Gut vorbereitet: So meistern Azubis die Zwischenprüfung

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Ob angehende Berufskraftfahrer, Bäcker, Restaurant- oder Hotelfachleute, Köche oder Verkäufer: Sie alle müssen etwa nach der Hälfte ihrer Ausbildung eine Zwischenprüfung ablegen, etwa bei Innungen oder Kammern.

Die Inhalte, die Dauer und der Zeitpunkt der Zwischenprüfung sind in den Prüfungsanforderungen der jeweiligen Ausbildungsordnungen geregelt. Je nach Beruf gibt es nicht nur einen theoretischen, sondern auch einen praktischen oder einen zusätzlichen mündlichen Teil.

Doch die gute Nachricht vorab: Wer nicht ganz so glänzend abschneidet, muss keine offiziellen Auswirkungen auf den Rest der Ausbildung oder gar auf die Abschlussprüfung befürchten. «Man erhält zwar eine Bewertung, die sich im üblichen Notenschlüssel bewegt, aber man kann nicht durchfallen», sagt Michael Scholze, Sachgebietsleiter für Ausbildungsprüfungen bei der Handwerkskammer für München und Oberbayern.

Zwischenprüfung ernst nehmen

Und das sei auch gut so. Statt Azubis womöglich Chancen zu verbauen, will man mit der Zwischenprüfung eher das Gegenteil erreichen: «Es geht vor allem darum, den Leistungsstand des Lehrlings festzustellen und bis zur Gesellenprüfung das Ganze auch ein bisschen einzufangen, wenn es nicht so gelaufen sein sollte», sagt Scholze. Ein weniger gutes Ergebnis kann also vor allem als «Warnschuss» gewertet werden.

«Dieser Zwischenschritt ist ein wichtiger Meilenstein im Lernprozess», sagt Anja Schwarz, Referatsleiterin im Bereich Ausbildung bei der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) in Berlin. Nicht nur Azubis erfahren, wo sie stehen und wo es eventuell Probleme gibt. «Auch der Betrieb bekommt einen Eindruck, worauf er in der Ausbildung vielleicht noch einen stärkeren Blick richten könnte», so Schwarz.

Ernst nehmen sollten Auszubildende die Prüfung auf jeden Fall. Zum einen ist die Teilnahme daran Voraussetzung für die Zulassung zur Abschluss- oder Gesellenprüfung. Zum anderen ist sie eine gute Möglichkeit, um Erfahrung mit Prüfungssituationen zu sammeln. «Etwas Besseres gibt es nicht im Verlauf einer Ausbildung, um so risikolos seinen Leistungsstand gespiegelt zu bekommen und gleichzeitig einfach mal einen Prüfungsdurchgang live zu erleben», sagt Scholze.

Fragt sich nur, ab wann man mit dem Lernen beginnen sollte. «Ich sage immer: Die Prüfungsvorbereitung beginnt am ersten Ausbildungstag», so der Sachgebietsleiter. «Je eher ich am Ball bin und bleibe, desto entspannter kann ich in solch eine Prüfung gehen.» Aber natürlich mache auch eine letzte fokussierte Vorbereitung vor der Prüfung Sinn. Wann und wie diese stattfindet, komme nicht zuletzt auf den individuellen Lerntyp an.

Lernlücken rechtzeitig füllen

Anja Schwarz empfiehlt ein wenig Gelassenheit: «Man sollte nicht mit der Ausbildung beginnen und schon an die Zwischenprüfung denken.» Ein Signal, dass es nun ernst werde, sei der Moment, in dem man sich für die Prüfung anmeldet - also etwa vier bis fünf Monate vor dem Termin. Betrieb und Berufsschule könnten dann unterstützen und etwa mit Beispielfragen aus früheren Prüfungen arbeiten. Zusätzlich können Auszubildende sich mithilfe spezifischer Bücher und Angebote im Internet vorbereiten und gezielt Aufgaben üben.

Endet die Zwischenprüfung dennoch mit einem schlechten Ergebnis, ist das kein Grund zu verzweifeln: «Das Abschneiden ist auf keinen Fall ein Indiz dafür, dass dies nicht der richtige Beruf für mich ist», so Schwarz. Viel entscheidender seien die Erfahrungen, die über den Zeitraum der Ausbildung gesammelt würden, erklärt Scholze.

Sinnvoll nach einem weniger guten Ergebnis: Sich mit den Ausbildern zusammensetzen und gemeinsam überlegen, wie man vorhandene Lücken in den kommenden Monaten schließen kann. Denn gerade im dritten Lehrjahr bauen die vertiefenden Inhalte auf den Grundlagen der vorangegangenen beiden Jahre auf, so Scholze. «Dann wird es schwierig, wenn die Basics nicht vorhanden sind.»

Gestreckte Abschluss- oder Gesellenprüfung

Bei Problemen kann es auch Unterstützung von der regionalen Agentur für Arbeit geben. Die sogenannte Assistierte Ausbildung (AsA) ist für Azubis kostenlos und kann Stütz- und Förderunterricht beinhalten. Ausbildungsbegleiter helfen zudem individuell bei theoretischen wie praktischen Lernrückständen. Auszubildende können sich darüber bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit informieren.

Wichtig ist nach Ansicht von Anja Schwarz in jedem Fall, dass Azubis ihre aktuelle Situation richtig einschätzen und selbst die Initiative ergreifen. Schließlich seien sie es, die Interesse daran haben müssen, etwas zu lernen - «nicht nur für die Prüfung, sondern natürlich auch für sich selbst und den Betrieb.»

Übrigens: Nicht bei allen Ausbildungsberufen ist eine Zwischenprüfung vorgesehen. «Wenn Berufe modernisiert werden, stellen viele auf die sogenannte gestreckte Abschlussprüfung um», sagt die Referatsleiterin für Forschungs- und Strukturfragen bei der DIHK. Dabei wird anstelle einer Zwischenprüfung ein Prüfungsbereich aus der Abschlussprüfung vorgezogen.

Das kann Vorteile haben: «Viele Fertigkeiten, die man am Anfang als Grundlage gelernt hat, werden schon frühzeitig abschließend geprüft und man kann sich auf weitere Inhalte der Ausbildung konzentrieren», sagt Schwarz. Aber Vorsicht: Anders als bei der Zwischenprüfung wirkt sich das Abschneiden hier tatsächlich auf das Ergebnis der Abschlussprüfung aus.

Ausbildungsberufe mit gestreckter Abschluss- oder Gesellenprüfung sind etwa Bankkaufmann oder Bankkauffrau und Kraftfahrzeugmechatroniker, um nur zwei Beispiele zu nennen. Eine Auflistung bietet das Bundesinstitut für Berufsbildung. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Trotz Elternstolz: Gehören Kinder in den Lebenslauf? Manche Mütter und Väter befürchten Nachteile im Bewerbungsprozess. Wann sollte man rechtlich gesehen beim Arbeitgeber Kinder erwähnen?

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Eiern in Deutschland hat 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Gleichzeitig ist auch der Konsum von Geflügelfleisch im Vergleich zu den Vorjahren merklich gestiegen. Diese Daten stehen im Kontext einer stabilen heimischen Produktion, die jedoch weiterhin durch die sich ausbreitende Geflügelpest beeinflusst wird.

Obwohl fast die Hälfte aller Erwerbstätigen in Deutschland Frauen sind, sind nur 29,1 Prozent der Führungspositionen weiblich besetzt. Warum hinkt Deutschland hinterher?

Verlangen Arbeitnehmende beim Ausscheiden aus dem Job ein Arbeitszeugnis, kann es sein, dass es heißt: «Schreiben Sie doch bitte selbst etwas!» Ist das erlaubt - und wie geht man vor?

Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im deutschen Gastgewerbe hat im August 2025 einen historischen Höchststand erreicht. Laut den jüngsten, von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichten Daten, sind nun 1.122.500 Menschen in diesem Sektor sozialversicherungspflichtig tätig.

Die Bundesregierung hat eine unbürokratische Verlängerung der Aufenthaltstitel für Geflüchtete aus der Ukraine beschlossen. Die entsprechende „Zweite Verordnung zur Änderung der Ukraine-Aufenthaltserlaubnis“ wurde am 27. Oktober 2025 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht.

Die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung im Gastgewerbe anstreben, ist erneut gestiegen. Bis Ende September 2025 meldeten sich 3,5 Prozent mehr Bewerberinnen und Bewerber bei den Arbeitsagenturen als im Vorjahreszeitraum. Dies geht aus den kürzlich veröffentlichten Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Der Mindestlohn steigt zum 1. Januar 2026 auf 13,90 Euro und anschließend zum 1. Januar 2027 auf 14,60 Euro. Der DEHOGA Bundesverband hat die daraus resultierenden Effekte, insbesondere auf die Arbeitsverhältnisse im Gastgewerbe, analysiert und bewertet.

Softwareplattformen und Finanzexperten schlagen Alarm: Die Nutzung Künstlicher Intelligenz hat zu einem signifikanten Anstieg ultrarealistischer, gefälschter Spesenbelege in Unternehmen geführt. Während Spesenbetrug kein neues Phänomen ist, ermöglichen es aktuelle KI-Modelle, täuschend echte Fälschungen ohne technische Vorkenntnisse zu erstellen.

Die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit zum Oktober 2025 zeigen eine saisonale Entspannung der Arbeitslosenzahlen. Dennoch deuten die anhaltend schwache Beschäftigungsentwicklung und eine geringe Nachfrage nach neuem Personal auf eine fortgesetzte wirtschaftliche Zurückhaltung hin.