallel dazu wurde die „Schwarzwald Marie“, die KI-generierte Markenbotschafterin der Schwarzwald Tourismus GmbH, mit dem ADAC-Publikumspreis ausgezeichnet.

Beim Deutschen Tourismustag in Saarbrücken steht die Bedeutung der Gastfreundschaft im Mittelpunkt. 425 Teilnehmende diskutieren unter dem Motto „Komm, wie du bist: Begegnung. Vielfalt. Gastfreundschaft."

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass deutsche Urlauber oft nur wenige Sekunden benötigen, um über die Buchung zu entscheiden. Standort und Bewertungen sind wichtig, doch auch die Innenausstattung spielt eine entscheidende Rolle.

Wien hat sich im aktuellen Weihnachtsmarkt-Index 2025 von Accor als bestes europäisches Reiseziel zur Adventszeit positioniert. Auf den folgenden Plätzen rangieren Straßburg und Brüssel.

Eine neue Analyse beleuchtet die wirtschaftliche Stärke alpiner Tourismusregionen. Das Ötztal sichert sich im Gesamtranking den Spitzenplatz, während Lech Zürs im Preisniveau dominiert. Der Report zeigt Konsolidierung an der Spitze und Aufholer im mittleren Segment.

Urlauber, die Südtirol mit ihrem Hund besuchen, müssen vorerst keine zusätzliche „Kurtaxe“ für ihre Vierbeiner befürchten. Die geplante Einführung einer Hundesteuer, die auch eine tägliche Abgabe für Touristen vorsah, wurde vom zuständigen Landesrat Luis Walcher zurückgezogen. Grund dafür war die fehlende politische Mehrheit im Landtag.

Der europäische Tourismussektor zeigte sich im Sommer 2025 insgesamt widerstandsfähig und verzeichnete steigende Besucherzahlen sowie Ausgaben. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend erlebte Deutschland jedoch einen leichten Rückgang bei den internationalen Ankünften.

Das Saarland ist mit seiner Saarschleife und dem Bliesgau als Wander- und Radregion bekannt, Gourmet-Freunde schätzen die Auswahl an Feinschmeckerlokalen. Doch auch für Tagungsgäste will das Land künftig attraktiver werden.