Sommerbilanz Schweiz Tourismus: Ansturm Schweizer Gäste am Berg, Leere in der Stadt

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Die Zwischenbilanz zum Sommer von Schweiz Tourismus (ST) zeigt für das Berggebiet 37 Prozent mehr Hotelübernachtungen von einheimischen Gästen, aber auch ein Minus von 44 Prozent bei den ausländischen Touristen. Die Rückmeldungen aus der Tourismusbranche bestätigen zudem eine große Lust an Ferien im eigenen Land bei Schweizerinnen und Schweizern und dies auch jenseits der Sprachgrenzen. In den Städten hingegen reisst der wegbleibende Übersee- und Geschäftstourismus ein großes Loch in die Rechnung.

Bergdestinationen im ganzen Land melden einen Ansturm von Schweizer Gästen in den Monaten Juni bis August. Bei den Hotelübernachtungen kommt so im Schnitt ein Plus von 37 Prozent zusammen, stark beeinflusst von den traditionell bei Einheimischen beliebten Bergferienorten. Das sind eine Million Übernachtungen mehr als zur gleichen Zeit 2019. Die ausländische Nachfrage nach Schweizer Bergsommerferien hält sich jedoch in Grenzen. Trotz ersten Touristinnen und Touristen aus den Nachbarländern und den Benelux-Staaten rechnen die lokalen Tourismusakteure hier mit einem Rückgang von mindestens 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, also 1.3 Millionen ausländische Hotelnächte weniger.

Dieses Minus konnte auch von den zusätzlichen Schweizer Gästen nicht kompensiert werden. So sieht es für die Sommerferien-Saison auch in den Bergen nach einer negativen Gesamtbilanz mit einem Minus von über 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Diese Ergebnisse stammen aus einer landesweiten Branchenumfrage bei Tourismusdestinationen, Sehenswürdigkeiten und großen Bergbahnen, welche ST vor kurzem durchgeführt hat.

Schweizer machen Bergferien in der Schweiz

Besonders die traditionellen Alpen-Destinationen sind beliebt wie nie bei Schweizer Gästen, sowohl als Tagesausflug als auch zur Übernachtung. Dieser Boom führt auch viele Einheimische in die Berge, die davor noch nie Schweizer Bergsommerferien unternommen hatten. Diese bleiben, wenn sie übernachten, auffallend länger in den Destinationen und leisten sich mehr, als sie das in der Vergangenheit getan hatten.

Weiter hoch begehrt sind Aufenthalte und Besuche der jeweils anderen Sprachregion: Westschweizer entdecken die Deutschschweiz, wie unter anderen Guido Buob, Geschäftsführer Appenzellerland Tourismus (AI), schildert: «Bereits im Juli haben wir die Anzahl französischer Broschüren aufgebraucht und mussten nachdrucken». Auch in der Westschweiz bestätigt zum Beispiel Bruno Huggler, Direktor Crans-Montana Tourismus & Kongress, eine starke Zunahme insbesondere der Deutschschweizer Gäste.

Verheerende Lage in den Städten

Touristinnen und Touristen aus Übersee mit ihrer Präferenz von Stadt-Aufenthalten fehlen weiterhin. Und der Geschäfts- und Kongresstourismus fällt ebenfalls nach wie vor größtenteils aus. Auch müssen pandemie-bedingt immer noch Veranstaltungen abgesagt werden. Dies trifft die Tourismusanbieter in den Schweizer Städten massiv. Alleine von ausländischen Gästen fehlen in den Sommerferien-Monaten über 2.5 Millionen Hotellogiernächte, was einem Minus von 63 Prozent entspricht. In einigen mittelgroßen Städten gab es allerdings mehr Schweizer Gäste diesen Sommer. Diese stammten oft aus anderen Sprachregionen und setzten ein höheres Tagesbudget als im Vorjahr ein. Auch die großen Bergbahnen und Top-Attraktionen, die üblicherweise bei Touristen aus Übersee beliebt sind, leiden nach wie vor sehr unter dem Ausbleiben der Fernmarkt-Gäste.

Negative Gesamtbilanz zeichnet sich ab

In der Stadt und am Berg fehlen somit gemäß aktuellem Stand von Juni bis August insgesamt 3.2 Millionen Hotelübernachtungen, das sind im Vergleich zum Vorjahr minus 27 Prozent. Zu den Aussichten auf den Herbst sind die Tourismusorganisationen und -anbieter landesweit sehr besorgt und zurückhaltend: aufgrund der großen Unsicherheiten durch die Pandemie ist es für die Destinationen und Leistungsträger schwierig bis unmöglich, Prognosen zu stellen. Die aktuelle Buchungslage ist allerdings sehr schwach, die Sorge vor weiteren großen Rückgängen weit verbreitet.


 

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