Thüringer Rostbratwurst feiert Jubiläum

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Die Thüringer Rostbratwurst hat den Status eines bloßen Snacks längst hinter sich gelassen. Sie ist herkunftsrechtlich geschützt, hat einen eigenen Fan-Club und Museen beschäftigen sich mit dem in Schweinedarm gehüllten Brät. Als Speise mit Historie taugt die Wurst aber nicht nur zur musealen Betrachtung: Passend zum Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung der Wurst folgen hier fünf Punkte:

1. Geschichte: Ein auf den 20. Januar 1404 datierter Rechnungseintrag eines Klosters in Arnstadt gilt laut Deutschen Bratwurstmuseum in Mühlhausen als bislang erste urkundliche Erwähnung der Bratwurst. Verspeist wurden solche gegrillten Würste aber wohl schon mindestens seit der Zeit der alten Römer, heißt es dort.

2. Wirtschaft: Zwar geht die Produktion der Thüringer Rostbratwurst laut Geschäftsführer des Herkunftsverbands Thüringer und Eichsfelder Wurst, Uwe Keith, seit einigen Jahren etwas zurück. «Aber im Grunde hält sich das Niveau von rund 40 000 Tonnen jährlich», so Keiths Schätzung. Sorge bereitet ihm die Konzentration bei den Herstellern: Preiserhöhungen bei Wurst und Fleisch kämen nicht bei den Produzenten an, nur noch wenige könnten mithalten. Weniger problematisch ist Konkurrenz durch Imitate aus anderen Regionen: Seit 2004 ist die Thüringer Rostbratwurst herkunftsgeschützt.

3. Tourismus: Gefragt danach, was ihnen spontan zu Thüringen einfällt, dürften viele Gäste nach Einschätzung der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) «Thüringer Rostbratwurst» antworten. Von Altenburg bis Eisenach, von Nordhausen bis Sonneberg - überall steige den Menschen der Bratwurstduft in die Nase, so die TTG. Die Bratwurst sei auch Teil der kulinarischen und regionalen Identität: So wie auch der Thüringer Kloß von Region zu Region unterschiedlich bezeichnet wird, ist es auch mit der Thüringer Rostbratwurst. Je nachdem, wo man sich gerade aufhält, sei die Rede von «Broadwirschdle», «Brodwurschd», «Brahdwuaschd» oder «Roster».

4. Kultur: Die Thüringer Bratwurstkultur ist 2022 auch ins Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Geht es nach der Landesregierung, dann soll sie es auch auf die Unesco-Liste schaffen. «Mit der Thüringer Bratwurst geht eine identitätsstiftende Kultur einher, die bis nach Franken und Nordhessen reicht», heißt es dazu seitens der Staatskanzlei. Dabei seien die handwerkliche Herstellung und regional sehr unterschiedliche Rezepte von Bedeutung.

Auch Uwe Keith betont, dass die Thüringer Rostbratwurst nicht nur Lebensmittel, sondern Kulturgut sei. «Sie ist aufgeladen mit Emotionen und persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen.» Wie bedeutsam die Wurst für Thüringen ist, zeigt sich auch darin, dass ihr ein ganzes Museum in Mühlhausen gewidmet ist (Tageskarte berichtete). Dort soll das Bratwurst-Jubiläum am 20. Januar gebührend gefeiert werden, so Keith. Unter anderem soll eine so lange Bratwurst auf den Rost kommen, dass sich daraus mehr als 600 Würste ergeben.

5. Kurioses: Entlang des Weitwanderwegs Rennsteig verläuft der gedachte «Bratwurstäquator», wie es im Volksmund heißt. Er teilt den Freistaat in zwei Fraktionen: «Südlich des Rennsteiges verzichtet man auf die Verwendung von ganzem Kümmel, nördlich des legendären Kammweges durch den Thüringer Wald verwendet man neben gemahlenem auch ganzen Kümmel», so die TTG.

An die richtige Kräutermischung hat dagegen zu den Zeiten, als der sogenannten Brautwurst-Dinosaurier auf dem heutigen Gebiet Thüringens unterwegs war, wohl noch niemand gedacht: Forscher hatten vor einigen Jahren ein Fossil des Ursauriers bei Ausgrabungen am Bromacker entdeckt und diesem aus Begeisterung für die Thüringer Spezialität laut Geopark Thüringen den Namen «Tambachia trogallas» gegeben - was sich in etwa mit «Wurstmampfer» übersetzen lässt. (dpa)


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