Pressefreiheit, Champagner und Hyazinthen - 70. Bundespresseball im Adlon

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Prominente Gesichter, schillernde Kleider und Champagner gehörten auch beim 70. Bundespresseball in diesem Jahr dazu. Trotzdem gab sich der Ball der Journalisten in der Hauptstadt politischer denn je. Das Motto lautete nun schlicht: «Für die Pressefreiheit», der Schwerpunkt lag in diesem Jahr auf dem Iran. Reden waren am Freitagabend im Hotel Adlon am Brandenburger Tor weniger launig als früher. Konkret wurde über Unterdrückung in Türkei und Iran gesprochen. Und Politikerinnen wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonten auf dem roten Teppich, der diesmal blau war: «Wir feiern hier den Reichtum, dass es bei uns die freie und unabhängige Presse gibt.» Aber auch in Deutschland müsse man immer wieder dafür kämpfen und dürfe sich nicht ausruhen.

Begonnen hatte der Ball am frühen Abend mit Polizeiabsperrungen und Gittern vor dem Adlon. Man hatte etwas Sorge, weil die Klimaschutzgruppe Letzte Generation Störaktionen im Regierungsviertel angekündigt hatte. Es blieb aber zunächst alles ruhig, entspannt flanierten bekannte Politiker vorbei an den Fotografen: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) im langen goldenen Kleid, Familienministerin Lisa Paus, Innenministerin Nancy Faeser, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (beide SPD) und weitere Prominente.

Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatten abgesagt. Als Gast dabei war aber wie üblich Friedrich Merz, CDU-Vorsitzender und möglicher Kandidat für eine Nachfolge von Scholz. In diesem Jahr sei er besonders gerne gekommen, sagte Merz: «Das Ball-Motto ist wegweisend für die Freiheit, nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt.»

Vor dem großen Dinner mit Hummersuppe, Rind und Schweizer Schokolade für 300 der insgesamt rund 2000 Gäste im großen Saal des Adlons mit weiteren Ministern, Verlegern, Chefredakteuren und Wirtschaftsvertretern rief ein Ehrengast zum Kampf gegen Diktatur und Unterdrückung auf.

Can Dündar, früherer Chefredakteur der türkischen Zeitung «Cumhuriyet» und nun im Berliner Exil, sagte: «Wir sind mit einer Pandemie des Autoritarismus konfrontiert, die immer weiter um sich greift. Pressefreiheit, Menschenrechte, pluralistische Demokratie, Rechtsstaatlichkeit: Sie alle werden bedroht von China bis hin zu Ungarn, Russland, der Türkei, Venezuela, dem Iran, Weißrussland und so weiter.» Gegen diese politische Pandemie gebe es nur einen Impfstoff: «Das ist die Demokratie.»

Bedroht seien Kriegskorrespondenten in der Ukraine, Frauen, die im Iran filmten, investigative Journalisten, die sich den Drogenkartellen in Mexiko widersetzen und Kolumnisten in der Türkei, sagte Dündar, der selbst im Gefängnis saß. In drei Wochen müssten sich die Türken bei der Wahl zwischen Autokratie und Demokratie entscheiden. «Und ich hoffe, dass ich nächstes Jahr zu diesem Fest mit einem Flug von Istanbul aus kommen kann.»

Nach dem Dinner tanzte Bundespräsident Steinmeier den offiziellen Eröffnungswalzer mit der Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz. Zuvor gab es einen weiteren emotionalen Aufruf und ein Lied für die Freiheit von der deutsch-iranischen Schauspielerin Jasmin Tabatabai. Sie sprach von einem «Kindermörder-Regime» im Iran und den sogenannten Revolutionsgarden als «Terrororganisation». Menschen würden verschleppt, vergewaltigt und brutal gefoltert. «Es zerreißt mir das Herz.» Umso wichtiger seien die Journalisten. «Die Wahrheit ist das, was das Regime am meisten fürchtet.» In Richtung von Außenministerin Baerbock sagte Tabatabai: «Ich bin Ihr Fan. Wenn Sie Unterstützung brauchen, ich bin da.»

Später widmeten sich die Gäste den zahlreichen Essensstände, viele davon vegan ausgerichtet: Austern und Erbseneintopf, Sushi, Falafel und Döner - später dann auch die traditionelle Currywurst. 500 Kellner, Köche, Barkeeper, Wachleute und Musiker waren in der Nacht im Einsatz. Mit dem fortschreitenden Abend übernahmen DJs auf mehreren Tanzflächen das Kommando.

Nicht jeder war so ehrlich wie die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang, die gestand, sie fühle sich auf der Tanzfläche «eher wie ein Frosch außerhalb des Wassers». Sie steige trotzdem ein, aber erst «wenn es ein bisschen wilder wird». Am Ausgang wartete ein Geschenk auf die Gäste: 800 Hyazinthen - Symbole der Freundschaft beim persischen Neujahrsfest. (dpa)


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