Neue Tourismus-Strategie: NRW will mehr Reisende anlocken

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Nordrhein-Westfalen setzt zur weiteren Förderung des Tourismus auf eine neue Strategie. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart sagte der Rheinischen Post: "Die neue Strategie soll dazu beitragen, die Wertschöpfung auch durch Qualitätssteigerung zu erhöhen, die Gästezufriedenheit zu verbessern und die unternehmerische Entwicklung im Bereich Tourismus weiter zu fördern", sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Unter anderem soll ein touristisches Datenmanagement aufgebaut werden: Informationen wie Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Veranstaltungstermine, Lage-Koordinaten bis hin zu Speisekarten sollen landesweit einheitlich aufbereitet und maschinenlesbar gemacht werden, so dass sie auch für Ausgabeformate wie Apps, Websites oder digitale Sprachassistenten genutzt werden können.

Aufholen muss NRW laut einem vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Gutachten zu den Entwicklungspotenzialen des NRW-Tourismus bei der Gästezufriedenheit. Demnach haben die Gäste ihre Übernachtungen in einschlägigen Online-Portalen bundesweit nur in Berlin, Bremen, Hamburg und Hessen noch schlechter als in NRW bewertet. Ein Manko aus Gästesicht ist die vergleichsweise schlechte Erreichbarkeit von Veranstaltungsorten in NRW. Beklagt wird auch ein Mangel an barrierefreien Angeboten sowie die Infrastruktur im ländlichen Raum, womit ausdrücklich auch das schwache Breitbandangebot gemeint ist. Hohes Ansehen genießt hingegen das Rad- und Wanderwegenetz in NRW. Rund 52 Millionen Übernachtungen buchten Gäste von auswärts im vergangenen Jahr in NRW. Seit 2009 stieg die Zahl der Übernachtungen neun Jahre in Folge um insgesamt 28 Prozent.

Kern der neuen Strategie sind fünf sogenannte Erfolgsfaktoren. Sie beschäftigen sich mit den Themen Marktforschung, Profilierung und Individualisierung, Internationalisierung, Innovation und Vernetzung*. Darüber hinaus sieht die neue Strategie eine Verschiebung der Aufgaben der Tourismusorganisationen vor, weg von der Dominanz des Marketings hin zu mehr Managementaufgaben.

„Der Tourismus in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt und ist zu einem beachtlichen Wirtschaftsfaktor geworden. Weitere Fortschritte in der touristischen Entwicklung des Landes erfordern einen mutigen und innovativen Ansatz. Für diese Herausforderungen brauchen wir passende, zukunftsfähige Lösungen, die sich auch in der Praxis gut umsetzen lassen. Die Strategie zeigt, wie digitale Angebote, offene Daten und eine tief vernetzte Branche die Gästezufriedenheit steigern und die Wertschöpfung erhöhen können“, erklärte Pinkwart.

Dr. Heike Döll-König, die Geschäftsführerin des Tourismus NRW, zeigte sich mit der neuen Strategie zufrieden. „Die neue Landestourismusstrategie erkennt den großen Wert des Tourismus an, der weit über die Wertschöpfung und die rein wirtschaftlichen Zahlen hinausgeht. Tourismus ist ein Imageträger. Er sorgt für eine attraktive Umwelt, die Gästen, aber natürlich auch Einheimischen zugute kommt. Tourismus ist ganz klar Teil einer ganzheitlichen Regionalentwicklung, denn nicht nur Museen oder Wanderwege sind bei Gästen wie Einheimischen gefragt, sondern zum Beispiel auch passende Mobilitätsangebote, digitale Infrastruktur oder eine lebendige Gastroszene“, erklärte sie mit Blick auf die dem Tourismus zugedachte Aufgabe eines ganzheitlichen Lebensraummanagements.

Zwei Starterprojekte geplant

Mit der Vorstellung der neuen Landestourismusstrategie beginnt zugleich die Umsetzungsphase. In der Strategie sind bereits zwei Starterprojekte skizziert, die unter Federführung des Tourismus NRW umgesetzt werden sollen. Eines der Projekte beschäftigt sich dabei mit dem Thema touristisches Datenmanagement. Hierbei geht es insbesondere darum, Daten im Land einheitlich maschinenlesbar aufzubereiten, sodass sie für unterschiedliche Ausgabeformate wie Apps, Websites oder auch digitale Sprachassistenten sowohl im Eigenbetrieb als auch Dritter geeignet sind. Das zweite Projekt soll ein integriertes Tourismus- und Standortmarketing für die kreative und digitale Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen anstoßen. Hierbei sollen Branchen vernetzt und NRW insgesamt, insbesondere jedoch die Metropolregion Köln-Düsseldorf-Ruhrgebiet, international als attraktiver Standort für ein global mobiles, ambitioniertes kreatives Milieu positioniert werden. Das Projekt ist eine Weiterentwicklung des gerade zu Ende gegangenen EFRE-Projekts „NRW als Destination für Urban Lifestyle und Szene“. Beide Starterprojekte sollen vom Land und der EU gefördert werden. Die Bewilligung wird für den Sommer erwartet.

Ideenbuch neue Allianzen

Ebenfalls vorgestellt wurde auf dem Tourismustag NRW das „Ideenbuch für neue Allianzen zwischen Tourismus, regionaler Wirtschaft und Industrie in NRW“. Es war im Rahmen des EFRE-Projekts „Landesweite Innovationswerkstatt“ entwickelt worden und soll neue Kooperationen zwischen Tourismus und Partnern anderer Branchen anregen. Damit greift es bereits einen wesentlichen Gedanken der Landestourismusstrategie auf.

Die neue Strategie war nach einem Beschluss der Landesregierung vom NRW-Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben worden. Tourismus NRW war in den Entstehungsprozess eng eingebunden.

Die gesamte Landestourismusstrategie findet sich auf dem Branchenportal des Tourismus NRW unter www.touristiker-nrw.de/landestourismusstrategie.

Zum Tourismustag NRW kamen rund 300 Fachleute aus Tourismus und Politik, um sich mit der Zukunft des Tourismus zu beschäftigen.

Weitere Erklärungen zu den fünf Erfolgsfaktoren

  1. Marktforschung: Sie erforscht, was Gäste wollen, um entsprechende Angebote entwickeln und vermarkten zu können. Verstärkt sollen dabei auch neue Möglichkeiten zur Datengenerierung genutzt und vorhandene Daten verschnitten werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Außerdem sind auch Bevölkerungsbefragungen geplant, u.a. um die Akzeptanz des Tourismus zu untersuchen.
  2. Profilierung und Individualisierung: Zum einen soll es eine stärkere Fokussierung auf Leuchtturmprodukte geben, zum anderen im Marketing und in der Kommunikation eine stärkere Fokussierung auf Zielgruppen, statt auf Themen. Außerdem soll ein neuer Zielgruppenansatz verfolgt werden: Statt durch soziodemografische Merkmale sollen die Zielgruppen durch eine gemeinsame Werteorientierung definiert werden (Sinus-Milieus).
  3. Internationalisierung: Das Potenzial im Ausland soll stärker gehoben werden. Hierzu wird anhand von Marktforschungsdaten noch analysiert, welche Märkte wie stark berücksichtigt werden sollten.
  4. Innovation: Um neue Potenziale zu erschließen, sollen verstärkt auch Kooperationen mit Partnern außerhalb der Tourismusbranche gesucht werden, z.B. mit Industrie oder Start-up-Szene.
  5. Vernetzung: Die Aufgabenteilung zwischen der Landes-, Regional- und Ortsebene soll noch besser abgestimmt werden, um so schlagkräftiger zu werden und Ressourcen optimal auszunutzen.

 

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