Bund will Anschaffung von Heizpilzen für Restaurants finanziell fördern

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Die in einigen Städten und Gemeinden verbotenen Heizpilze für die Gastronomie sollen in der Corona-Krise nun sogar vom Bund gefördert werden. «Auch in den Herbst- und Wintermonaten ist eine funktionierende Außengastronomie ein Teil der Lösung», sagte der Mittelstandsbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), dem «Handelsblatt».

«Deshalb möchten wir Heizpilze nicht nur ermöglichen, sondern in den laufenden Überbrückungshilfen II wird die Anschaffung sogar finanziell unterstützt.» Damit solle der «stark gebeutelten» Gastronomie in dieser schweren Zeit geholfen werden.


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Die bis zum Jahresende laufenden Überbrückungshilfen für Unternehmen sollen nach den jüngsten Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums um ein halbes Jahr bis zum 30. Juni 2021 verlängert werden. Aus dem Ministerium hieß es dazu am Samstag, Außengastronomie in den Wintermonaten könne eine Möglichkeit sein, den Betrieb trotz steigender Infektionszahlen aufrechtzuerhalten. «Deshalb fördern wir mit der Überbrückungshilfe II künftig auch Maßnahmen zur temporären Verlagerung des Geschäftsbetriebs in die Außenbereiche. Damit kann die Anschaffung von Außenzelten, Wärmestrahlern, etc. künftig bezuschusst werden.»

Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken, ist nach den bisherigen Erfahrungen in Innenräumen deutlich größer als im Freien. Deshalb sitzen viele Gäste lieber draußen unter Heizpilzen als in der Stube. Gasbetriebene Heizpilze und elektrische Heizstrahler verbrauchen jedoch zusätzliche Energie.

Auch die Grünen plädieren für eine Aussetzung des Heizpilz-Verbots. «Ich bin kein Freund von Heizpilzen, aber in Pandemiezeiten sollte man nicht päpstlicher sein als der Papst», sagte der Grünen-Wirtschaftspolitiker Dieter Janecek dem «Handelsblatt». «Gaststätten, Restaurants und Kultureinrichtungen droht bei steigenden Infektionszahlen diesen Herbst und Winter eine massive Pleitewelle, deshalb sollten wir ganz pragmatisch helfen.»

Heiße Luft? Wie es um die Energiebilanz von Heizpilzen steht

Um im Corona-Winter wenigstens noch ein bisschen Umsatz mitnehmen zu können, setzen Gastronomen auch auf beheizte Außenbereiche. Das Problem: Heizpilze gelten als Klimakiller und sind vielerorts verboten. Zu Recht? Ein Blick auf die Zahlen.

Mit Heizpilz lässt es sich auch bei Kälte draußen vor der Kneipe oder dem Restaurant aushalten. In Pandemie-Zeiten eröffnet er eine Alternative zu Innenräumen, in denen das Ansteckungsrisiko als höher gilt. Zudem schaffen beheizte Außenbereiche zusätzlichen Platz für Wirte. Am Samstag berichtete das «Handelsblatt», dass die Heizpilze sogar vom Bund gefördert werden sollen. Doch wie steht es um die Energie- und Treibhausgasbilanz der Strahler? Und was bedeutet es, wenn nun vermehrt Kommunen ihr Heizpilz-Verbot kippen?

Da sind zunächst die Zahlen: Ein beispielhafter handelsüblicher Propangas-Heizpilz mit acht Kilowatt Heizleistung bläst rund 2,2 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Stunde in die Luft, wie aus Berechnungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) für die dpa hervorgeht. Darin enthalten sind auch Emissionswerte für die Herstellung von Propangas und der Transport der Gasflaschen zu den Gastronomen.

Was heißt das nun hochgerechnet auf eine Stadt? In Berlin gab es Anfang 2019 rund 20 000 gastronomische Betriebe. Zwar lässt sich laut DEHOGA nicht bestimmen, wie viele davon tatsächlich zur Außenheizung greifen würden. Doch nimmt man beispielsweise an, dass jeder zehnte davon für 20 Winterwochen zwei gasbetriebene Heizpilze aufstellt und diese 20 Stunden pro Woche laufen lässt, so käme man mit den KIT-Zahlen auf einen Ausstoß von rund 3520 Tonnen CO2-Äquivalente - in die auch andere Treibhausgase wie Methan und Lachgas verrechnet sind - für einen Winter.

Mehrere Tausend Tonnen Treibhausgase klingen nach viel. Im Vergleich zur Energiebilanz einer Großstadt wie Berlin erscheint der Wert aber wiederum gering. Allein der Straßenverkehr bläst hier täglich mehrere Tausend Tonnen CO2 in die Luft. In der Hauptstadt wird schon darüber diskutiert, ob man den Einsatz von Heizpilzen einfach durch einen autofreien Sonntag kompensieren könnte.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Energieverbrauch: Um zehn Prozent des Endenergieverbrauchs der Stadt zu erreichen, müssten mehrere Hunderttausend Heizpilze rund 20 Stunden die Woche ganzjährig laufen, wie aus den KIT-Zahlen hervorgeht.

Ist die Debatte um die Pilze also vor allem eines: Heiße Luft? «Egal ob bei der Rechnung jetzt 1000, 2000 oder 5000 Tonnen rauskommen - das klingt im Vergleich natürlich erst mal ziemlich wenig», sagt Jens Schuberth, der die Heizpilz-Studie des Umweltbundesamts mit verfasst hatte.

Aber nehme man das Ziel von Null CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 ernst, so verursachten Heizpilze an anderer Stelle wieder zusätzliche Arbeit, so Schuberth weiter. Auch wenn gerade im Winter nicht damit zu rechnen sei, dass sogenannte «Hitzeinseln» entstehen und die Strahler die Luft in den Städten direkt aufheizen: «Die Außenflächen zu beheizen bleibt eine augenfällige Energieverschwendung.»

So augenfällig, dass etliche Kommunen die Pilze vor rund zehn Jahren von ihren Straßen verbannt hatten. Nun ist aber Corona - und der Heizpilz gilt auf einmal als Hoffnungsträger der Gastronomen, die dadurch auch in der kalten Jahreszeit ihre Außenflächen bewirten könnten. Städte wie Hamburg und Stuttgart haben ihr Heizpilzverbot für den Winter bereits ausgesetzt. Auch Grünen-Politiker wie Anton Hofreiter sowie UBA-Chef Dirk Messner halten den Einsatz übergangsweise für vertretbar.

Oft wird in solchen Diskussionen auf die vermeintlich effizientere Alternative zum Gas-Heizpilz verwiesen: Den Elektroheizer, der weniger die Umgebungsluft erwärmt und dafür mehr direkte Infrarot-Strahlungsenergie erzeugt. Auch beim Ausstoß von CO2-Äquivalenten stehen Elektrostrahler auf den ersten Blick besser da: 1,4 Kilogramm pro Stunde werden mit dem deutschen Strommix 2019 laut KIT-Berechnung von einem beispielhaften 3000-Watt-Gerät emittiert.

Allerdings, gibt KIT-Experte Jens Buchgeister zu bedenken, sei ein direkter Vergleich zwischen Gas und Elektro schwierig: Zum einen sei bei den Infrarot-Strahlern zu berücksichtigen, dass die Strahlung nur Menschen erreiche, die nicht von anderen verdeckt werden. Und zum anderen sei die Lebensdauer der betrachteten Elektrogeräte niedriger als bei den Gasheizgeräten, sodass bei einem Vergleich der Aufwand der Herstellung eines zusätzlichen Elektrogeräts hinzugerechnet werden müsste.

UBA-Experte Schuberth hatte bereits in der 2009 erschienen Heizpilz-Studie die beheizbaren Flächen von Elektro- und Gasstrahlern verglichen. Das Ergebnis: «Bezüglich der Emissionen macht es keinen großen Unterschied, ob man die Außenflächen mit Elektro oder Gas heizt.» Der CO2-Ausstoß pro Quadratmeter zu beheizender Fläche sei bei beiden Technologien etwa gleich. Er sagt aber auch: «Im Vergleich zu 2009 ist der Strommix heute etwas besser. Das heißt, die Elektrostrahler rutschen etwas runter. Aber immer noch nicht so, dass sie sich signifikant absetzen würden.»

Und auch wenn die Strahler nur mit Ökostrom betrieben würden, seien sie klimapolitisch schwer zu rechtfertigen: «Da muss man sich schon die Frage stellen, ob man mit dem Ökostrom, der ja auch nur begrenzt zur Verfügung steht, nicht auch Sinnvolleres machen kann.» Doch trotz all der Vorbehalte meint Schuberth: «Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn Gastronomen für diesen Winter Heizstrahler anschaffen wollen. Wichtig ist, dass die Heizpilze nach der Corona-Krise dann nicht mehr zum Einsatz kommen.»


 

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