Nach Mehrwertsteuersenkung: Lebensmittel und Restaurants teurer

| Zahlen & Fakten Zahlen & Fakten

Wiesbaden (dpa) - Die Inflation in Deutschland ist zum zweiten Mal in diesem Jahr unter die Nullmarke gerutscht. Gedämpft von der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung lagen die Verbraucherpreise um 0,2 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit vorläufige Daten. Eine niedrigere Rate hatte es zuletzt im Januar 2015 mit minus 0,3 Prozent gegeben. Eine negative Jahresinflation hatten die Statistiker in diesem Jahr bereits im Juli mit minus 0,1 Prozent errechnet.

Deutlich weniger als vor einem Jahr mussten Verbraucher für Energie zahlen (minus 7,1 Prozent). Der Preisrückgang verstärkte sich im September sogar noch. Die weltweite Nachfrage nach Rohöl ist in der Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie eingebrochen. Insbesondere Heizöl (minus 39,6 Prozent) und Kraftstoffe (minus 11,4 Prozent) verbilligten sich kräftig. Ohne die Preise für Energieprodukte hätte die Inflationsrate im September den Angaben zufolge bei plus 0,6 Prozent gelegen.

Die Preise für Nahrungsmittel hingegen erhöhten sich binnen Jahresfrist um 0,6 Prozent. Tiefer ins Portemonnaie greifen mussten Verbraucher trotz der Mehrwertsteuersenkung auch für den Friseurbesuch und für Körperpflege (plus 4,8 Prozent). Die Salons haben allerdings Zusatzkosten wegen der coronabedingten Hygieneauflagen. Der Besuch in Restaurants, Cafés und im Straßenverkauf (plus 2,1 Prozent) wurde ebenfalls teurer.

Seit Juli gelten für ein halbes Jahr niedrigere Steuersätze. Damit will die Bundesregierung in der Corona-Krise den Konsum ankurbeln. In welchem Umfang die Steuersenkung an die Verbraucher weitergegeben wird, ist statistisch schwer nachweisbar. Händlern und Dienstleistern steht es frei, wie sie damit umgehen.

Von August auf September 2020 sanken die Verbraucherpreise nach Berechnungen des Bundesamtes ebenfalls um 0,2 Prozent.

Sinkende oder gar negative Inflationsraten sind in der Regel ein Alarmsignal für Währungshüter. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt für den Euroraum mit seinen 19 Staaten mittelfristig eine jährliche Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Das ist nach Einschätzung der Währungshüter weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn sind Preise dauerhaft niedrig oder sinken auf breiter Front, könnte dies Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben - im Glauben, dass es womöglich ja bald noch billiger wird. Diese abwartende Haltung kann die Konjunktur ausbremsen.

Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation in Deutschland im nächsten Jahr wieder anzieht, wenn der Sondereffekt der Mehrwertsteuersenkung ausläuft. (dpa)


 

Zurück

Vielleicht auch interessant

Das Gastgewerbe in Deutschland hat das Vor-Corona-Niveau trotz Umsatzzuwächsen im letzten Jahr noch immer nicht erreicht. Damit blicken Deutschlands Gastgeber auf das vierte Verlustjahr in Folge zurück, kommentierte DEHOGA-Präsident Guido Zöllick.

Das Gastgewerbe in Deutschland hat nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2023 real 1,1 Prozent mehr Umsatz erzielt als im Vorjahr. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 war der reale Gastgewerbeumsatz im Jahr 2023 um 11,3 Prozent niedriger.

In Deutschland gibt es zwar mehr Beschäftigte, aber die geleistete Arbeit steigt nicht entsprechend. Das Problem könnte abgemildert werden, wenn Teilzeitkräfte wieder voll arbeiten. Doch am Ende bleiben oft nur ein paar Euro mehr.

Wer sich in einer Sandwich-Position befindet, muss auf mehreren Ebenen kämpfen und zugleich für Einheit sorgen. Wie schaffen es Führungskräfte im mittleren Management, nicht zerrieben zu werden?

Ab Anfang 60 fragen sich viele, wann ein Übertritt in die Rente infrage kommt. Viele steigen vor dem regulären Rentenalter aus dem Job aus. Doch es gibt einen gegenläufigen Trend.

Über Geld spricht man nicht? Die Gehälter der Kollegen dürften dennoch viele interessieren. Was gilt, wenn der Arbeitgeber Gespräche darüber unterbinden will?

In der Probezeit gekündigt zu werden, macht sich im Lebenslauf nicht gut. Statt in Selbstzweifeln zu versinken, können Betroffene mit diesem Rückschlag aber auch konstruktiv umgehen. Wie das gelingt.

Der Preis für Pizza ist in Deutschland im vergangenen Jahr um etwa 10 Prozent gestiegen. Ähnliche Preissteigerungen wurden auch in Österreich und Kroatien verzeichnet. Im Durchschnitt aller EU-Länder stiegen die Preise um 5,9 Prozent.

Wenig Kaufkraft, hohe Zinsen: Die EU-Wirtschaft ist schwächer als erwartet ins Jahr gestartet. Erneut senkt Brüssel die Konjunkturprognose. Auch für Deutschland sind die Erwartungen trüber.

Vielerorts laufen jetzt Gespräche zwischen Arbeitgebern oder Vorgesetzten und Beschäftigten. In der Regel geht es darin um die Bewertung der Arbeitsleistung und die berufliche Perspektive, aber auch um das Gehalt. Wer seinen Einsatz besser vergütet haben möchte, kann das auch ohne die klassische Gehaltserhöhung erreichen.