Urlaub für Unerschrockene - Berlin rät von Reisen nach Barcelona ab

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Ein Spanien-Urlaub trotz weiter grassierender Corona-Pandemie wird zunehmend etwas für Unerschrockene. Deutschland rät wegen regional steigender Infiziertenzahlen wie schon zuvor Frankreich von Reisen nach Katalonien mit der Touristenmetropole Barcelona ab und fügte auch die weiter westlich gelegenen Regionen Aragón und Navarra hinzu. Die Balearen mit der beliebten Ferieninsel Mallorca oder die Kanaren, wo die Infektionszahlen wie in vielen anderen Landesteilen niedrig sind, bleiben verschont.

Die britische Regierung hatte am Wochenende sogar eine zweiwöchige Quarantäne für alle Rückkehrer aus dem sonnigen Süden angeordnet. Auch Norwegen schickt Spanien-Rückkehrer in Quarantäne.

Wer den Trip in den Süden dennoch wagt, auf den warten nicht nur kilometerlange Sandstrände unter blauem Himmel, Sangria und Paella, sondern außer auf den Kanaren überall Maskenpflicht selbst im Freien, beschränkter Zugang zu vielen Restaurants und Sehenswürdigkeiten sowie zusammengestrichene Kulturprogramme. Es herrscht eine zum Teil gespenstische Stille in normalerweise von Urlaubern überlaufenen Städten wie Barcelona, viele Kneipen und Geschäfte sind geschlossen. Und wer aus einem Corona-Risikogebiet in die Heimat zurückkehrt, muss sich künftig auf das Virus testen lasen. Für Spanien gilt das bisher noch nicht.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag angekündigt, eine Testpflicht für Einreisende aus Risikogebieten anzuordnen, die voraussichtlich in der kommenden Woche in Kraft treten soll. Laut einer Liste des Robert Koch-Instituts (RKI) zählen dazu aktuell Länder wie Ägypten, die USA, Russland und die Türkei. Aus der EU ist Luxemburg dabei. Beliebte Urlaubsziele wie Italien, Spanien oder Österreich stehen derzeit nicht auf der Liste. Zentrales Kriterium ist, in welchen Staaten oder Regionen es in den vergangenen sieben Tagen mehr als 50 Neuinfizierte pro 100 000 Einwohner gab.

Spahn bekräftigte am Dienstag, dass die Tests für Reisende kostenfrei sein sollen.

Das Auswärtige Amt begründete das Abraten von touristischen Reisen nach Katalonien, Aragón und Navarra am Dienstag in seinen Reisehinweisen für Spanien mit den «hohen Infektionszahlen und örtlichen Absperrungen». In Katalonien wurden in den vergangenen sieben Tagen mehr als 4800 neue Infektionen registriert, mehr als 3700 seit dem 18. Juli allein im Großraum Barcelona. Die Zeitung «La Vanguardia» bezeichnete die Nachricht aus Berlin als neuen «schweren Schlag» für die bereits taumelnde Tourismusbranche des Landes.

Noch folgenschwerer war die Entscheidung Großbritanniens vom Wochenende, eine zweiwöchige Quarantäne für alle Rückkehrer aus Spanien anzuordnen. Verzweifelte Versuche der Regierung in Madrid, zumindest die Balearen und die Kanaren davon auszunehmen, endeten in einem Desaster. London blieb nicht nur bei der Quarantänepflicht hart, sondern legte auch noch eine Reisewarnung für ganz Spanien und die Inseln nach. Dies habe der spanischen Tourismusbranche «den Rest gegeben», schrieb die Zeitung «El País». Mehr als zwölf Prozent des spanischen Bruttoinlandsprodukt werden in normalen Zeiten im Tourismus erwirtschaftet.

Auf eine Reaktivierung der formellen Reisewarnung für die stark betroffenen Regionen verzichtete das Auswärtige Amt. Ein solcher Schritt hätte Urlaubern die kostenlose Stornierung von Buchungen ermöglicht. Das Abraten von Reisen ist quasi eine Alarmstufe darunter. Das Auswärtige Amt hatte die Reisewarnung für das besonders stark von der Corona-Pandemie getroffene Spanien erst am 21. Juni aufgehoben.

Mit der Testpflicht an den Flughäfen soll nun die Ausbreitung des Virus in der Hauptreisezeit eingedämmt werden, wenn Millionen Bundesbürger wieder im In- und Ausland unterwegs sind. Die Tourismusbranche begrüßte die Maßnahme. «Gesundheit hat oberste Priorität», sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Norbert Fiebig. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft sieht die Entscheidung für kostenfreie Tests als starken Anreiz, tatsächlich einen Test zu machen und so eine Quarantäne zu vermeiden. (dpa)


 

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