Bundesagentur für Arbeit mit Milliardenlöchern im Haushalt

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Die Corona-Krise reißt Milliardenlöcher in den Haushalt der Bundesagentur für Arbeit (BA). Seit Jahresbeginn gingen die Einnahmen der BA bis August um mehr als 1,2 Milliarden Euro im Vorjahresvergleich zurück. Die Ausgaben stiegen um knapp 17,4 Milliarden Euro (Stand August), wie aus BA-Zahlen hervorgeht, auf die die Linke im Bundestag aufmerksam machte.

Bei mehreren großen Kostenblöcken gab es einen erheblichen Anstieg. So betrugen die Ausgaben für konjunkturelle Kurzarbeit bis August 8,1 Milliarden Euro, die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge beim Kurzarbeitergeld schlug mit 6,2 Milliarden Euro zu Buche. In dem Vorjahreszeitraum wurden für konjunkturelles Kurzarbeitergeld gerade einmal 85,33 Millionen Euro ausgegeben. Das Corona-Kurzarbeitergeld wird von der BA gezahlt, wenn ein Betrieb vorübergehend zu wenig Arbeit hat, seine Beschäftigten aber halten will.

Für Insolvenzgeld fielen bis August Ausgaben in Höhe von 736 Millionen Euro an, 31,5 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Diese Leistung können Versicherte bekommen, wenn sich Arbeitgeber in Zahlungsschwierigkeiten befinden.

In einer Antwort auf eine Frage der Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann schreibt das Bundesarbeitsministerium, der BA-Haushalt 2020 sei durch starke Ausgabenzuwächse geprägt. Eine Einschätzung der weiteren Entwicklung bis Jahresende sei mit «extremen Unsicherheiten» behaftet.

Dass die Mehrausgaben vor allem für Kurzarbeiter- und Arbeitslosengeld die Rücklagen der Bundesagentur sinken lassen, ist schon länger bekannt. In diesem Jahr geht diese von einem Defizit von 27 Milliarden Euro aus, wie die BA Anfang September mitgeteilt hatte. Davon können knapp 26 Milliarden aus den Rücklagen abgedeckt werden. Im kommenden Jahr dürfte das Defizit demnach bei 9 Milliarden liegen. Dank eines staatlichen Zuschusses rechnet die BA damit, 2022 mit einem ausgeglichenen Haushalt starten zu können.

Zimmermann sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die Zahl der Insolvenzen wird in den nächsten Monaten weiter zunehmen.» Die Arbeitsmarktkrise zeige deutlich den arbeitsmarktpolitischen Handlungsbedarf auf. Kurzarbeitergeld und Arbeitslosengeld seien für viele Betroffene zu niedrig, um damit über die Runden zu kommen.

Zimmermann forderte eine Anhebung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent des Nettoentgeltes - für Beschäftigte, die nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommen auf 100 Prozent. Derzeit erhalten die Beschäftigten 60 Prozent des Netto-Entgelts als Kurzarbeitergeld, Beschäftigte mit mindestens einem Kind 67 Prozent. Ab dem vierten Monat wird das Kurzarbeitergeld erhöht, wenn der Lohnausfall mindestens 50 Prozent beträgt.

Der Bundesregierung warf Zimmermann vor, mit mehrmaligen Absenkungen des Beitragssatzes Leistungsverbesserungen in der Arbeitslosenversicherung erschwert zu haben. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Im Gastgewerbe sind Praktika schon lange einer der wichtigsten Wege, um junge Leute für eine Ausbildung zu gewinnen. Auch branchenübergreifend finden 61 Prozent der Unternehmen ihre Auszubildende über Praktika. Eine neue Webseite bündelt jetzt alle Informationen.

Der Frust muss raus! Auf Bewertungsplattformen können Arbeitnehmer Arbeitgeber bewerten. Aber wie sieht es rechtlich aus? Ist es unbedenklich, solche Bewertungen im Netz zu verfassen? Und bleibt die Anonymität immer gewahrt?

Sie waren auf Dienstreise, mussten ein Werkzeug selbst kaufen oder haben das Geld für den Blumenstrauß zum Geburtstag des Kollegen vorgestreckt? Welche dieser Kosten erstattet der Arbeitgeber und wie bekomme ich dieses Geld zurück? Zwei Experten erklären, worauf Sie bei Spesen und Auslagen besonders achten müssen.

Sie waren auf Dienstreise oder haben was für die Arbeit gekauft, und bekommen das Geld vom Arbeitgeber erstattet? Wann Steuern anfallen und wie Erstattungen in der Steuererklärung angegeben werden.

Schon ein paar Infos zum Job genügen KI-Programmen wie ChatGPT, um binnen Sekunden ein ansprechendes Bewerbungsschreiben zu erstellen. Wie gehen Unternehmen damit um?

Im Jahr 2023 haben rund 479.900 Personen in Deutschland einen neuen Ausbildungsvertrag in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen. Das waren zwar 2,1 Prozent mehr als im Jahr 2022, aber noch immer sechs Prozent weniger als vor der Corona-Pandemie.

Galeria-Investor Beetz ist zuversichtlich, den insolventen Warenhauskonzern wiederbeleben zu können. Die meisten Filalen sollen erhalten bleiben. Welche geschlossen werden, steht noch nicht fest.

Arbeitsunfälle passieren auch im Homeoffice. Zwar verschwimmen hier die Grenzen zwischen Job und Privatleben oft. Wann dann die Unfallversicherung greift und wann nicht, zeigt ein exemplarischer Fall.

E-Mail statt Brief für die Rechnung, Screensharing statt Ausdruck für das Meeting, QR-Code statt Papierticket für die Dienstreise – in deutschen Büros wird deutlich weniger gedruckt als noch vor fünf Jahren.

Es muss sich etwas ändern auf den Chefetagen: Die Führungskräfte, die heute über die Zukunft von Unternehmen entscheiden, sollen nicht einfach nur funktionieren. Sie müssen Vorbildfunktion repräsentieren. Kommunizieren statt regieren. Anpacken statt anpassen. Zuhören statt ständig senden. Doch die Entwicklung scheint gerade andersherum zu laufen. Gastbeitrag von Albrecht von Bonin.